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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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hätte sich auch nie vorgestellt, dass er mal in ein leerstehendes Haus einbrechen würde.
    Sie stehen hinten auf der Veranda. Der Blick durchs Fenster ist alles andere als vielversprechend; trübes Licht hüllt alles in grünliche Schatten, und überall liegt Unrat. Es sieht aus, als wären die Tapeten abgeschält und wie Konfetti auf den Boden gestreut worden.
    Kirby setzt einen Fuß aufs Fensterbrett. «Bitte flipp nicht aus.» Dann zieht sie sich auf die andere Seite und verschwindet. Buchstäblich. In der einen Sekunde ist sie noch da, umrahmt vom Fenster, in der nächsten ist sie weg.
    «Kirby!» Er stürzt zum Fenster und legt seine Hand mitten auf ein Stück gezacktes Glas, das unglaublicherweise noch im Rahmen steckt. «Verdammte Scheiße noch mal!» Sie taucht wieder auf und greift nach seinem Arm. Beinahe fällt er hinter ihr ins Haus. Alles verändert sich.
     
    Er steht fassungslos im Esszimmer. Seine Ungläubigkeit hat den Effekt einer Gehirnerschütterung. Sie kennt das Gefühl. «Komm schon», flüstert sie.
    «Lass dir mal einen neuen Spruch einfallen», sagt er, aber seine Stimme klingt belegt und abwesend. Er blinzelt angestrengt. Blut läuft von seiner Hand und tropft auf den Boden. Er bemerkt es nicht. Aus dem Kamin fällt ein unregelmäßiger orangefarbener Schimmer auf die Dielenbretter in dem dunklen Korridor. Von dem Toten, über den sie bei ihrer Flucht hinwegsteigen musste, wie sie erzählt hat, ist nichts zu sehen.
    «Reiß dich zusammen, Dan. Ich brauche dich.»
    «Was
ist
das?», sagt er leise.
    «Ich weiß nicht. Aber ich weiß, dass es real ist.» Das stimmt nicht. Sie hat auf dem ganzen Weg hierher daran gezweifelt. Hat gedacht, dass vielleicht alles richtig ist und nur sie die durchgeknallte Irre, die in Wahrheit ein paar Anti-Psychose-Pillen braucht und ein Krankenhausbett mit schönem Blick durchs Fenstergitter auf den Park. Es ist eine unheimliche Erleichterung, dass er es auch sieht. «Und ich weiß, dass du blutest. Du solltest diesen Revolver lieber mir geben.»
    «Auf keinen Fall, du bist zu labil», sagt er scherzhaft, aber er sieht sie dabei nicht an. Er lässt seine Hand über die gemusterte Tapete gleiten. Testet, ob sie echt ist. «Du hast gesagt, er ist oben?»
    «Das war er. Vor drei Stunden. Warte. Dan.»
    «Was?» Er dreht sich unten an der Treppe zu ihr um.
    Sie zögert. «Ich kann da nicht noch mal raufgehen.»
    «Okay», sagt er. Und noch einmal, entschlossener: «Okay.» Er geht in den Salon, und ihre Rippen scheinen sich zusammenzuziehen. Oh Gott, wenn
er
da drin ist, in dem Sessel sitzt, auf Dan wartet. Aber da taucht Dan wieder auf, einen schweren schwarzen Schürhaken vom Kamin in der Hand. Er reicht ihr den Revolver. «Bleib hier. Und wenn er ins Haus kommt, erschießt du ihn.»
    «Lass uns einfach wieder gehen», sagt sie, als wäre das jetzt noch möglich. Er hält ihr den Revolver hin. Die Waffe ist schwerer, als sie gedacht hätte. Ihre Hände zittern schrecklich.
    «Achte auf alle Eingänge. Benutz beide Hände. Er ist nicht gesichert. Du zielst und schießt. Aber nicht auf mich, okay?»
    «Ja», sagt sie und meint es ernst.
    Er geht die Treppe hinauf, den Schürhaken wie einen Baseballschläger erhoben. Sie drückt ihre Schulterblätter an die Wand. Es ist wie beim Billard. Man muss ausatmen, wenn man zielt und die Kugel freisetzt. Kein Problem, denkt sie mit aufblitzendem Hass.
    Knirschend wird der Schlüssel ins Schloss gesteckt.
    In dem Moment, in dem die Tür aufschwingt, zieht sie mit einem Ruck den Abzug durch.
    Harper duckt sich, als der Schuss den Rand des Türrahmens trifft und das Holz splittern lässt. (Die Kugel rast hinaus ins Jahr 1980 und durch das Fenster des Hauses gegenüber, wo sie in der Wand neben einem Bild der Jungfrau Maria stecken bleibt.)
    Dass auf ihn geschossen wurde, beeindruckt ihn kein bisschen. «Liebling», sagt er, «ich habe dich gesucht.» Er greift nach dem Messer. «Und da bist du endlich.»
    Sie schaut auf den Revolver hinunter, eine Millisekunde bloß, um zu sehen, ob sie nachspannen oder die Trommel weiterdrehen muss. Sechs Schuss. Fünf sind noch übrig. Dan ist schon halb durch den Flur, als sie wieder aufsieht. Genau in ihrer Schusslinie.
    «Geh aus dem Weg!»
    Dan lässt mit aller Kraft den Schürhaken herunterfahren, aber Harper, der mehr Erfahrung mit Gewalt hat, fängt den Hieb mit dem Unterarm ab. Der Knochen bricht trotzdem. Er heult vor Schmerz auf und stößt Dan das Messer in die Brust. Hellrotes Blut

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