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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Wendy. »Es schneit. Hast du es schon gemerkt?«
    Jack blinzelte sie an. »Sieht so aus.« Es schneite heftig. Sidewinders Hauptstraße war schon ganz weiß und der Mittelstreifen nicht mehr zu erkennen. Danny hatte den Kopf schiefgelegt und schaute zum weißen Himmel auf. Er streckte die Zunge aus, um ein paar Flocken zu haschen.
    »Glaubst du, dass es jetzt ernsthaft losgeht?« fragte Wendy.
    Jack zuckte die Achseln. »Ich hatte auf eine Gnadenfrist von einer oder zwei Wochen gehofft. Vielleicht bekommen wir sie ja noch.«
    Gnade, das war’s.
    (Es tut mir leid, Al. Gnade, deine Barmherzigkeit. Deine Gnade. Gib mir noch eine Chance. Es tut mir herzlich leid.)
    Wie oft und über wie viele Jahre hatte er – ein erwachsener Mann – um die Gnade einer weiteren Chance gebeten? Er war plötzlich von sich selbst so angewidert, dass er laut hätte stöhnen können.
    »Was machen deine Kopfschmerzen?« fragte sie und sah ihn prüfend an.
    Er legte einen Arm um sie und drückte sie an sich. »Schon besser.
    Kommt, ihr beiden, lasst uns nach Hause fahren, so lange es noch geht.«
    Sie gingen zum Lieferwagen, der halb auf dem Fußweg parkte, Jack in der Mitte, den linken Arm um Wendys Schultern und in der Rechten Dannys Hand. Zum ersten Mal hatte er mach Hause‹ gesagt. Gleich wie, vorläufig war es ihr Zuhause.
    Als er hinter das Steuer glitt, fiel ihm ein, dass er eine Abneigung gegen das Overlook hatte, wenn es ihn auch faszinierte. Er war nicht sic her, ob es für seine Frau, seinen Sohn oder auch für ihn gut war. Vielleicht hatte er deshalb Ullman angerufen.
    Um gefeuert zu werden, so lange noch Zeit war.
    Er setzte den Wagen zurück und fuhr aus der Stadt hinaus in die Berge.

 
21
     
    NACHTGEDANKEN
     
    Es war zehn Uhr. In ihrem Quartier wurde der Schlaf nur vorgetäuscht. Jack lag auf der Seite und starrte die Wand an. Er hörte Wendys langsamen, regelmäßigen Atem. Er hatte noch den Geschmack von aufgelöstem Aspirin auf der Zunge, die sich jetzt rau und ein wenig taub anfühlte. Al Shockley hatte um viertel nach fünf angerufen, viertel nach sieben Atlantikzeit. Wendy war mit Danny unten im Foyer gewesen und hatte mit ihm gelesen.
    »Persönliches Gespräch«, sagte das Mädchen von der Vermittlung, »für Mr. Jack Torrance.«
    »Am Apparat.« Er hatte den Hörer in die rechte Hand genommen, mit der linken das Taschentuch herausgezogen und sich damit den Mund abgewischt. Er zündete sich eine Zigarette an.
    Dann kam als Stimme. Sehr laut: »Jacky, mein Junge, was, um Himmels willen, ist denn mit dir los?«
    »Hallo, Al.« Er drückte die Zigarette aus und griff nach der Exedrinflasche.
    »Was geht da vor, Jack? Ich hatte heute Nachmittag diesen komischen Anruf von Stuart Ullman. Und wenn Stu Ullman ein Ferngespräch aus eigener Tasche bezahlt, dann muss die Kacke am Dampfen sein.«
    »Er braucht sich um nichts Sorgen zu machen, Al, und du auch nicht.«
    »Was genau ist das Nichts, um das wir uns keine Sorgen zu machen brauchen? Stu stellte es als eine Mischung von Erpressung und einem Artikel über das Overlook im National Enquirer dar. Sag’s mir, Junge.«
    »Ich wollte ihn ein bisschen ärgern«, sagte Jack. »Als ich zum Einstellungsgespräch herkam, musste er all meine dreckige Wäsche hervorzerren. Das Alkoholproblem. ›Sie haben Ihren Job verloren, weil Sie einen Schüler verprügelt haben. Ich überlege mir, ob Sie der richtige Mann für diesen Job sind.‹ Et cetera. Was mir stank, war, dass er diesen ganzen Mist nur deshalb erwähnt hat, weil er in dies verdammte Hotel so vernarrt ist. Das wunderschöne Overlook. Das traditionsbeladene Overlook. Das verfluchte, heilige Overlook. Nun, ich habe im Keller eine Sammelmappe gefunden. Jemand hat die weniger appetitlichen Aspekte der Ullmanschen Kathedrale zusammengestellt, und es sieht ganz so aus, als habe nach Feierabend die eine oder andere Schwarze Messe stattgefunden.«
    »Ich hoffe, das meinst du metaphorisch, Jack.« Als Stimme klang beängstigend kalt.
    »Natürlich. Aber ich habe festgestellt –«
    »Ich kenne die Geschichte des Hotels.«
    Jack fuhr sich mit der Hand durch’s Haar. »Ich habe ihn also angerufen und ihn damit ein bisschen in Schwung gebracht. Ich gebe zu, dass das nicht besonders gescheit war, und ich würde es auch kein zweites Mal tun. Ende der Geschichte.«
    »Stu sagt, dass du selbst ein wenig dreckige Wäsche an die Luft hängen willst.«
    »Stu ist ein Arschloch!« bellte Jack in die Muschel. »Ich habe ihm erzählt, dass

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