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Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier

Titel: Sherlock Holmes - Im Zeichen der Vier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Adresse geben können. Aber ich fürchtete, sie könnten meine Bitte mißachten und unangenehme Leute
    mitbringen. Ich nahm mir daher die Freiheit heraus, die Verabredung so zu treffen, daß mein Bote Williams imstande wäre, Sie zuerst zu sehen. Ich habe volles Vertrauen in seine Verschwiegenheit, und er hatte Weisung, die Sache nicht weiter voranzutreiben, wenn Sie ihm mißfielen. Entschuldigen Sie diese Vorsichtsmaßnahmen, aber ich bin ein Mensch von besonderem, ja ich könnte sogar sagen: verfeinertem Geschmack, und es gibt nichts, was unästhetischer ist als ein Polizist. Vor allen Formen des groben Materialismus habe ich einen natürlichen Schauder. Selten komme ich mit der ungeschliffenen Masse in Kontakt. Es ist wichtig für mich, ein klein wenig Eleganz um mich herum zu haben. Ich könnte mich einen Förderer der Künste nennen. Das ist meine Schwäche. Die Landschaft ist ein echter Corot, und obgleich ein Kenner vielleicht an diesem Salvator Rosa Zweifel anmelden wird, kann es wegen des Bou-guereau nicht den geringsten Zweifel geben. Ich habe eine Vorliebe für die moderne französische Malerei.«
    »Sie werden entschuldigen, Mr. Sholto«, sagte Miß Morstan, »aber ich bin auf Ihr Ersuchen hier, um zu erfahren, was Sie mir mitzuteilen wünschen. Es ist schon sehr spät, und ich wäre dankbar, wenn wir das Gespräch so kurz wie möglich halten und nicht zu lange ausdehnen.«
    »Es braucht aber in jedem Fall seine Zeit«, antwortete er, »denn wir werden sicherlich nach Norwood müssen, um Bruder Bartholomäus zu besuchen. Wir sollten alle versuchen, ob wir Bruder Bartholomäus umstimmen können. Er ist sehr ärgerlich auf mich, weil ich Schritte unternommen habe, die mir richtig schienen. Ich hatte mit ihm gestern abend einen ziemlich heftigen Disput. Sie können sich nicht vorstellen, wie schrecklich böse er werden kann, wenn er zornig ist.«
    »Wenn wir nach Norwood wollen, wäre es vielleicht das Beste, sich gleich auf den Weg zu machen«, wagte ich zu bemerken.
    Er lachte, bis sein Gesicht ganz rot war.
    »Das wäre wohl sehr unklug«, rief er. »Ich weiß nicht, was er sagen würde, wenn ich Sie so plötzlich anbrächte. Nein, erst muß ich Sie vorbereiten, indem ich Ihnen zeige, wie wir alle zueinander stehen. Vor allem muß ich Ihnen sagen, daß es in der Geschichte mehrere Punkte gibt, die ich selber nicht kenne. Ich kann die Fakten nur insoweit vor Ihnen ausbreiten, als sie mir selbst bekannt sind.
    Mein Vater war, wie Sie wohl schon erraten haben, John Sholto, ehemals Major in der indischen Armee.
    Vor etwa elf Jahren ging in den Ruhestand und lebte seitdem in Pondicherry Lodge in Upper Norwood.
    Er war in Indien zu Wohlstand gekommen und brachte eine beträchtliche Summe Geldes mit, eine große Sammlung wertvoller Raritäten und eingeborene Diener als Personal. Damit hatte er die Möglichkeit, sich ein Haus zu kaufen, und lebte in großem Luxus. Mein Zwillingsbruder Bartholomäus und ich waren die einzigen Kinder.
    Ich erinnere mich noch sehr gut, welches Aufsehen das Verschwinden von Captain Morstan auslöste. Wir lasen die Einzelheiten in den Zeitungen, und da wir wußten, daß er ein Freund unseres Vaters gewesen war, besprachen wir den Fall offen und ohne Hemmungen in seiner Gegenwart. Er pflegte sich
    einzuschalten und an unseren Mutmaßungen teilzunehmen, was geschehen sein könnte. Nie, auch nicht einen Augenblick, vermuteten wir, daß er das ganze Geheimnis in seiner Brust barg und er allein der einzige Mensch war, der Arthur Morstans Schicksal kannte.
    Was wir aber wußten, war der Umstand, daß sich unser Vater wirklich bedroht fühlte. Er fürchtete sich sehr, allein auszugehen, und hatte immer zwei Preisboxer engagiert, die in Pondicherry Lodge als Pförtner füngierten. Williams, der Sie heute abend fuhr, war einer von ihnen. Er war einst Meister von England im Leichtgewicht. Unser Vater wollte uns nie sagen, was er befürchtete, aber er hatte eine höchst auffällige Aversion gegen Männer mit einem Holzbein. Bei einer Gelegenheit feuerte er tatsächlich mit seinem Revolver auf einen Mann mit Holzbein, der, wie sich herausstellte, ein harmloser Handelsvertreter war, der nichts weiter als Aufträge erzielen wollte. Wir mußten eine große Summe zahlen, um diese unangenehme Sache zu vertuschen. Mein Bruder und ich hielten dies nur für eine seltsame Schrulle meines Vaters, aber seitdem haben die Ereignisse uns dazu gebracht, daß wir unsere Meinung änderten.
    Es war Anfang des

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