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Sherlock Holmes in Dresden

Sherlock Holmes in Dresden

Titel: Sherlock Holmes in Dresden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schüler
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Stelle. Ich bin gleich bei dir.«
    Ein Streichholz flammte auf. Ich stand auf einem zwei Meter breiten Absatz. Die Stufen führten weiter hinunter in den Berg. Ihr Ende konnte ich nicht erkennen.
    »Ein Glück, du lebst«, ließ sich Holmes erleichtert vernehmen. »Bist du schwer verletzt?«, fragte er mich zum zweiten Mal innerhalb weniger Stunden.
    »Ich glaube nicht. Ich fühle mich nur noch viel benommener als vorher schon.«
    Das Streichholz verlosch. »Wir haben keine andere Wahl. Wir müssen tiefer hinab. Zurück können wir nicht. Den Polizisten habe ich niedergeschlagen. Sein hübsches Gesicht hat dabei einigen Schaden genommen.«
    Wir begannen mit dem Abstieg. Der Gang führte steil nach unten. Es schien sich um eine natürliche Felsspalte mit eingemeißelten Stufen zu handeln. In regelmäßigen Abständen waren eiserne Ringe in die Seitenwände eingelassen, doch das Haltetau, welches sie möglicherweise einstmals geführt hatten, gab es nicht mehr. Die Temperatur nahm merklich ab, und aus der Tiefe wehte uns ein kühler Luftzug entgegen.
    Nach etwa hundert Stufen kamen wir zu einem weiteren Zwischenabsatz. Holmes opferte das nächste Streichholz. Ein anderer Gang führte schrägwinkelig nach oben. »Wir sollten hier hinaufsteigen und nachsehen, wohin diese Treppe führt.«
    Die Zeit in der Dunkelheit schien sich zu dehnen. Ich war bereits völlig außer Atem, als der Weg nach schier unzähligen Stufen vor einer senkrechten Wand endete. Sie war völlig glatt.
    »Verdammt, zugemauert!«
    Wir stiegen wieder hinunter zu dem Zwischenabsatz und dann noch etliche Stufen weiter, bis wir auf einen Quergang trafen. »Wohin wollen wir gehen? Nach links oder nach rechts?«, fragte ich.
    »Nach rechts, meine Herren, wenn ich bitten darf«, ließ sich wenige Schritte neben uns in der Dunkelheit die Stimme von Colonel Moriarty vernehmen. Eine Blendlaterne flammte auf.
    »Sie haben bereits wesentlich mehr Unheil angerichtet, als Ihnen zugestanden hätte. Colonel Moran ist tot. Der GeheimePolizeirat von Lauschbach-Hecker leidet unter starken Kopfschmerzen und muss sich für eine Weile ausruhen. Mein Sohn hat Angst vor der Dunkelheit, weil ihn Albträume quälen. Also musste ich mich in meinem hohen Alter höchstpersönlich hier runter bemühen. Dabei hasse ich es, Treppen steigen zu müssen. Aber wir wollen aus der Not eine Tugend machen. Eigentlich sollte jeder von Ihnen ein hübsches Einzelzimmer oben im Gang bekommen. Doch da Sie schon einmal hier unten sind, können Sie auch hier unten bleiben. Ein lauschiges Zimmer ist vor Kurzem frei geworden. Die Einrichtung ist, zugegeben, etwas rustikal, und die sanitären Anlagen lassen zu wünschen übrig. Es wird Ihnen trotzdem gefallen, da bin ich mir sicher. Sie werden jede Minute bei uns genießen. Aber das hatte Ihnen je bereits mein Sohn versprochen. Kommen Sie bitte.«
    »Und wenn wir uns weigern?«
    »Kein Problem, ich verstehe mich auf die Kunst des Überzeugens. Zu diesem Zweck benutze ich heute eine Borchardt-Luger-Pistole. Da, sehen Sie. Das ist deutsche Wertarbeit vom Kaliber 7,65 Millimeter. Der Geheime Polizeirat hat sie mir freundlicherweise ausgeliehen. Solange er erschöpft auf der Ottomane liegt, benötigt er sie nicht. Und nun kommen Sie bitte. Es ist nicht weit. Volkmar wartet bereits auf Sie.«
    »Wer ist Volkmar?«
    »Ein anderer Entdeckungsreisender. Er traf etwa vor zwei Jahren bei uns ein. Es scheint ihm hier zu gefallen. Auf jeden Fall hat er noch nichts Gegenteiliges geäußert.«
    Vor uns tat sich ein ausladendes Gewölbe auf. Colonel Moriarty leuchtete auf ein schweres Eisengitter im Felsboden. Es hatte in etwa die Größe einer Bettstatt und wurde von einem stabilen Bolzen gesichert. »Klappen Sie es hoch und klettern Sie nach unten. Bis zum Boden sind es etwa zweiund ein halber Meter. Vorher ziehen Sie bitte Ihre Jacken aus. Ich möchte alle weiteren unangenehmen Überraschungen vermeiden.«
    Holmes wuchtete das bleierne Gitter empor. Er musste sich mächtig anstrengen, um es bis zur Senkrechten anzuheben. Auf seiner Stirn und am Hals quollen die Adern hervor. »Bitte, fuchteln Sie nicht ständig mit dem Revolver herum. Er könnte versehentlich losgehen«, bat er dabei.
    »Mann, sind Sie blöd«, stöhnte Colonel Moriarty. »Sie können noch nicht einmal einen Revolver von einer Pistole unterscheiden. Kein Wunder, dass Sie sich ständig übertölpeln lassen. Mir ist völlig schleierhaft, wie Sie zu Ihrem Ruf als gewitzter Detektiv gelangen

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