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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ich daran denke, über das Overlook zu schreiben, das stimmt. Ich meine, dass man an diesem Kasten die gesamte Entwicklung des amerikanischen Nachkriegscharakters ablesen kann. Das mag, wenn man es so dahinsagt, übertrieben klingen … das ist mir klar … aber ich habe hier die ganzen Unterlagen, Al! Mein Gott, es könnte ein großes Buch werden. Aber das liegt noch in ferner Zukunft, das kann ich dir versprechen. Im Augenblick habe ich mehr auf dem Teller, als ich essen kann, und –«
    »Das reicht mir nicht, Jack.«
    Er konnte nur den schwarzen Hörer des Telefons angaffen. Er konnte nicht glauben, was er doch eben gehört hatte. »Was? Al, hast du gesagt –?«
    »Du hast mich verstanden. Was ist ferne Zukunft, Jack? Für dich mögen es zwei Jahre sein, vielleicht fünf. Für mich sind es dreißig oder vierzig, denn ich gedenke mich noch sehr lange mit dem Overlook zu befassen. Der Gedanke, dass du mit meinem Hotel irgendeine Gemeinheit vorhast, um sie dann als großes Werk der amerikanischen Literatur auszugeben, macht mich krank.«
    Jack war sprachlos.
    »Ich habe versucht, dir zu helfen, Jack, alter Junge. Wir haben zusammen den Krieg mitgemacht, und ich dachte, ich schuldete dir ein wenig Hilfe. Erinnerst du dich noch an den Krieg?«
    »Ich erinnere mich«, murmelte Jack, aber die Glut des Grolls brannte in seinem Herzen. Erst Ullman, dann Wendy und nun Al. Was hatte das zu bedeuten? War dies die nationale Reißt-Jack-Torrance-in-Fetzen-Woche? Er kniff die Lippen zusammen, griff nach seinen Zigaretten und stieß sie dabei vom Tisch. Hatte es ihm je gefallen, wenn dieser schäbige Arsch von seiner mahagonigetäfelten Bude in Vermont aus mit ihm sprach? Hatte es ihm wirklich gefallen?
    »Bevor du diesen George Hatfield in die Mangel nahmst, hatte ich dem Vorstand schon ausgeredet, dich gehen zu lassen. Ich hatte sie sogar schon so weit, dass sie deine Festanstellung ins Auge fassten. Das hast du dir selbst versaut. Dann habe ich dir diesen Hoteljob besorgt, einen schönen ruhigen Ort, wo du dich wieder fangen, dein Stück fertigschreiben und abwarten kannst, bis Harry Effinger und ich die anderen davon überzeugen können, dass sie einen großen Fehler gemacht haben. Nun sieht es so aus, als ob du mir den Arm abbeißen wolltest, um noch größeren Mist zu machen. Ist das die Art, wie du dich bei deinen Freunden bedankst, Jack?«
    »Nein«, flüsterte er.
    Mehr wagte er nicht zu sagen. Das Blut pochte ihm in den Schläfen, und er musste die bitteren Worte, die herauswollten, mit Gewalt zurückhalten. Verzweifelt versuchte er, an Wendy und Danny zu denken, die von ihm abhängig waren, Wendy und Danny, die friedlich unten vor dem Feuer saßen, sich mit dem Lesebuch für die zweite Klasse beschäftigten und glaubten, dass alles okay sei. Wenn er seinen Job verlor, was dann? Wie eine Pennerfamilie ab nach Kalifornien, und das mit einem altersschwachen VW, dessen Brennstoffpumpe auseinander fiel? Bevor das geschah, würde er vor Al auf die Knie sinken und ihn anflehen. Aber dennoch wollten die bösen Worte heraussprudeln, und er fürchtete, seine Wut nicht mehr lange zügeln zu können. Die Hand, die den Hörer hielt, schwitzte.
    »Was?« fragte Al scharf.
    »Nein«, sagte Jack. »Das ist nicht die Art, wie ich meine Freunde behandle. Und du weißt es.«
    »Wie kann ich das wissen? Schlimmstenfalls planst du, mein Hotel in den Dreck zu ziehen, indem du Leichen ausgräbst, die vor Jahren anständig begraben wurden. Bestenfalls rufst du meinen eigenwilligen aber äußerst fähigen Manager an, dass er fast verrückt wird vor Wut, und das alles als Teil … eines kindischen Spiels.«
    »Es war mehr als ein Spiel, Al. Für dich ist es leichter. Du bist nicht auf die Wohltaten reicher Freunde angewiesen. Du brauchst keinen Freund vor Gericht, denn du bist das Gericht. Die Tatsache, dass du nur einen Schritt weit von einem verkommenen Säufer entfernt warst, braucht unter den gegebenen Umständen sowieso nicht erwähnt zu werden, nicht wahr?«
    »Da hast du wohl recht«, sagte Al. Seine Stimme hatte sich normalisiert, und es schien, als sei er die ganze Sache leid. »Aber Jack, Jack … Dafür kann ich nichts. Dafür kann ich wirklich nichts.«
    »Ich weiß«, sagte Jack tonlos. »Bin ich gefeuert? Wenn ja, solltest du es mir gleich sagen.«
    »Nicht, wenn du zwei Dinge für mich tust.«
    »In Ordnung.«
    »Willst du die Bedingungen nicht lieber hören, bevor du sie akzeptierst?«
    »Nein. Mach deinen Vorschlag, und ich

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