Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)
Vergangenheit. Mich interessieren Gegenwart und Zukunft.«
»Gegenwart und Zukunft. Dazu Folgendes: Sie bleiben in Mr. Binns' Gesellschaft, bis Ihr Sohn auf eine Annonce in der Times reagiert, dann kehren Sie in Ihr Heim zurück.«
»Solange Sie mich mit Zigaretten versorgen, begleite ich Ihre Aktivitäten mit wohlwollendem Interesse.«
»Dafür sorgt Mr. Binns. Er ist ein verlässlicher Mann.«
»Aber Sie haben den Doktor und den Henker nicht zufällig als Ihre Helfer gewählt.«
»Ich bin nicht so berechnend, wie Sie vermuten.«
Die Antwort auf das Inserat in der Times vom 24. Juni traf am Dienstag, dem 25., mit der Morgenpost in der Baker Street ein: Übergabe und Übernahme der Broschen LPO, Charing Cross, Mittwoch, acht Uhr abends.
Moriarty schlug also das Lost Property Office , das Fundbüro des Charing Cross Bahnhofs, als Ort des Geiseltausches vor. Der öffentliche Ort für das heikle Manöver sollte Sicherheit vortäuschen und von der Falle ablenken, die Moriarty Holmes zweifellos stellen wollte.
Holmes entschloss sich, an jenem Mittwoch die Situation vorsichtig zu erkunden, und erschien tatsächlich zehn Minuten vor acht in der Kuppelhalle des auch noch in den frühen Abendstunden sehr belebten Bahnhofs.
Bartholomew Binns schob einen Rollstuhl, in dem eine schlafende, zarte Frau saß, begleitet von Sherlock Holmes zu seiner Rechten.
Als sie sich dem Fundsachenschalter näherten, der allerdings um diese Zeit geschlossen war, wurden sie von Uniformierten umringt. Beamte des Metropolitan Police Service forderten den ehemaligen Henker und Holmes auf, die Hände in die Höhe zu strecken und keinen Widerstand zu leisten. Sie würden einer Anzeige zufolge verdächtigt, eine alte Dame entführt zu haben, um ihren Sohn zu erpressen.
Ein Beamter näherte sich der Person im Rollstuhl, erkannte aber sofort, dass es sich dabei um ein Kind von dreizehn, vierzehn Jahren handelte.
»Christine, meine Enkeltochter«, erklärte Bartholomew Binns. »Sie ist seit Kindertagen gelähmt.«
»Es tut uns leid, Gentlemen. Ein Missverständnis«, sagte der Polizist, salutierte und gab seinen Kollegen ein Zeichen, sich zurückzuziehen.
Diesem Versuch Moriartys, an seine Mutter heranzukommen und Holmes als geldgierigen Entführer zu brandmarken, folgten zwei weitere Attacken, in denen er erneut die Polizei für seine Zwecke einzuspannen versuchte. Wie von Holmes erwartet, erschienen am nächsten Tag Polizisten in der Baker Street 221b, die das Haus ohne Erfolg durchsuchten, denn Mrs. Moriarty war im Nachbarhaus untergebracht.
Als auch das Haus von Mr. Binns kontrolliert wurde, hielt sich die Gesuchte in Holmes' Räumlichkeiten auf. Die Verbindungstür zwischen den Häusern war so geschickt getarnt, dass sie nicht entdeckt wurde.
Nun wartete Holmes bis zum Montag der folgenden Woche, an dem er erneut eine Annonce in die Times setzen ließ: Kenwood House Mittwochmittag .
»Wie bringen wir die Frau zu dem Haus, ohne dass uns erneut die Polizei kontrolliert?«, fragte der Doktor.
»Indem wir uns mit Mrs. Moriarty an einen anderen Ort begeben, einen stillen, friedlichen Ort, und Moriarty einen Boten mit dem entsprechenden Hinweis senden.«
»Und Sie meinen, das gelingt?«
»Ich will es hoffen. Moriarty wird den Bogen nicht überspannen, um das Leben seiner Mutter nicht zu gefährden«, sagte der Henker von London.
»Sehen Sie, Mr. Binns, das ist exakt die Schwachstelle in unserem Plan. Der Punkt, in dem wir berechenbar sind. Moriarty weiß, dass wir seine Mutter nicht töten, nicht verstümmeln, um an unser Ziel zu gelangen. Und das macht uns verwundbar.«
»Wir werden keinen Zoll von diesem Grundsatz abweichen«, warnte Doktor Watson alarmiert. »Stellen Sie sich bitte vor, dass jede Verletzung seiner Mutter zu einer ebensolchen meiner Frau führen würde.«
»Das ist das Prinzip mathematischer Gleichungen. Eine Aussage über die Gleichheit zweier Teile.«
»Aber ...«
»Ihrer Frau wird nichts geschehen«, versicherte Holmes. »Wir müssen einen anderen Weg finden, aus diesem Stillstand herauszukommen, nicht mehr Teil einer Gleichung zu sein, die einem anderen dazu dient, seine Berechnungen durchzuführen.«
»Doch wie?«
»Ich habe einen Plan, den ich in seiner Gesamtheit nicht öffentlich mache, um zu verhindern, dass er im Falle eines Unglücks an den Gegner gelangt.«
»So groß ist die Gefahr?«, fragte Watson.
»Wenn Sie das noch immer nicht wahrhaben wollen, dann hören Sie zu, was Moriarty
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