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Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Sherlock Holmes - gesammelte Werke

Titel: Sherlock Holmes - gesammelte Werke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anaconda
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High Narrow.«
    »Von dem Hetzjagdverein steht nichts darin, Watson«, sagte Holmes mit einem boshaften Lächeln, »aber ein Landarzt ist er, wie Sie sehr scharfsinnig geschlossen haben. Mir scheint, meine Annahmen finden sich völlig bestätigt. Nun zum Charakter unseres Mannes! Ich sagte, wenn ich mich nicht irre, er sei liebenswürdig, ohne Ehrgeiz und zerstreut. Meine Erfahrung lehrt mich, dass auf dieser Welt nur ein liebenswürdiger Mensch solche Freundschaftsgaben empfängt, dass nur einer ohne Ehrgeiz London verlässt, um aufs Land zu gehen, und dass nur ein Zerstreuter statt einer Visitenkarte seinen Spazierstock zurücklässt, nachdem er eine Viertelstunde im Wartezimmer gesessen hat.«
    »Und der Hund?«
    »Hat die Gewohnheit gehabt, seinem Herrn den Stock nachzutragen. Da der Stock schwer ist, hat der Hund ihn fest an der Mitte gepackt, und die Eindrücke seiner Zähne sind sehr deutlich sichtbar. Die Kinnlade des Hundes ist, nach dem Abstand der Zahnspuren zu schließen, zu breit für einen Teckel und nicht breit genug für eine Dogge. Vielleicht war es – ja, beim Zeus! – es ist ein brauner Jagdhund!«
    Holmes war während des Sprechens aufgestanden und im Zimmer auf und ab gegangen. Dann war er in der Fensternische stehen geblieben. In dem Klang seiner Stimme lag eine solche Überzeugung, dass ich überrascht aufblickte.
    »Aber, werter Freund, wie können Sie bloß so etwas mit solcher Bestimmtheit behaupten?«
    »Aus dem sehr einfachen Grund, weil ich den Hund selber auf der Straßentreppe sehe, und da klingelt auch schon sein Herr. Bitte bleiben Sie hier, Watson. Er ist ein Kollege von Ihnen, und Ihre Gegenwart kann mir vielleicht von Nutzen sein. Nun, Watson, kommt der dramatische Schicksalsaugenblick – Sie hören einen Schritt auf der Treppe – er tritt in Ihr Leben hinein, und Sie wissen nicht, bringt er Ihnen Gutes oder Böses. Was will Dr. James Mortimer, der Mann der Wissenschaft, von Sherlock Holmes, dem Spezialisten des Verbrechens? ... Herein!«
    Die äußere Erscheinung unseres Besuchers war eine Überraschung für mich, denn ich hatte den Typus eines Landarztes erwartet. Es war ein sehr großer, dünner Mann mit einer großen schnabelförmigen Nase, die zwischen zwei scharfen, dicht zusammenstehenden grauen Augen hervorsprang. Diese Augen sah man durch die Gläser einer goldenen Brille funkeln. Die Kleidung war im Schnitt seinem Stand entsprechend, jedoch ziemlich abgetragen; der Gehrock hatte blanke Nähte und die Hosen waren unten ausgefranst. Trotz seiner Jugend hielt er den langen Rücken bereits gekrümmt; beim Gehen streckte er mit einem wohlwollenden Ausdruck den Kopf vor. Beim Eintreten fiel sein Blick auf den Stock, den Holmes noch in der Hand hielt, und er lief mit einem freudigen Ausruf auf ihn zu.
    »Ich bin wirklich so froh!«, sagte er. »Ich wusste nicht genau, ob ich ihn hier oder auf der Schiffsagentur vergessen hatte. Nicht um alles in der Welt möchte ich diesen Stock verlieren!«
    »Ein Geschenk, wie ich sehe!«, bemerkte Holmes.
    »Ja.«
    »Vom Charing-Cross-Hospital?«
    »Von ein paar Freunden dort bei Gelegenheit meiner Heirat.«
    »Ach herrje, das ist schade!«, rief Holmes kopfschüttelnd.
    Dr. Mortimer blinzelte in gelindem Erstaunen Holmes durch die Brillengläser hindurch an.
    »Warum ist das schade?«
    »Ach, Sie haben nur unsere kleinen Mutmaßungen ein bisschen in Unordnung gebracht. Bei Ihrer Heirat, sagten Sie?«
    »Jawohl. Ich heiratete und ging deshalb vom Hospital weg und gab damit alle Hoffnungen auf eine bequeme Praxis auf. Ich musste mir aber meinen eigenen Haushalt einrichten.«
    »Ei sieh, da sind wir im Großen und Ganzen ja doch nicht so sehr auf dem Holzweg!«, sagte Holmes. »Und nun, Herr Doktor James Mortimer ...«
    »Kein Doktor, mein lieber Herr – ein bescheidener praktischer Arzt nur!«
    »Und augenscheinlich ein Mann von scharfem Geist.«
    »Ein Lehrling auf dem Gebiet der Wissenschaft, Mr Holmes, ein Anfänger, der am Strand des großen unbekannten Weltmeeres Muscheln aufliest! Ich vermute, dass ich mit Mr Sherlock Holmes spreche und nicht mit ...«
    »Nein – der Herr hier ist mein Freund Dr. Watson.«
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen, Herr Doktor. Ich habe Ihren Namen in Verbindung mit dem Ihres Freundes erwähnen hören. Sie interessieren mich außerordentlich, Mr Holmes. Ich hatte an Ihnen kaum einen solchen dolichocephalen Schädel und eine derartig ausgeprägte supraorbitale Stirnentwicklung erwartet. Würden Sie etwas

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