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Sherlock Holmes in Dresden

Sherlock Holmes in Dresden

Titel: Sherlock Holmes in Dresden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schüler
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Lederriemen festgeschnallt worden. Die Knochen wurden von einer pergamentartigen Haut umspannt. Von dem Totenschädel standen weiße Haarbüschel wie dünner Flaum ab. Ich trat einen Schritt näher heran und versuchte zu verstehen, was ich sah. In diesem Moment öffnete das Skelett seine Augen und schaute mich an. Der Mund öffnete sich. Ein krächzender Laut war zu hören.
    In meinem Leben als Arzt hatte ich viel menschliches Leid sehen müssen. Aber was ich hier erlebte, war selbst für mich zu viel. Ich schrie auf und rannte in heller Panik auf den Flur hinaus.
    Holmes fing mich auf. »Dr. Hasse hat mit seiner Vermutung also recht gehabt. Dieser unsägliche von Schleuben-Aumont bringt alleinstehende Patienten in seine Gewalt, um sich in den Besitz ihrer Vermögen zu bringen. Anschließend quält er seine Opfer zu Tode, indem er sie allmählich verhungern und verdursten lässt. Aber der Teufel wird nicht mehr lange triumphieren, das schwöre ich dir.« Zorn umwölkte sein Auge.
    Wir gingen weiter. Ich besaß nicht den Mut, in einen weiteren Verschlag zu blicken. Hinter der nächsten Biegung versperrte uns eine graue Stahltür mit eingelassener Milchglasscheibe den Weg. Sie war nicht verschlossen.
    Holmes drückte die Klinke nach unten und spähte durch den Spalt. »Geradezu ist eine Wand. Der Gang biegt scharf nach links ab. Ich gehe nachsehen. Du bleibst hier und hältst mir den Rücken frei. Sobald jemand kommt, schießt du, ohne viel zu fragen.«
    Ich nickte und sah meinem Freund hinterher. Er verschwand um die Ecke. Alles blieb ruhig.
    [ 1 ] Lange Balken (Leib), in die kreuzweise spitze Latten (Federn) so aneinandergesteckt sind, dass niemand hindurchkriechen kann.
    [ 2 ] Der britische Erfinder Jeremiah Chubb (1793 - 1839) ließ 1818 ein Sicherheitsschloss patentieren, das von seinem Bruder Charles Chubb (1779 - 1846) weiterentwickelt wurde. Die Geschwister gründeten eine gemeinsame Firma, die zwar mehrfach die Besitzer wechselte, aber bis zum heutigen Tage unter dem Markenzeichen
Chubb
Sicherheitsschlösser produziert.
    In Arthur Conan Doyles Erzählung
Ein Skandal in Böhmen
aus dem Band
Die Abenteuer des Sherlock Holmes
spielte ein Chubb-Schloss bereits einmal eine Rolle.

I M V ERLIES
    Aus den Aufzeichnungen von Dr. Watson
    26.10.1913, Burg Zingel
    Draußen auf dem Hof hörte ich Motorengeräusche. Eine Tür wurde zugeschlagen. Mir fiel ein Stein vom Herzen. Endlich war die Verstärkung eingetroffen. Einige Zeit später hörte ich hinter mir ein leises Knirschen. Es klang so, als ob ein Stiefel auf einen kleinen Putzbrocken getreten wäre. Ich drehte mich um und ließ den Revolver sinken. Nur wenige Schritte von mir entfernt war urplötzlich Winfried von Lauschbach-Hecker aufgetaucht. Er lächelte mich freundlich an. Diesmal war der Dresdener Geheime Polizeirat nicht in Zivil, sondern trug eine dunkelblaue Uniform mit Stehkragen und goldener Knopfleiste. Er hatte sich doch frei machen können. In der rechten Hand hielt er einen Selbstlader mit gesenktem Lauf. Ich erkannte das Modell. Es war eine Borchardt-Luger-Pistole.
    Ich fragte völlig verblüfft: »Wie haben Sie uns gefunden? Aber Sie kommen genau im rechten Moment.«
    »Das will ich wohl meinen«, sagte der Polizeibeamte. »Stecken Sie nun bitte Ihren Revolver weg. Den benötigen Sie nicht mehr. Jetzt hat alles seine Ordnung. Sie sind in Sicherheit.«
    Ich tat, wie mir geheißen.
    Von Lauschbach-Hecker kam ein Stück näher, hob beide Hände, als ob er mich umarmen wollte, und knallte mir im nächsten Moment den Metallgriff der schweren Pistole mit voller Wucht gegen meine linke Schläfe. Ich ging zu Boden, wurde aber nicht ohnmächtig.
    Der Geheime Polizeirat packte mich am Schlafittchen, zerrte mich hoch und nahm mir meine Waffe ab. Dann sagte er: »Seien Sie unbesorgt, mein lieber Watson. Gleich wird sich alles aufklären.«
    Mir lief Blut die Wange hinunter. Wenn es so weiterging, würde mein Vorrat an diesem kostbaren Lebenssaft bald aufgebraucht sein. Von Lauschbach-Hecker stieß mich durch die Tür.
    In diesem Moment hörte ich Holmes rufen: »Watson, aufgepasst, es ist eine Falle!« Mein Freund kam um die Ecke gerannt.
    Der Geheime Polizeirat stand hinter mir und presste mir die Mündung der Selbstladepistole an meine schmerzende Schläfe. Er sagte: »Lassen Sie die Waffe fallen, Mr. Holmes, oder für Ihren treuen Adlatus hat das letzte Stündchen geschlagen.«
    Colonel Morans Revolver polterte auf die Dielen.
    *
    Wie die Angeklagten vor dem

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