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Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Titel: Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Wohnzimmer, das hübsch möbliert und
    durch zwei große Fenster hell und licht wirkte. Die Wohnung gefiel uns gut. Die Kosten, wenn wir sie uns teilten, waren so niedrig, daß der Handel an Ort und Stelle abgemacht wurde und wir beschlossen, sofort einzuziehen. Noch am gleichen Abend holte ich meine Koffer aus dem Hotel und am nächsten Morgen folgte Sherlock Holmes meinem Beispiel mit mehreren
    Koffern und Kartons. Ein oder zwei Tage lang waren wir damit beschäftigt, uns so gut es ging einzurichten. Dann war das geschafft und wir begannen, uns in unserer neuen Umgebung
    wohl zu fühlen.
    Mit Holmes zusammenzuleben, war durchaus nicht schwierig. Er hatte eine ruhige Art sich zu geben und liebte einen pünktlichen Tageslauf. Selten war er abends nach zehn Uhr noch auf.
    Bevor ich am Morgen aufstand, hatte er schon sein Frühstück, das sich niemals änderte, verzehrt. Manchmal verbrachte er seine Tage im chemischen Laboratorium, manchmal im
    Anatomieraum. Hin und wieder unternahm er lange Spaziergänge, die ihn oft in die niedrigen Gefilde der Stadt führten. Nichts konnte seine Energie zum Erlahmen bringen, wenn ihn die Arbeitswut gepackt hatte. Aber manchmal trat auch die Reaktion auf die hektische Energie ein. Dann konnte er tagelang auf dem Sofa unseres Wohnzimmers liegen, brachte vom
    Morgen bis zum Abend keinen Ton heraus und bewegte keinen Muskel. In solchen Zeiten
    bemerkte ich einen verträumten, abwesenden Ausdruck in seinen Augen, daß ich ihn der
    Drogenabhängigkeit bezichtigt hätte, wenn nicht die Stetigkeit seines ganzen Lebenswandels einen solchen Verdacht ausgeschlossen hätte.
    Die Wochen vergingen. Mein Interesse an ihm und seinen geheimnisvollen Aktivitäten
    vertiefte sich immer mehr. Allein seine Person und sein Auftreten erregten die
    Aufmerksamkeit selbst des flüchtigsten Beobachters. Er war mehr als 1,80 m groß und
    überschlank, so daß er noch länger wirkte. Seine Augen, nur in den passiven Zeiten
    verträumt, waren scharf und durchdringend. Seine dünne Adlernase gab seinem Profil den Eindruck von Aufmerksamkeit und Entschlossenheit. Sein Kinn, breit und eckig,
    kennzeichnete den Mann von Entschlossenheit. Seine Hände waren ständig mit Tinte oder
    Chemikalien verschmiert; doch besaß er einen außergewöhnlich feinen Tastsinn. Ich habe ihn oft bewundert, wenn ich zusah, wie geschickt und sorgfältig er mit seinen zerbrechlichen wissenschaftlichen Geräten umging.
    Mein Leser hält mich gewiß für einen hoffnungslosen Naseweis, wenn ich ihm beichte, wie sehr dieser Mann meine Neugier weckte und wie oft ich mir vornahm, die Mauer der
    Zurückhaltung zu durchbrechen, die er um alles, was ihn persönlich betraf, gezogen hatte.
    Bevor man mich jedoch verurteilt, möge man sich einmal vorstellen, wie langweilig mein eigenes Leben war. In meinem Dasein gab es wirklich sehr wenig, was mein Interesse erregen konnte. Wegen meines schlechten Gesundheitszustandes konnte ich nur ausgehen, wenn das Wetter einigermaßen mild war. Freunde, die ich hätte besuchen und empfangen können, um so die Monotonie meines täglichen Lebens zu durchbrechen, hatte ich keine. Unter diesen Umständen griff ich gierig nach den kleinen Geheimnissen, die meinen Kameraden umgaben.
    Ich verbrachte viel Zeit, diese zu enthüllen.
    Er war kein Medizinstudent. In diesem Punkt hatte sich Stamfords Vermutung bestätigt. Auch schien es nicht so, daß er Vorlesungen belegt hatte, die auf irgendein späteres Diplom einer Wissenschaft hinwies, das ihm das Tor zur gelehrten Welt geöffnet hätte. Und doch war sein Eifer für bestimmte Studien schon bemerkenswert. Innerhalb seiner eigenen
    exzentrischen Grenzen war sein Wissen erstaunlich gut und exakt. Sicherlich konnte kein Mensch es auf sich nehmen, so hart zu arbeiten und sich so genaue Informationen zu
    beschaffen, wenn er nicht ein genaues Ziel vor den Augen hätte, sagte ich mir. Planloses Studieren sticht selten wegen seiner exakten Zielstrebigkeit hervor. Kein Mensch belastet sein Gehirn mit kleinsten Details, wenn er nicht guten Grund dafür hat.
    Seine Wissenslücken auf manchen Gebieten waren allerdings genau so bemerkenswert. Er
    wußte fast nichts von zeitgenössischer Literatur, Philosophie und Politik. Als ich einmal Thomas Carlyle zitierte, erkundigte er sich in der naivsten Weise, wer das denn wohl sein möge und was er gemacht habe. Mein Erstaunen erreichte jedoch seinen Höhepunkt, als ich zufällig herausfand, daß er keine Ahnung von der kopernikalen

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