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Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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tun haben.«
    Eine Droschke kam vorüber als wir aus dem Haus traten, und Holmes winkte sie heran.
    »Wie weit ist es nach Wallington?« fragte er.
    »Nur etwa eine Meile, Sir.«
    »Sehr gut. Steigen Sie ein, Watson. Wir müssen das Eisen schmieden, solange es noch heiß ist. So einfach der Fall auch aussieht, so gibt es in Verbindung damit doch einige sehr interessante Einzelheiten. Halten Sie doch bitte am Telegrafenamt, Kutscher, wenn wir vorbeikom-men. «
    Holmes sandte sein Telegramm ab. Den Rest der Fahrt saß er bequem zurückgelehnt auf seinem Sitz, den Hut über die Nase gezogen, um das Gesicht vor der Sonne zu schützen. Unser Kutscher brachte uns zu einem Haus, das dem, welches wir gerade verlassen hatten, nicht un-
    ähnlich war. Mein Gefährte bat ihn, zu warten. Er hatte schon den Klopfer in der Hand, als die Tür von innen geöffnet wurde. Ein ernster, schwarzgekleideter junger Mann mit einem sehr glänzenden Hut auf dem Kopf erschien.
    »Ist Miß Cushing zu Hause?« fragte Holmes.
    »Miß Sarah Cushing ist sehr krank«, sagte er. »Sie leidet seit gestern an einem Gehirnfieber von sehr ernstem Ausmaß. Ich bin ihr Arzt. Ich kann keine swegs die Verantwortung dafür übernehmen oder es erlauben, daß jemand sie besucht. Ich würde sagen, daß Sie in zehn Tagen oder so noch einmal wiederkommen.« Er zog seine Handschuhe an, zog die Tür hinter sich zu und marschierte die Straße hinunter.
    »Was nicht geht, das geht nicht«, sagte Sherlock Holmes vergnügt.
    »Vielleicht hätte sie Ihnen sowieso nicht viel sagen können.«
    »Ich wollte gar nicht, daß sie mir viel sagt, ich wollte sie nur ansehen. Ich denke jedoch, daß ich weiß, was ich wissen wollte. Kutscher, fahren Sie uns in ein anständiges Hotel, damit wir erst einmal zu Mittag essen. Hinterher können wir ja Freund Lestrade auf der Polizeistation besuchen.«
    Wir nahmen eine kleine, angenehme Mahlzeit ein. Während des Essens wollte Sherlock Ho lmes über nichts anderes als Violinen reden. Er erzählte mit großem Enthusiasmus, wie er seine eigene Stradivari erstanden hatte, die wenigstens fünfhundert Guineen wert war, und die er bei einem jüdischen Händler in der Tottenham Court Road für fünfundfünfzig Schillinge erhandelt hatte. Das brachte ihn zu Paganini. Wir saßen vor einer Flasche Weißwein und er er-zählte mir von diesem außergewöhnlichen Mann eine Anekdote nach der anderen. Inzw ischen war es später Nachmittag geworden. Die heiße Sonnenglut hatte sich in sanften Abendschein verwandelt, als wir uns schließlich auf der Polizeistation einfanden. Lestrade erwartete uns an der Tür.
    »Ein Telegramm für Sie, Mr. Holmes«, sagte er.
    »Ah, das ist die Antwort«, sagte Holmes, riß es auf, überflog es und knüllte es in seine Tasche. »Das wäre in Ordnung«, sagte er.
    »Haben Sie etwas herausgefunden?«
    »Ich habe alles herausgefunden.«
    »Was!« Lestrade starrte ihn in großer Verwunderung an. »Sie machen Witze. «
    »Noch nie in meinem Leben war ich ernster. Ein schockierendes Verbrechen ist verübt wo rden, und ich glaube, ich habe jedes Detail aufgedeckt.«
    »Und wer ist der Verbrecher?«
    Holmes schrieb ein paar Worte auf die Rückseite eine r seiner Visitenkarten und warf sie zu Lestrade hinüber.
    »Das ist der Name«, sagte er. »Aber sie können bis frühestens morgen Abend keinen Haftbefehl erlassen. Ich würde es begrüßen, wenn Sie meinen Namen in Verbindung mit diesem Fall nicht erwähnen, weil ich mir einen Fall ausgesucht hätte, dessen Lösung mindestens ein paar Schwierigkeitsgrade höher liegt. Kommen Sie, Watson. « Zusammen verließen wir die Polizeistation. Lestrade starrte immer noch mit erfreutem Gesicht auf die Karte, die Holmes ihm zugeworfen hatte.
    »Dieser Fall«, sagte Holmes, als wir am Abend zigarrerauchend in unserer Wohnung in der Baker Street zusammensaßen und plauderten, »ist einer von denen, wo wir genötigt waren, das Pferd von hinten aufzuzäumen, nämlich von der Wirkung auf die Ursache zu schließen.
    Ähnlich lagen die Fälle, die Sie unter den Titeln »Eine Studie in Scharlachrot« und »Im Ze ichen der Vier« beschrieben haben. Ich habe Lestrade geschrieben und ihn um weitere Details gebeten, die wir jetzt benötigen und die er nur bekomme n kann, wenn er den Mann verhaftet.
    Das wird er ordentlich machen. Er hat zwar absolut keinen Verstand, aber er hält's fest wie eine Bulldogge, wenn er erst mal weiß, was er tun soll. In Wirklichkeit ist es seine Verbissen-heit, die ihn

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