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Sherlock Holmes in Dresden

Sherlock Holmes in Dresden

Titel: Sherlock Holmes in Dresden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schüler
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konnten.«
    »Ich kann nicht klettern«, intervenierte ich. »Meine linke Hand ist verletzt.«
    »Jetzt habe ich aber langsam die Faxen dicke«, entgegnete der Colonel und versetzte mir einen harten Stoß gegen die Brust.
    Ich wankte nach hinten und fiel rücklings durch die Öffnung nach unten. Es gab ein dumpfes Geräusch, und eine Staubwolke stieg auf. Glücklicherweise hatte ein großer Haufen Stroh meinen Aufprall gemildert. Trotzdem tat mir das Kreuz weh.
    Oben fiel ein Schuss. Es gab ein Handgemenge. Gleich darauf kam Holmes angeflogen. Das Gitter fiel krachend zu.
    Colonel Moriarty wankte hin und her. Er stöhnte und ließ die Lampe fallen. Dann ging er in die Knie, schließlich sank er völlig nieder. Er zappelte noch eine Weile im Todeskampf und blieb am Ende regungslos auf dem Gitter liegen.
    »Es tut mir leid«, sagte Holmes zum wiederholten Male. »Ich musste Moriarty vorhin zur Weißglut bringen, damit ich heimlich das Terzerol aus meiner Tasche ziehen konnte. Ichhatte es mir sicherheitshalber von Mycroft vor dessen Abreise ausgeborgt. Es war unsere einzige Chance.«
    »Und die ist nun gründlich vertan«, erwiderte ich und deutete nach oben. »Das Gitter alleine ist schon schwer genug. Jetzt liegt auch noch der Fettsack obenauf. Der Ausgang ist versperrt.«
    »Keine Bange, wir werden schon eine Lösung finden«, tröstete mich Holmes. »Bisher hat sich uns immer ein Schlupfloch aufgetan. Wir dürfen nur nicht verzagen.«
    Irgendetwas drückte mich von hinten. Ich streckte die Hand aus und tastete. Ich hatte Volkmar gefunden. Sein Gerippe steckte in brüchigen Kleidern. Pietät konnte ich mir nicht leisten. Ich untersuchte die Taschen des Toten. Vielleicht hatte er etwas Brauchbares dabei. Ich fand nichts außer Staub und vertrockneten Würmern.
    Mein Zorn war verflogen. »Es tut mir leid, dass ich vorhin nicht auf dich gehört habe. Ich hätte mich vom Polizeirat nicht überrumpeln lassen dürfen. Aber ich war völlig überrascht. Außerdem trug er eine Uniform.«
    »Ich ahnte von Anfang an, dass mit dem Burschen etwas faul war.«
    »Interessant. Woher rührt dieser Argwohn, wenn ich fragen darf?«
    »Der Geheime Polizeirat weigerte sich, unter Berufung auf irgendwelche ominösen Dienstvorschriften, uns bei den Ermittlungen zu helfen. Dagegen hat er kein Problem damit gehabt, eine Straftat zu begehen und uns mit gefälschten Empfehlungsschreiben auszustatten. So etwas macht kein vernünftiger Polizist. Der Grund dafür, weshalb es Winfried von Lauschbach-Hecker trotzdem tat, ist elementar. Er ist nicht das geringste Risiko eingegangen, als er für uns die Fälschungen anfertigen ließ. Er wusste nämlich ganz genau,dass die Zeugnisse nicht in falsche Hände gelangen würden.«
    »Es wäre sehr hilfreich gewesen, wenn du mir diese wichtige Erkenntnis rechtzeitig mitgeteilt hättest und nicht erst jetzt, wo wir im tiefsten Schlamassel sitzen.«
    »Das stimmt. Ich entschuldige mich dafür. Es war die Macht der Gewohnheit. Aber ich gelobe Besserung.«
    »Wann soll das sein?«, fragte ich spitz zurück. »In unserem nächsten Leben? Hier unten gibt es nicht mehr viel falsch zu machen.«
    In diesem Moment hörten wir eine Art fernes Donnergrollen.
    »Ich glaube, wir sind gerettet«, sprach Holmes erfreut. »Die Kavallerie rückt vor.«
    »Wer soll das sein?«
    »Unser Leipziger Freund, der Kriminalinspektor Hartmann Belzig!«
    »Auf welche Weise soll er in der fernen Messestadt herausgefunden haben, dass wir in einem Burgverlies gefangen gehalten werden?«, fragte ich spitz. »Besitzt er etwa telepathische Fähigkeiten?«
    »Nein, als ich gestern in Tennendorf das Pferdefuhrwerk ausgeliehen hatte, bin ich nicht auf direktem Weg zu dir zurückgefahren. Ich habe noch einen Abstecher nach Sollstädt gemacht. Die Ortschaft liegt eine halbe Stunde entfernt. Der Bauer hatte mir verraten, dass es dort ein Kaiserliches Postamt gibt. Vor dort aus habe ich eine dringende Depesche an den Kriminalinspektor geschickt, so wie wir es besprochen hatten.«
    »Auch dieses Wissen hätte mir nicht geschadet. Dann wäre ich nicht dem Geheimen Polizeirat auf den Leim gegangen.« Ich schwieg eine Weile verärgert, dann setzte ich hinzu: »Wiesoll er uns hier unten finden? Er wird Tage dauern, ehe er das gesamte Gelände abgesucht hat. Bis dahin sind wir hier unten verdurstet.«
    »So lange wollen wir nicht warten. Wir werden ihm vorher ein Zeichen geben«, entgegnete mein Freund und begann das Stroh aufzuhäufeln. Dann steckte er

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