Shkarr (German Edition)
gleich den Routenplaner bestückt, damit er keinen Grund hatte, irgendeine Ausrede zu erfinden. Krischan bestellte sich ein Taxi zu sich, das keine halbe Minute später neben ihm zu stehen kam.
„4. Straße, Ecke 10“, murmelte er, stieg in das rote Gefährt ein und überließ sich der Fürsorglichkeit des Computers. Die knappen Angaben genügten völlig und die künstliche Intelligenz setzte das Fahrzeug in Bewegung.
Wie Schlieren zogen die gesichtslosen Häuserschluchten an ihm vorüber. Meist fast vollständig unter schreiend bunten Holo-Reklamen verborgen reihten sich Geschäftstürme und Wohnhäuser aneinander. Anziehend und abschreckend zugleich. Doch Krischan berührte das nicht. Es interessierte ihn auch nicht. Er bevorzugte die schlichte Stille und antiseptisch anspruchslose Umgebung seines Appartements. Dies hier war nur eine Unvermeidlichkeit, die es zu ignorieren galt.
Unmerklich änderte sich das Bild, als er seinem Ziel immer näher kam. Endlich angekommen, musterte Krischan beim Aussteigen das Geschäft. Auf ihn wirkte es zwielichtig und er fragte sich, ob er richtig sein konnte. Er hatte sich etwas anderes vorgestellt. Ein glitzerndes Geschäft in einer der riesigen Malls unter der Stadt. Das hier, einschließlich der Umgebung, hatte damit überhaupt nichts zu tun. Rußig schwarze Schleier lagen auf dem herabblätternden Putz und verrieten das hohe Alter des Gebäudekomplexes vor Krischan. Es klemmte nicht einmal eine schnöde ID-Card in den schmierigen Fenstern und die Reklame hatte auch schon bessere Zeiten erlebt. Aber dieser Händler war der einzige in der Stadt, der aktuell Kanarras liefern konnte, wenn er seiner Schwester Glauben schenkte. Wirklich erbärmlich und wenig verständlich, da doch diese Tiere im Moment der letzte Schrei waren – gemäß der Aussage eben seiner Schwester.
Fröstelnd zog Krischan seinen Mantel enger und betrat das schummrige Entree des Geschäftes. Ein penetranter Gestank von Exkrementen und Tierurin stieg ihm stechend in die Nase, trieb ihm die Tränen in die Augen. Unheimlicher jedoch war die erstickend warme und feuchte Stille. Kein Laut war zu hören und ein dumpfer Druck legte sich auf seine Ohren. Unwillkürlich stieg in ihm das dringende Bedürfnis hoch, diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen und gierig frische Luft zu atmen. Doch ein Rascheln ließ ihn innehalten.
„Einen wunderschönen guten Tag, der Herr. Was kann ich für Sie tun?“, kam es schleimig süß aus der stumpfen Dunkelheit. Eine hochgewachsene, staksige Gestalt bahnte sich mit übertriebener Freundlichkeit im Gesicht den Weg vorbei an diversen Kisten, Käfigen und anderen Dingen, nicht näher definierbaren Gegenständen. „Ich biete Tiere von allen bekannten Planeten. Kostbar und selten zu wirklich günstigen Preisen, der Herr. Wollen Sie sich umschauen oder darf ich Ihnen etwas empfehlen?“
Krischan schluckte angeekelt und versuchte sich seine Antipathie nicht anmerken zu lassen. Dieser Typ war ihm einfach widerwärtig. Am liebsten wollte er diesen Ort schnell verlassen, aber die stechenden Augen dieser personifizierten Krämerseele vor ihm schienen ihn hier an Ort und Stelle fesseln zu wollen. Mit großer Überwindung riskierte Krischan einen näheren Blick in die Käfige und wäre beinahe zurückgetaumelt. Der Besitzer hatte recht. Hier war wirklich fast alles zu finden, was es an extraterrestrischen Tieren auf der Erde gab und erlaubt war. Zum Teil abstoßend aussehende Exemplare, deren Namen er sich nicht getraute zu lesen, da er dafür näher an die Käfige hätte treten müssen.
„Ich suche einen Kanarra“, flüsterte er atemlos.
„Da haben Sie aber immenses Glück!“, kam es glatt aus dem lippenlosen Mund. „Ich habe nur noch ein einziges Exemplar. Ein außergewöhnlich schönes Stück. Diese Tiere sind im Moment absolut gefragt, was die Beschaffung nicht einfach macht, da die Zucht so überaus schwierig ist und die Behörden Ärger machen. Aber das muss Sie nicht kümmern. Der Ärger ist leidlich, aber nichts gegenüber dem Vergnügen an so einem wunderschönen Tier, das darüber hinaus pflegeleicht ist, der Herr. Da dieser hier mein letztes Exemplar ist und Sie ja nicht mehr auswählen können, biete ich Ihnen den Kanarra zu einem ausgesprochen günstigen Preis. Außerdem schenke ich Ihnen die Pflegeanleitung. Hier, bitte folgen Sie mir nach hinten!“
Widerwillig kam Krischan der Aufforderung nach und vermied es mit angehaltenem Atem in die Käfige und
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