Sherlock Holmes und die Zeitmaschine (German Edition)
sicher, dass wir weder genügend Weitsicht noch Wissen besitzen, um uns in unserem Handeln zu Göttern aufzuschwingen.«
Kent brachte verschiedene Einwände hervor, schüttelte jedoch schließlich seufzend den Kopf. »Also gut, Holmes. Was müssen wir nun tun?«
»An zweiter Stelle gilt es, die Kreatur zu töten oder zurück in ihre Zeit zu treiben«, begann dieser. »Auf gar keinen Fall darf sie in unserer Zeit in Kontakt mit ihrer eigenen Rasse treten.«
»Das würde die Situation noch brenzliger machen, nicht wahr?«
»Richtig.«
»An zweiter Stelle, sagten Sie. Was steht demzufolge zuerst an?«
»Nachdem die Morlocks ihre Invasion in unserer Zeit in die Wege geleitet haben, müssen wir ihnen alle Möglichkeiten nehmen, weitere Zeitmaschinen zu bauen. Ferner haben wir uns darum zu bemühen, ihr unterirdisches Reich zu vernichten.«
»Wenn wir aber diese Mutter vertreiben«, warf Kent ein, »können wir ihr nicht gleichzeitig nachstellen und zurückbleiben, um die Sache zu einem guten Ende zu führen.«
»Die Gesetze des Zeitreisens unterscheiden sich von den gängigen Prinzipien unseres Alltags, aber sie beruhen trotzdem auf einer gewissen Logik.« Holmes zeigte Kent zwei Gestalten, die sich eilig auf die Mutter zu bewegten.
»Ach du liebe Zeit, Holmes!« Kent bekam keine Luft mehr. »Sind das ...?«
»Exakt«, entgegnete Holmes. »Das sind wir.«
»Aber wie ...?«
»Wir müssen nun in die Zukunft reisen, um das Reich der Morlocks auszuheben.«
»Und was wird aus der Mutter?«
»Sie muss warten, bis wir zu ihnen werden«, antwortete der Detektiv und wies erneut auf ihre beiden Ebenbilder. »Folgen Sie mir jetzt.«
Die beiden Männer traten den Sprung nach vorne an, während sie das Geschehen um die geflügelte Sphinx weiterhin beobachteten. Das Muttergeschöpf sowie ihre beiden Doppelgänger verschwanden aber so rasch, dass sie nicht länger verfolgen konnten, was passierte. Die Morlocks bauten ihre Maschine nach und brachten sie vor die Sphinx, derweil der löchrige Mond wie zum bevorstehenden Weltuntergang riesig am Nachthimmel glomm. Wieder einmal leuchtete die Maschine und löste sich in Luft auf, als sie ins England des Jahres 1894 zurückreiste. In diesem Augenblick schritten Holmes und Kent zur Tat. Sie schlugen sich tief ins Tunnelsystem der Morlocks hinein, passierten über Meilen hinweg aneinandergereihte Maschinen und vergossen Hunderte Gallonen der flüchtigen Chemikalien, derer sich diese Wesen bei diversen Herstellungsverfahren bedienten. Daraufhin zündeten sie die Flüssigkeit an und flohen zurück in die Vergangenheit, bevor die reinigenden Flammen den Komplex ausräucherten und dabei Schuldige wie Unschuldige, Wissende und Unwissende verbrannten, die, da es schlicht keine andere Möglichkeit gab, zu Opfern der Umstände wurden.
Die beiden Männer erreichten die Vergangenheit gerade rechtzeitig, um der Ankunft der Mutter an der Sphinx beizuwohnen.
»Wenn wir hier die Gelegenheit bekommen, sie zu töten, sollten wir diese nutzen«, meinte Holmes. »Falls nicht, müssen wir sie weiter durch die Zeit jagen.«
»Dann sollten wir nun das zu Ende führen, was wir begonnen haben«, forderte Kent verschmitzt, indem er seine Maschine vorwärts bewegte.
»Ich glaube, Sie verstehen tatsächlich allmählich, welcher Art von Logik wir in unserer Situation unterliegen, Inspektor«, bemerkte Holmes und folgte ihm.
Kent lachte, als er seinen Revolver zog. »Albträume entbehren der Logik, Mister Holmes. Man kann darin nichts weiter tun, als zu handeln.«
Holmes zielte mit seiner Waffe, wie auch Kent es tat.
»Alsdann«, sagte der Inspektor und richtete seinen Blick ruckartig auf die beiden bekannten Gestalten in einiger Entfernung. Prompt leuchteten diese auf und verschwanden. »Das alles kommt mir vor wie ein einziges Déjà-vu.«
Die beiden drückten nahezu gleichzeitig ab, trafen das Geschöpf jedoch nicht, weil es zu weit entfernt war und sich bewegte. Stattdessen trieben sie ihre Kugeln in die Zeitmaschine, sodass der Kreatur die Funken entgegenschlugen. Dem Gerät geschah dabei nichts. Es funktionierte auch weiterhin, was sich zeigte, als das Monster einstieg und sich davonmachte.
»Da es nun keine Zukunft mehr hat, bleibt ihm nur noch der Weg zurück«, erklärte Holmes.
Nachdem sie ihre eigenen Maschinen in Gang gesetzt hatten, reisten sie hinterher, um die Verfolgung ihrer flüchtigen und desorientierten Widersacherin durch die ewigen Korridore der Zeit
Weitere Kostenlose Bücher