Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Sherlock Holmes - Der Rote Kreis

Titel: Sherlock Holmes - Der Rote Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
du nicht einmal fünf Minuten ohne Mary glücklich sein, Jim?« fragte sie mich. »Es ist wirklich kein Kompliment für mich, wenn du nicht einmal für eine kurze Weile mit meiner Gesellschaft zufrieden sein kannst.«
    »Ist schon gut, mein Mädchen«, sagte ich und streckte ihr freundlich meine Hand entgegen.
    Aber sie nahm sie im gleichen Augenblick in beide Hände, und sie brannten, als wenn sie Fieber hätte. Ich sah ihr in die Augen und begriff alles. Es war nicht nötig, daß sie etwas sagte. Auch ich brauchte nichts zu sagen. Ich krauste die Stirn und entzog ihr meine Hand. Einen Augenblick stand sie schweigend neben mir. Dann begann sie, meine Schulter zu streicheln.
    »Fall nicht um, alter Jim«, sagte sie mit spöttischem Gelächter und lief aus dem Zimmer.
    Nun, von diesem Augenblick haßte Sarah mich von ganzem Herzen und sie ist eine Frau, die sich aufs Hassen versteht. Ich war ein Narr, es zuzulassen, daß sie weiterhin bei uns wohnte -
    ein ganz idiotischer Narr! - Ich sagte kein Wort zu Mary, denn ich wußte, daß es sie traurig machen würde. Das Leben ging weiter, als wenn nichts geschehen wäre. Nach einiger Zeit fand ich, daß Mary sich verändert hatte. Früher war sie so vertrauensvoll und unschuldig gewesen, aber nun wurde sie seltsam und argwöhnisch. Sie wollte wissen, wo ich gewesen war und was ich getan hatte, von wem meine Briefe waren, die ich in der Tasche hatte und tausend solcher Unsinnigkeiten. Von Tag zu Tag wurde sie argwöhnischer und nervöser. Wir stritten uns endlos um Kleinigkeiten. Ich verstand nicht, was ablief. Sarah ging mir nun aus dem Weg, aber sie und Mary waren unzertrennlich. Jetzt kann ich wohl sehen, wie sie ein Kom-plott geschmiedet und geplant hat und langsam und bewußt meine Frau gegen mich einge-nommen hat. Aber ich war blind wie ein Maulwurf und begriff nichts. Dann fing ich wieder zu trinken an. Ich weiß, daß ich niemals wieder getrunken hätte, wenn Mary so wie immer gewesen wäre. Jetzt hatte sie wenigstens Grund, mich zu verabscheuen. Der Riß zwischen uns wurde größer und größer. Dann tauchte Alec Fairbairn auf und die Dinge wurden noch tausendmal schwärzer.
    Zuerst kam er ins Haus, um Sarah zu besuchen, aber dann kam er unseretwegen. Er hatte eine gewinnende Art und freundete sich schnell mit Leuten an. Er war ein schmucker Kerl, und hatte die halbe Welt gesehen und konnte reden von dem, was er gesehen hatte. Er war ein guter Gesellschafter, das kann ich nicht abstreiten. Für einen Seemann hatte er eine sehr höfliche Art. Ich glaube, es hat für ihn auch schon bessere Zeiten gegeben. Einen Monat lang war er sehr oft bei uns, und niemals habe ich daran gedacht, daß seine sanfte Tour uns etwas anhaben könnte. Irgendwie wurde ich aber doch argwöhnisch. Von dem Tag an war mein Friede für immer dahin.
    Es war eigentlich nur eine kleine Sache. Ich war unerwartet ins Wohnzimmer gekommen. Als ich durch die Tür kam, lag ein Willkommenslächeln auf dem Gesicht meiner Frau. Aber als sie sah, daß ich es war, verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht und sie wandte sich mit einem enttäuschten Blick ab. Das genügte mir. Sie hatte Alex Fairbairns Schritt mit meinem verwechselt. Wenn er damals in der Nähe gewesen wäre, hätte ich ihn gleich umgebracht, denn ich bin immer schon ein Verrückter gewesen, wenn mein Zorn erst mal wach war. Mary sah das teuflische Feuer in meinen Augen. Sie lief mir in die Arme. »Nicht Jim, tu's nicht!«
    sagte sie. »Wo ist Sarah?«, fragte ich. »In der Küche«, sagte sie. »Sarah«, sagte ich, als ich in die Küche kam, »dieser Fairbairns kommt mir nicht wieder ins Haus!«
    »Warum nicht«, sagte sie.
    »Weil ich es so will.«
    »Oh!« sagte sie, »wenn meine Freunde nicht gut genug für dieses Haus sind, dann kann ich ja gehen.«
    »Du kannst tun, was du willst«, sagte ich, »aber wenn Fairbairn hier wieder auftaucht, dann schick ich dir eines seiner Ohren zum Andenken.« Mein Gesicht muß ihr wohl einen Schrecken eingejagt haben, glaube ich, denn sie antwortete mir mit keinem Wort und noch am gle ichen Abend hat sie mein Haus verlassen.
    Ich weiß nicht, ob sich die Frau das, was dann kam, als echte Teufelei ausgedacht hat oder ob sie meinte, sie könne mich gegen meine Frau einnehmen, indem sie sie verführte, fremdzuge-hen. Jedenfalls mietete sie ein Haus, nur zwei Straßen von unserem entfernt, und vermietete an Seeleute. Fairbairn wohnte dort und Mary ging hin und trank Tee mit ihrer Schwester und mit ihm. Wie

Weitere Kostenlose Bücher