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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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übers Gesicht läuft. Die Klinge in seiner Hand ist glitschig. Bei diesem Gedanken wird es Dan übel, und er fühlt sich sehr, sehr müde. Aber das könnte auch an dem Blutverlust liegen. Es ist schwer zu sagen, wie schlimm es ist. Vermutlich sieht es ziemlich hässlich aus, glaubt er, wenn man mal von all dem Rot im Schnee ausgeht. Dan kommt schwerfällig auf die Füße. Er versteht nicht, warum Kirby nicht aus dem Haus gerannt kommt und den Kerl einfach abknallt.
    Er beobachtet die Hand mit dem Messer. Vielleicht kann er es wegtreten. Wie ein Kung-Fu-Meister. Wen verarscht er hier eigentlich gerade? Er trifft eine Entscheidung. Er wirft sich nach vorn, packt den Typen an seinem verletzten Arm, quetscht ihn und verdreht ihn, versucht, ihn herumzuzerren, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, während er dem Bastard die Faust gegen die Brust rammt.
    Der Killer gibt einen überraschten Keuchlaut von sich, als die Luft aus seinen Lungen gepresst wird, und schwankt einen Schritt zurück. Er zieht Dan mit sich, und er ist stärker und erfahrener. Er kann immer noch sein Messer aufwärts stoßen, Dans Bauchdecke aufreißen und die Klinge mit einem reißenden, fleischigen Geräusch zu seinem Brustkorb hochziehen.
    Dan bricht zusammen, fällt auf die Knie und drückt sich die Hände auf den Bauch. Und dann kippt er zur Seite. Der Boden an seinem Gesicht ist eiskalt. Eine erschreckende Menge Blut läuft in den Schnee.
    «Sie wird einen schlimmeren Tod haben», sagt der Mann mit einem grauenvollen Lächeln. Er tritt Dan mit der Schuhspitze in die Rippengegend. Dan rollt sich stöhnend auf den Rücken, sodass sein Bauch ungeschützt ist. Er versucht, ihn mit den Händen zu bedecken, aber das ist nutzlos. Irgendetwas bohrt sich in seinen Rücken, in seiner Jackentasche. Das verdammte Pony.
    Schweinwerferlicht schwenkt über die Straße, als ein altmodischer Kastenwagen um die Ecke biegt. Wie Staubkörner wirbelt der fallende Schnee durch die Lichtstrahlen. Das Auto wird langsamer, als die Männer in den Lichtkegel geraten. Dan, der verblutend auf dem Boden liegt, und der Mann mit dem Messer, der so schnell wie möglich zum Haus zurückhinkt, während sich am Horizont die Morgendämmerung ankündigt.
    «Hilfe!», ruft Dan zu dem Auto hinüber. Durch die schwefelgelbe Blendung der runden, brillenartigen Scheinwerfer kann er das Gesicht des Mannes nicht erkennen. Alles, was er sieht, ist eine Männersilhouette mit einem Hut. «Halten Sie ihn auf!»
    Das Auto steht da, ohne dass etwas passiert, die Hitze der Auspuffdämpfe lässt in der Kälte zerstäubende Kohlendioxid-Kumuluswolken aufsteigen. Plötzlich heult der Motor auf, die Reifen drehen durch, schleudern Eisstückchen und Steinchen hoch, und dann macht das Auto einen Schlenker um ihn herum. Viel knapper hätte es nicht sein können.
    «Du Scheißkerl!», will Dan ihm hinterherbrüllen. «Du beschissener Scheißkerl!» Aber es kommt eher als ersticktes Keuchen heraus. Er legt den Kopf zurück, um dem Killer nachzusehen. Er ist schon auf der Verandatreppe und greift nach der Türklinke. Es ist schwer, ihn zu erkennen, und das liegt nicht nur an den wirbelnden Schneeflocken.
    Dans Blickfeld trübt sich von den Rändern her faserig ein, als hätte er grauen Star. Als würde er in einen Brunnen fallen und sich weiter und weiter von der Iris des Lichts entfernen.

Harper
    13 . Juni 1993
    Die Tür öffnet sich, und Harper erscheint, blutüberströmt und mit einem irren Grinsen der Vorfreude im Gesicht. In der Hand hat er das Messer und den Schlüssel. Aber sein Grinsen erstirbt, als er sieht, was sie macht. Kirby steht mitten im Zimmer und schüttelt das Benzin aus dem Ronson-Princess-De-Light-Feuerzeug auf einen Haufen Zeug, den sie mitten auf dem Boden gestapelt hat.
    Sie hat die Vorhänge vom Fenster heruntergerissen, die jetzt mit feuchten Stellen durchtränkt sind, und sie auf die Matratze gehäuft, die sie aus dem Gästezimmer heruntergeschafft hat. Unten an der Treppe liegen leere Flaschen herum. Das Petroleum aus der Küche. Der Whiskey. Sie hat den Sessel umgedreht und ihn aufgerissen, sodass die Polsterung in weißen Klumpen heraushängt. Das Grammophon ist zerschmettert. Lackierte Holzsplitter und Hundert-Dollar-Scheine und Wettscheine sind in den verbeulten Messingtrichter gestopft. Sie hat alles aus dem Zimmer heruntergeholt. Die Schmetterlingsflügel und die Baseballkarte und das Pony und die Kassette mit einem Gewirr aus herausgezogenem schwarzen Magnetband, das

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