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Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Moriarty-Lüge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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gerichtet war. Die Figur lehnte an einer ebenso schwarzen Säule.
    Der Boden der Grabanlage war mit einem schweren steinernen Deckel versehen, der den Zutritt zum unterirdischen Teil der Gruft verwehrte.
    Der Detektiv fühlte sich durch das Aussehen der Figur an Oscar Wildes Erzählung vom Glücklichen Prinzen erinnert. Er vermutete einen geheimen Mechanismus entweder in der Metallsäule oder im Engel selbst, mit dessen Hilfe man die Steinplatte öffnen und somit in die eigentliche Grabkammer gelangen konnte.
    Holmes, der sich immer wieder versicherte, dass sich niemand der Gruft näherte, untersuchte vergeblich den Engel und dessen Schwert, das so scharf geschliffen war, dass man damit ein Haar trennen konnte, sowie die schwarze Säule. Erst als er sich der Schlange widmete und über ihre gespaltene Zunge strich, bemerkte er, dass diese beweglich war, dass sich, wenn man sie nach unten drückte, die Engelsfigur zu drehen und der Gruftdeckel zu heben begann. Holmes nahm eine der brennenden Kerzen zur Hand und leuchtete in die Tiefe, in der ein einziger grauer Sarg stand, der vermutlich aus Blei gefertigt war. In seine Oberfläche waren Darstellungen von allerlei Getier geritzt. Es musste sich um die letzte Ruhestätte von Moriartys Großvater handeln.
    Holmes verließ kurz die Grabstätte, um nach einem kräftigen Ast zu suchen, den er schließlich unter einer Eiche fand. In der Gruft kniete er sich an die Öffnung zur eigentlichen Grabkammer und bewegte den Ast die Stufen nach unten. Als er die siebte Stufe erreicht hatte, vernahm er ein heftiges Knirschen. Er ließ den Ast in die Kammer fallen und sprang von der Öffnung zurück, über der sich die Grabplatte schloss. Der goldene Engel war in die Ausgangsposition zurückgekehrt.
    Eine gefährliche Falle, der Holmes durch seine Vorsicht entgangen war.
    Der Detektiv wusste nun, wie er meinte, genug über die Einrichtung dieser sogenannten Ruhestätte und begab sich zurück in den Watier's Club . Für seinen Plan brauchte er die Unterstützung von Doktor Watson.
     
    »Nein, das werde ich nicht«, protestierte der Doktor, der nun weniger auffallend gekleidet war. »Es widerspricht meinen ethischen Grundsätzen. Ein Arzt ist dazu da, seine Patienten zu heilen und nicht, ihnen Schaden zuzufügen.«
    »Elena Moriarty zählt neuerdings zu Ihren Patienten? Das überrascht mich aber«, entgegnete Holmes.
    »Reiten Sie nicht auf Worten herum. Es geht ums Prinzip.«
    »Ach, ums Prinzip. Ich verstehe. Sie lassen also Ihre Frau hilflos in den Händen Moriartys und seiner Leute, weil Sie Prinzipien haben.«
    Auf ein längeres Schweigen hin meinte Watson, etwas verzagt: »Und was genau soll ich mit ihr tun?«
    »Sie wird wie jeden Nachmittag die Gruft ihres Vaters, des Menageriebesitzers Lorenzo Moriarty, aufsuchen. Sie erinnern sich doch, Watson. Wir hatten schon einmal mit diesem Milieu zu tun. Sie nannten Ihre Geschichte den Fall der verschleierten Mieterin und nahmen auf Moriarty Bezug.«
    »Natürlich erinnere ich mich. Ich schrieb die Geschichte ja erst vor wenigen Monaten.«
    »Das heißt, als Sie noch an meinen Tod glaubten.«
    »Das Schreiben half mir über meine Trauer hinweg. Aber verwickeln Sie mich jetzt nicht in Details, die mit dem gegenwärtigen Fall absolut nichts zu tun haben. Was soll ich mit Moriartys Mutter tun?«
    »Sie in der Grabstätte betäuben und mir helfen, sie in einer Kutsche hierher zu bringen, wo sie weiter ruhig gehalten werden muss.«
    »Soll ich sie weiter betäuben? Das ist bei einer Frau ihres Alters nicht unbedenklich.«
    »Sie sind der Arzt, Watson. Ich bin auf Ihre Hilfe angewiesen. Und nicht nur ich.«
    »Natürlich. Mary. Für Mary mache ich alles. Und dennoch muss ich auf meine Pflicht als Mediziner Rücksicht nehmen.«
    »Gut, dann wäre das geregelt«, stellte Holmes fest.
    »Geregelt? Nichts ist geregelt«, protestierte Watson. »Ich muss doch wissen, warum ich etwas tue. Was soll das? Warum sollen wir die Alte ...«
    »So sprechen Sie von Ihren Klienten!«
    »Warum sollen wir Mrs. Moriarty hierher bringen?«
    »Denken Sie scharf nach, Watson. Welche Vorteile könnte uns der Besuch der alten Dame bringen?«
    »Wissen, Information?«
    »Sie ist betäubt, sie wird nicht viel reden.«
    »Ich weiß nicht ... Oh, doch. Nein, Holmes, das ist zu gefährlich. Wir dürfen die Schlange nicht reizen. Sie wird uns vernichten mit ihrem Gift. Uns und Mary.«
    »Welche anderen Vorschläge haben Sie?«, fragte Holmes. »Ich bin begierig, diese zu

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