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Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition)

Titel: Sherlock Holmes und die Shakespeare-Verschwörung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. J. Preyer
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Braut, darstellen. Der Mann legte eine grandiose Vorstellung des im Verlauf des Stückes wahnsinnig gewordenen Mädchens hin. Während der Alte mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht auf der Bühne litt und wankte, hatte das Publikum die Aufgabe, ihren inneren Zustand darzustellen. Was sich in Ophelias Seele abspielte, wurde von den Zuschauern durch gequältes Stöhnen bis hin zu einem langgezogenen Todesschrei illustriert.
    Was für ein skrupellos schlauer Theaterfuchs dieser Shakespeare doch war, dachte Watson. Die Suffragetten hatten schon recht. Für ein paar Lacher schreckte er vor gar nichts zurück. Wenn das alles wäre, was er beherrschte, wäre allerdings sein Wert problematisch. Da war aber mehr als das. Viel mehr. Und das hatten die Damen übersehen, dachte zumindest Dr. John Watson.
     
    Obwohl er schon mehr als müde war, legte der Doktor seinen Webley Mk VI Revolver auf den Nachttisch, bevor er sich zu Bett begab. Er schlief rasch ein. Das Bett war nicht zu hart und nicht zu weich. Und trotz des Gasfeuers war die Raumtemperatur angenehm kühl.
    Er mußte geträumt haben, als ihn etwas aufwachen ließ. Der Doktor sah Bewegung am offenen Kamin. Das Feuer schwenkte langsam nach rechts, in den Raum. Watson zog den Revolver und setzte sich auf. Das Kaminfeuer ließ eine dunkle Gestalt erkennen, die sich in gebückter Haltung in das Zimmer herein bewegte.
    Watson zielte auf das linke Bein des ungebetenen Gastes und schoß. Der Eindringling schrie überrascht auf und ließ etwas fallen, dann war er verschwunden.
    Watson legte die Waffe auf den Nachttisch und schaltete die Bettlampe ein. Der Eindringling hatte ein Messer zurückgelassen sowie ein größeres, rechteckiges Stück Metall mit einem kurzen Holzgriff.
    Auf diesem eigenartigen Gegenstand befanden sich Prägebuchstaben. Watson hielt das schwere Ding vor den Badezimmerspiegel und las die Worte: HAT DER HIMMEL MEHR ALS EINE SONNE?
    »Das Brandeisen wollte er im Kamin heiß machen«, überlegte er.
    Dann widmete er sich der Feuerstelle, die auf der rechten Seite ein Scharnier hatte und von links geöffnet werden konnte. Dahinter befand sich ein enger, dunkler Gang.
    Watson beschloß, daß es für alles eine Zeit gab. Und jetzt war Nacht und Zeit der Ruhe. Er befeuchtete eines der Handtücher, beseitigte damit die Blutflecken vom Teppich, legte sich anschließend nieder und schlief tief und fest.
     
    Nach einem Frühstück, wie er es liebte, öffnete John Watson erneut die Feuerstelle in seiner Suite im Shakespeare Memorial Hotel. Den Gang dahinter leuchtete er mit einer Taschenlampe aus. Auf dem verschmutzten Boden erkannte er Schuhabdrücke und Blutspuren. In mehreren Nischen hatte man Holz gestapelt, in die linke und rechte Seite waren verriegelbare Türen eingelassen, die zu den Hotelzimmern führten.
    Offenbar waren, bevor man auf Gasbetrieb umstellte, von hier aus die offenen Kamine der Zimmer beheizt worden, um die Gäste nicht allzusehr zu stören.
    Der Gang führte über eine Treppe ins Erdgeschoß und schließlich in den Keller, in dem weiteres Holz lagerte.
    Durch eine Tür, die Watson mit einem Metallhaken öffnete, gelangte er in den Bierkeller des Hotels und von dort über eine Stiege ins Freie.
    Er beschloß, das Hotelzimmer zwar zu behalten, sich aber nach einer anderen, dem Gegner unbekannten Schlafstätte umzusehen. Wie leicht, überlegte er, konnte man den mit Gas betriebenen Kamin als tödliche Falle verwenden.
    Watson fand ein neues Nachtquartier im Haus Rosslyn, einer komfortablen Pension am östlichen Ufer des Avon, mit Blick auf Fluß und Theater.
    Von dort wanderte er zurück zum Hotel. Er hatte sich vorgenommen, auf alle hinkenden Passanten zu achten. An diesem Morgen schien es allerdings, als ob halb Stratford schlecht zu Fuß sei. Immer wieder begegneten ihm Männer und Frauen, die entweder einen Stock benutzten oder dringend einen oder zwei Stöcke benötigt hätten.
    Der Doktor begab sich ins Shakespeare-Institut und suchte dort die Bibliothek auf, um die geliehenen Bücher zu retournieren.
    Matthew Langdon, der Bibliothekar im blauen Arbeitsmantel, war glücklich, sich endlich mit jemandem unterhalten zu können, der den Titus gelesen hatte. Er schwärmte von den Eigentümlichkeiten dieses nackten Dramas , das so frei von jeder Verlogenheit war, daß man es trotz seiner Grausamkeit lieben mußte, wie er sich ausdrückte.
    Während er mit dem atemlosen Mitteilungsdrang eines Sonntagspredigers auf Watson einredete, versicherte er

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