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Sherlock Holmes und der Fluch der Titanic (German Edition)

Sherlock Holmes und der Fluch der Titanic (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und der Fluch der Titanic (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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die von Miss Ronstead stimmungsvoll dekoriert worden war. Mehrere Dutzend Kerzen tauchten den Raum in mildes Licht. Auf dem Tisch, an dem die Bibliothekarin, Holmes und Watson Platz genommen hatten, stand eine Vase mit weißen Rosen. Daneben lag ein Stapel mit allen Werken, die Watson je über seinen Freund, den Detektiv, verfasst hatte. Miss Ronstead begrüßte Holmes und den Doktor sowie die Besucher der Lesung. Sie kündigte einen großen Abend mit wirklichen Überraschungen an.
    Dann begann Watson zu lesen. Das Publikum lauschte gebannt seinen Worten. Die bedächtig-ernste Art, in der der Autor seine Texte vortrug, verfehlte ihre Wirkung nicht. Auch auf Sherlock Holmes. Er dachte über die tiefe Freundschaft nach, die ihn seit 1881 mit dem Doktor verband. Der Mann verehrte ihn tief und zeichnete seinen Charakter in einer Weise, die Holmes einerseits schmeichelte, ihn andererseits auch verärgerte. Watson war offenbar zeitlebens auf der Suche nach einem Vorbild gewesen, einem Vater, einem allmächtigen, unerreichbaren Vater.
    Und ich, dachte Holmes, hätte wohl gerne einen Sohn gehabt, an den ich mein Wissen und meine Erfahrungen weitergeben konnte. Wobei die Rollen manchmal wechselten. Besonders wenn der Doktor besorgt war wegen des Drogenkonsums, den Watson in seinen Schriften jedoch maßlos übertrieb. Holmes hatte sich und sein Leben immer voll im Griff gehabt. Zumindest in seinen eigenen Augen.
    Watson entwarf ein umfassendes Bild von Holmes' Karriere bis zum Zweikampf mit dem großen Gegner, mit Professor Moriarty.
    »Davon, meine Damen und Herren, dass Holmes überlebte und seine Tätigkeit fortsetzt, können Sie sich selbst überzeugen«, sagte der Doktor abschließend.
    Die Zuhörer applaudierten und wandten ihre Aufmerksamkeit dem Detektiv zu, der sich verbeugte und seinem Freund ein Konvolut aus mehreren Blättern Papier zuschob.
    »Mein Biograph und Freund Doktor Watson hat völlig richtig festgehalten, dass meine Arbeit als Detektiv durchaus nicht abgeschlossen ist. Sie setzt sich, wie Sie Presseberichten entnehmen konnten, auch auf diesem Schiff fort. Doktor Watson, unermüdlich tätig, wie er nun einmal ist, hat auch darüber Buch geführt und wird daraus vortragen.
    Watson, dem Holmes' Handschrift so weit vertraut war, dass er sie ohne Schwierigkeiten entziffern konnte, begann zu lesen: »Der Kapitän der Titanic, Edward John Smith, hatte, um sicher zu gehen, für die erste große Fahrt des neuen Schiffes eine Route gewählt, die noch weiter südlich verlief, als dies für das Frühjahr üblich war. Große Eisberge waren auf diesem Weg auszuschließen. Smith wollte aber auch kleinere Beschädigungen an dem nagelneuen Dampfer vermeiden, denn Ausläufer von Eisfeldern waren tatsächlich von den Schiffen gemeldet worden, die diese Route mehrmals pro Woche befuhren.
    Die Titanic war durchaus nicht das einzige Schiff, das zwischen Europa und den Vereinigten Staaten verkehrte. Dieser Eindruck, den ein laienhafter Leser aus den Zeitungsberichten, die dem Unglück folgten, gewinnen musste, war natürlich unrichtig. Was aber führte nun tatsächlich zu der fatalen Kollision mit einem ausgedehnten Eisfeld und der Zerstörung des angeblich unsinkbaren Schiffes? Warum gab es diesen Eisberg, der nicht vorhanden hätte sein dürfen?
    »Ganz einfach«, meinte Sherlock Holmes und zündete seine Pfeife an. »Man hat ihn der Titanic in den Weg gestellt.«
    »Das ist wohl nicht Ihr Ernst, Holmes«, wehrte Watson ab und leerte sein Glas Portwein.
    »Denken Sie streng logisch, Doktor!«, insistierte der Detektiv. »Ein riesiges Eisfeld befindet sich dort, wo es nicht hingehört, wo seit Jahrzehnten keine Eisflächen vorkommen, und es versenkt das größte Schiff der Welt, dem kleinere Eisberge nichts anhaben können. Man muss sich also fragen, wie das riesige Eisfeld gerade dorthin gelangte.«
    »Es hatte sich offenbar von einem noch größeren Massiv abgespalten und war nach Süden gedriftet.«
    »So ist es, Doktor. Es freut mich, dass Sie so logisch denken. Neuerdings.«
    Watson schenkte sich ein weiteres Glas Port nach und versuchte mit einem kräftigen Schluck den Ärger über Holmes' taktlose Bemerkung hinunterzuspülen.
    »Sie können es nicht lassen«, sagte der Doktor.
    »Sie wollen nicht gelobt werden, Watson? Das widerspricht allen meinen sonstigen Erfahrungen mit Ihrem Wesen. Aber auch ein Detektiv lernt nie aus.«
    »Genug dieses Kleinkriegs, Holmes! Sagen Sie einfach und gerade heraus, was Sie

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