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Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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der nächsten Szene der Fresser und Säufer Falstaff. Weil er dringend Geld benötigte, versuchte er gleich zwei Frauen auf einmal für sich zu gewinnen. Die Frauen, die den Betrug durchschauten, verbündeten sich. Falstaff wurde von ihnen gehörig gedemütigt, indem sie ihn in Frauenkleider steckten. Schließlich landete er in einem Haufen schmutziger, übelriechender Wäsche.
    Was für ein Spaß für das Publikum! Endlich bekamen all jene, die sich nicht konform mit den gesellschaftlichen Normen verhielten, ihr Fett ab.
    Die drei Schauspieler hatten sich die wirkungsvollste Szene für das Finale vorbehalten: Die Demütigung, das Brechen der Persönlichkeit einer starken Frau in »Der Widerspenstigen Zähmung«. Am Ende dieser Komödie gehorcht die kratzbürstige Katharina ihrem Herrn und Geliebten wie ein gut abgerichteter Jagdhund aufs Wort. Sie erklärt einer anderen Widerspenstigen, wie man sich seinem Herrn und Gebieter gegenüber korrekt verhält:
     
    »Oh pfui, was schaust du ihn so böse an
    und runzelst deine Stirn, um ihn damit zu schrecken,
    den Herrn, den König, den Gebieter dein.
    All das verdirbt dein Ausseh'n wie der Frost,
    der sich auf Frühlingsknospen tötend senkt,
    wie Sturmwind, der die Blüte zaust und rupft.
    Die Frau mit Launen gleicht dem schmutz'gen Teich,
    der, voller Schlamm, nur Frosch und Kröte kennt.
    Kein Mann wird darin baden, davon trinken,
    und wenn sein Durst ihn noch so sehr verlockt.
    Dein Mann ist König, Herr, Gebieter, Gott,
    er ist dein Kopf, dein Führer, er versorgt dich.
    Für deine Existenz nimmt er zu Wasser,
    Land und Luft, bei Tag und auch bei Nacht
    bei Kälte, Hitze, Regen, Sturm und Hagel
    die größte Müh' auf sich und seinen Leib.
    Doch du ruhst warm in seinem sichern Haus
    und kannst es deinem Herrn nicht anders danken,
    als reizend, lieb und schön und brav zu sein.
    Welch kleine Gabe für sein groß' Geschenk.
    Doch wenn du zürnst und zankst und nicht gehorchst,
    verrätst du deinen Herrn wie ein Rebell.
    Ich schäme mich für Frauen, die so dumm,
    die ihren Gatten schelten, statt zu knien,
    die herrschen wollen, statt zu lieben, dienen.
    Warum wohl sind der Frauen Leiber zart
    und schwach und glatt, unfähig schwerer Arbeit?
    Wohl deshalb, daß die Seele ebenso
    mit Zartheit, Liebe, Sanftmut ihm begegnet.
    Glaub mir, unwürd'ge Schwester, so wie du
    war ich einst. Und ich habe es bereut.
    Ich weiß, daß unsere Schwerter Halme sind,
    die Kriegstrompeten lauer Sommerwind.
    Es soll mein Mann von meiner Treue wissen,
    im Schlafgemach dien ich als Ruhekissen.
    Ich leg die Hand unter den Schuh des Mannes.
    Wenn er sie treten will, mein Herrscher kann es.«
     
    Unter heftigem Trommelwirbel hob Petruccio seinen rechten Stiefel, und Katherina, auf den Knien vor ihm, schob ihre Hand darunter. Ihr Bezwinger stieg nicht darauf, bat sie aufzustehen und erlöste sie mit folgenden Worten: »So lob ich mir das Weib. Erheb dich, Käthchen!«
    Auch manche Frauen im Publikum schrien vor Vergnügen über die Zähmung Käthchens.
    »Zugabe, Zugabe!«, riefen die Männer und applaudierten wie toll.
    Eine Gruppe von drei Personen jedoch störte den Jubel mit schrillen Pfiffen.
    Als eine von ihnen schließlich das Wort ergriff, erkannte Watson an der Stimme, daß es sich um eine Frau handelte. Um eine Frau, die wie ihre Begleiterinnen das Haar extrem kurz trug. Diese seltsamen Wesen trugen außerdem zu Watsons Verblüffung Hosen.
    »Wir protestieren im Namen der Women's Freedom League gegen diesen Angriff auf die Würde der Frau von einer enthemmten Bande von sogenannten Schauspielern.«
    Im Publikum, das soeben noch begeistert geklatscht hatte, erhoben sich erste Stimmen des Unmuts.
    »Und wir protestieren«, fuhr die Frau mit mächtiger Stimme fort, »gegen den antisemitischen Frauenhasser Shakespeare, dem diese Stadt zu Unrecht das kostspielige Theater gewidmet hat.«
    »Nieder mit Shakespeare! Nieder mit dem Shakespeare-Theater!«, unterstützten die beiden Begleiterinnen ihre Sprecherin.
    »Es reicht«, rief ein Mann dazwischen. »Wir wollen hier keine politischen Diskussionen. Wir wollen eine Zugabe.«
    »Zugabe! Zugabe!«, skandierten die Menschen im Festsaal des Hotels, und die drei Frauen verließen angewidert den Raum.
    Die Schauspieler ließen sich tatsächlich noch etwas einfallen: Sie banden das Publikum in das Geschehen ein, indem sie einen älteren Herrn mit breitem Gesicht und riesiger Brille auf die Bühne baten. Er mußte Ophelia, Hamlets unglückliche

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