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Shining Girls (German Edition)

Shining Girls (German Edition)

Titel: Shining Girls (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Beukes
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welchem nachrichtentauglichen Satz er die Situation retten kann. «Ich … ähem … ich warte dann draußen.»
    Kirby nimmt die Haut über ihrem Schlüsselbein zwischen Daumen und Zeigefinger und reibt dabei abwesend mit dem Daumen über ihre Narbe. «Dan.» Die Art und Weise, wie sie seinen Namen ausspricht, bringt ihn völlig aus dem Gleichgewicht.
    «Sag’s nicht. Du musst es nicht. Bitte, sag’s nicht.»
    «Ich kann jetzt gerade nicht. Verstehst du?»
    «Ja, ich verstehe. Sorry. Ich wollte einfach … Fuck.» Er bringt nicht mal einen ordentlichen Satz zusammen. Ausgerechnet jetzt.
    «Das ist schon okay», sagt sie, ohne ihn anzusehen. «Hey. Ich bin froh, dass du da bist.» Sie schlägt ihm leicht auf den Arm. Es ist eine Abfuhr. Und bei der Leichtigkeit und Endgültigkeit, mit der sie kommt, zerbricht etwas in ihm.
    Dann ist ein scharfes Klopfen an der Tür zu hören, und eine Millisekunde später kommt Detective Amato herein.
    «Miss Mazrachi. Mr. …»
    «Velasquez.» Dan lehnt sich mit verschränkten Armen an die Wand, um klarzumachen, dass er nirgendwo anders hingehen wird.
    «Haben Sie ihn gekriegt? Wo ist er?» Kirby schaut ängstlich auf den Schwarzweißbildschirm, der mit der Überwachungskamera des Ladens verbunden ist.
    Detective Amato setzt sich halb auf die Schreibtischkante. Viel zu vertraut, denkt Dan, als würde er sie immer noch nicht ernst nehmen. Amato räuspert sich. «Eine Wahnsinnsaktion. Dass der Typ einfach so zu Ihnen ins Büro kommt.»
    «Und das Haus?»
    Er schaut sie unbehaglich an.
    «Hören Sie. Sie haben eine sehr belastende Situation hinter sich. Es war sehr tapfer und dumm, ihm einfach so zu folgen.»
    «Was soll das heißen?»
    «Dort kann man leicht in die Irre geführt werden. Sie kennen die Gegend nicht.»
    «Sie haben es nicht gefunden?» Kirby steht auf, blass vor Wut. «Ich habe Ihnen die Adresse gegeben. Wollen Sie vielleicht auch noch, dass ich ihm eine Schleife umbinde und Ihnen den Kerl unter den verdammten Weihnachtsbaum lege?»
    «Beruhigen Sie sich.»
    «Ich bin vollkommen ruhig», schreit Kirby.
    «Alle mal herhören», sagt Dan. «Wir spielen im selben Team, schon vergessen?»
    «Wir haben den Junkie nicht gefunden, von dem Sie erzählt haben. Meine Leute fragen immer noch in der Nachbarschaft herum.»
    «Was ist mit dem Haus?»
    «Was soll ich sagen? Es ist verlassen. Völlig runtergekommen. Die Leitungen sind aus der Wand gerissen, die Kupferdrähte hängen lose herum, die Bodendielen sind hochgestemmt. Alles Wertvolle ist gestohlen und der Rest zu Kleinholz verarbeitet worden. In dem Haus ist definitiv niemand. Vielleicht sind irgendwelche Kids zum Kiffen oder Vögeln dort rein. Im ersten Stock haben wir eine Matratze gefunden.»
    «Also sind Sie tatsächlich reingegangen», sagt Kirby provozierend.
    «Natürlich sind wir das. Was wollen Sie damit sagen?»
    «Und es war bloß eine Ruine?»
    «Lady, jetzt hören Sie mal. Ich weiß, wie schwer das für Sie ist. Sie können nichts dafür, wenn Sie durcheinander sind. Die meisten Leute sind schon in ihren besten Momenten total schlechte Zeugen, was ist da zu erwarten, wenn man gerade den Typen gesehen hat, der versucht hat, einen zu töten.»
    «Und der wiedergekommen ist, um die Sache zu Ende zu bringen.»
    «Und was passiert jetzt?», fragt Dan.
    «Wir befragen die Nachbarn. Wir haben die Personenbeschreibung. Wir hoffen, dass wir den Junkie finden und er uns das Haus zeigen kann.»
    «Das
richtige
Haus», sagt sie bitter. «Und dann?»
    «Wir haben ihn zur Fahndung ausgeschrieben. In sämtlichen Revieren. Wir finden ihn, wir bringen ihn in den Knast. Sie müssen uns unseren Job machen lassen.»
    «Weil Sie den ja auch bisher schon so gut gemacht haben.»
    «Können Sie mir nicht ein bisschen helfen?», sagt Amato zu Dan.
    «Kirby …»
    «Ich hab schon verstanden.» Sie zuckt wütend mit den Schultern.
    «Können Sie heute Nacht irgendwohin? Ich könnte Ihnen eine Beamtin schicken.»
    «Sie kann bei mir übernachten.» Dan wird rot, als Amatos Augenbrauen nach oben zucken. «Ich habe eine Schlafcouch. Darauf schlafe ich. Ist ja klar.»
    «Haben Sie ihn schon erwischt? Wo ist er?», will Rachel wissen, die in einem Sturm aus Aufregung und Patschulidüften in das winzige Büro fegt.
    «Mom! Ich hab dir doch gesagt, du sollst nicht herkommen.»
    «Ich kratze ihm die Augen aus. Gilt hier in Chicago noch die Todesstrafe? Ich leg den Schalter höchstpersönlich um.» Sie ist voll wilder Entschlossenheit, aber

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