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Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt

Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt

Titel: Jerry Cotton - 0588 - Sie hatten mich schon eingesargt Kostenlos Bücher Online Lesen
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Sie kamen von links. Zwei schäbige Typen, wie sie in dieser Gegend allerdings nicht auffielen. Gemächlich schlenderten sie heran, während alles andere in der hektischen Bewegung der abendlichen Rush Hour war.
    Der blinde Bettler sah sie kommen und wußte, daß er von den beiden nichts zu erwarten hatte, außer vielleicht einen Tritt unter den alten Helm, den er in den Händen hielt und in dem sich erst ein paar Dimes angesammelt hatten. Trotzdem leierte er weiter: »Veteran von Vietnam! Laßt mich nicht hungern, Brüder und Schwestern! Veteran von Vietnam…«
    Die beiden Männer waren jetzt dicht vor dem Bettler. Der größere wandte sich um und nickte einem milchigweißen Chevrolet entgegen, der langsam am Bordstein entlangrollte. Der andere nahm etwas aus seiner ausgebeulten Rocktasche und legte es dem blinden Bettler in den Helm.
    »Da, Kumpel«, sagte er mitfühlend. Mit einem Satz waren die beiden Männer dann in dem Wagen, der schnell davonfuhr.
    Der blinde Bettler sah erstaunt auf das Päckchen in der Höhlung des Helms. Er wollte danach greifen, als plötzlich die Umhüllung aus Packpapier mit einem zischenden Laut zerriß. Das Päckchen platzte auseinander. Dichter bräunlicher Rauch schoß daraus hervor. Wo er die Hände des blinden Bettlers traf, sein Gesicht, die ungeschützten Augen, brannte es wie Feuer.
    Der Mann warf den Helm mitsamt dem qualmenden Päckchen von sich und preßte die Hände vors Gesicht. Ein Stöhnen kam von seinen Lippen, das in einem röchelnden Schrei endete. Dann brach er in die Knie und sank auf dem Bürgersteig zusammen.
    Ein Windstoß wehte den braunen Qualm auf ihn zu wie eine Wolke, die ihn sekundenlang umfing.
    Die Menge, die sich sofort angesammelt hatte, hielt sich in respektvoller Entfernung. Ein Arbeiter im blauen Overal bekam etwas von dem Rauch ab, krümmte sich zusammen und begann krampfhaft zu husten.
    »Weg!« stieß er zwischen den Hustenanfällen hervor und ruderte wild mit den Armen. »Das ist… Giftgas! Weg hier!«
    Der blinde Bettler war reglos zusammengesunken.
    Die Menge teilte sich und ließ einen Polizisten durch.
    »Was brennt denn hier?« fragte er. Dann sah er den leblosen Mann auf dem Bürgersteig liegen und einen zweiten im Hustenkrampf vornübergebeugt. Ohne sich mit Einzelheiten aufzuhalten, winkte er zu dem Streifenwagen hinüber.
    »Ambulanz, Ken! Und sicherheitshalber die Feuerwehr!«
    Der Helm des blinden Bettlers war in den Rinnstein gekollert und qualmte nur noch schwach.
    »Wie ist denn das passiert?« fragte der Polizist in die Runde der teilnahmslos bis neugierig blickenden Gesichter. »Tatzeugen?«
    Niemand rührte sich. Dann, nach einigem Zögern drängte sich eine nette alte Dame vor. Sie trug einen altmodischen Beutel, den sie sorgsam an sich gepreßt hielt.
    »Der da«, sagte sie lebhaft und wies auf den blinden Bettler, »bei dem ging es plötzlich los. Er hält immer einen alten Helm vor sich für milde Gaben. Manchmal gebe ich ihm ja auch etwas. Und vorhin, da fing es plötzlich in dem Helm an zu qualmen.«
    »Was?« fragte der verblüffte Polizist. Die nette alte Dame nickte eifrig.
    »Ganz bestimmt. Und dann hat er geschrien und den Helm weggeworfen. Da liegt er ja noch, sehen Sie, Officer?«
    Der Polizist betrachtete mißtrauisch den Helm. Dann trat er an den blinden Bettler heran, sog prüfend die Luft ein, die immer noch scharf und ätzend aus den Kleidern des Bewußtlosen aufzusteigen schien, und faßte nach dessen Puls.
    »Lebt noch«, murmelte er nach einer Minute, die er auf seiner Armbanduhr verfolgt hatte. »Ist zufällig ein Arzt hier?«
    Wieder blieb die Menschenmenge still.
    »Es wird nämlich Zeit, daß der hier in Behandlung kommt. Und was ist mit Ihnen, Mann?« wandte er sich an den Arbeiter, der schwer atmend im Kreis der teilnahmslosen Menschen stand.
    Mit einer abwehrenden Handbewegung keuchte er: »Es geht schon wieder. Aber wenn Sie mich fragen, dann war das Giftgas. Mitten in New York. Am hellen Nachmittag! Wie soll das werden, wenn es so weitergeht?«
    Der Polizist betrachtete ihn nachdenklich. »Keine Ahnung. Sie bleiben aber erst einmal als Zeuge hier, klar?«
    »Muß das sein?«
    »Ja.«
    Der Arbeiter steckte sich eine Zigarette an, ohne dem Polizisten eine anzubieten. Er stieß den ersten Rauch aus, mußte wieder entsetzlich husten und warf die Zigarette fort. Von irgendwoher kamen die Sirenen des Krankenwagens und der alarmierten Feuerwehr.
    ***
    Für mich war es ein normaler Morgen. Das heißt: Ich

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