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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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als er dann Grund hatte, das Päckchen abzuschicken, es natürlich an die alte Adresse schickte.
    Von nun an ordnete sich das Knäuel plötzlich auf die schönste Weise. Wir haben von der Existenz dieses Stewards erfahren und daß er ein impulsiver, leidenschaftlicher Mann ist. Denken Sie daran, daß er eine sicherlich viel bessere Stellung aufgab, um seiner Frau nahe zu sein. Außerdem schien er ab und zu stark zu trinken. Wir haben Grund zur Annahme, daß seine Frau ermordet worden ist und daß ein offensichtlich seefahrender Mann ebenfalls zur gle ichen Zeit umgebracht worden ist. Eifersucht bot sich natürlich gleich als Tatmotiv an. Und warum sollten die Belege dieser Tat an Miß Sarah Cushing gesandt werden? Möglicherweise weil sie, während sie in Liverpool wohnte, ihre Hand in dem Spiel gehabt hat, das zu der Tragödie geführt hat. Sie werden wissen, daß diese Schiffahrtslinie die Häfen Belfast, Dublin und Waterford anläuft, so daß, angenommen Browner habe Verbrechen begangen, er schon wieder an Bord seines Schiffes >May Day< war. Belfast wäre dann der erste Ort, von dem aus er sein schreckliches Päckchen abschicken konnte.
    In diesem Stadium wäre auch eine zweite Lösung möglich gewesen. Obgleich ich sie für ausgesprochen unwahrscheinlich hielt, war ich entschlossen, dies zu klären, bevor ich weiter machte. Ein unglücklicher Liebhaber hätte Mr. und Mrs. Browner umbringen können. Dann hätte das männliche Ohr ihrem Mann gehört. Es gab zwar viele ernste Einwände gegen diese Theorie, aber denkbar war es schon. Ich habe deshalb ein Telegramm an meinen Freund Algar von der Liverpooler Polizei geschickt, um durch ihn zu erfahren, ob Mrs. Browner zu Hause sei und ob Browner mit der >May Day< unterwegs ist. Dann sind wir nach Wallington gefahren, um Miß Sarah zu besuchen.
    Ich war neugierig darauf, zu sehen, ob auch sie das Familienohr hatte. Weiter hätte sie uns natürlich wichtige Informationen geben können, aber ich war mir nicht sehr sicher, daß sie das auch tun würde. Sie mußte von der Geschichte ge hört haben, denn ganz Croydon sprach davon, und sie allein würde gewußt haben, für wen das Päckchen bestimmt war. Wenn sie willig gewesen wäre, der Polizei zu helfen, hätte sie sich längst selber melden können. Es war jedoch unsere Pflicht, sie aufzusuchen, und so fuhren wir eben hin. Wir fanden heraus, daß die Nachricht von dem Päckchen - denn ihre Krankheit hatte zu der Zeit eingesetzt - einen solchen Eindruck auf sie gemacht hatte, daß sie ein Gehirnfieber bekam. Es war klarer denn je, daß sie die volle Bedeutung verstand, aber ebenso klar war, daß man wohl eine Weile zu warten hatte, um Unterstützung von ihr zu erhalten.
    Aber wir benötigten ihre Hilfe auch nicht. Unsere Antwort erwartete uns in der Polizeistation.
    Ich hatte Algar gebeten, sein Telegramm dorthin zu schicken. Nichts konnte aufschlußreicher sein. Mrs. Browners Haus war seit drei Tagen verschlossen. Die Nachbarn meinten, sie sei nach Süden gefahren, ihre Verwandten zu besuchen. Und in der Schiffsagentur wurde klarge-stellt, daß sich Browner an Bord der >May Day< befand. Ich habe mir ausgerechnet, daß sie morgen Abend wieder auf der Themse fällig ist. Wenn er dort ankommt, wird ihn der stumpfsinnige, aber resolute Lestrade empfangen. Danach werden wir wohl mit den restlichen Einzelheiten versorgt werden. «
    Sherlock Holmes Erwartung wurde nicht enttäuscht. Zwei Tage später erhielt er einen dicken Briefumschlag, der eine kurze Notiz des Detektivs enthielt und dazu einen maschinenge-schriebenen Bericht, der mehrere große Bögen füllte.
    »Lestrade hat ihn wirklich gekriegt«, sagte Holmes und sah zu mir herüber, »vielleicht interessiert Sie, zu hören, was er schreibt.
    Lieber Mr. Holmes!
    In Übereinstimmung mit dem Plan, den wir gefaßt hatten, um unsere Theorien zu überprüfen, (das >wir< klingt ziemlich gut, nicht, Watson?) bin ich gestern um 6 Uhr abends zum Albert Dock gegangen und habe mich an Bord der S. S. May Day begeben, die zu der Liverpool, Dublin und London Paket-Dampfschiffahrts-Gesellschaft gehört. Auf meine Anfrage erfuhr ich, daß ein Steward mit Namen James Browner an Bord war und daß dieser sich während der Fahrt so außerordentlich aufgeführt habe, daß der Kapitän genötigt war, ihn zu entlassen. Ich ging zu ihm in seine Kabine. Dort fand ich ihn auf seiner Seetruhe sitzen, den Kopf in den Händen, hin und herschaukelnd. Er ist ein großer, kraftvoller Kerl, glattrasiert

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