Shkarr (German Edition)
ginge, würde er auch nie welche haben. Darüber hinaus wurde dem Streicheln dieser Tiere besondere positive Wirkung nachgesagt, euphorische Energieschübe und beruhigende Entspannung gleichermaßen. Wissenschaftlich konnte dies jedoch nicht nachgewiesen werden. Doch, wenn er das wollte, konnte er sich auch die entsprechende Tablette einwerfen und die hielt dann auch exakt nach Zeitplan an. Das selig machende Kribbeln im Geschäft hatte ihn schwach werden lassen. Jetzt jedoch war er ganz ohne Einfluss und es ärgerte ihn maßlos.
Knurrend erhob Krischan sich und schlurfte ins Bad. Er hatte nicht vor, sich von diesem Etwas aus der Bahn und dadurch seine Bedenken über den Haufen werfen zu lassen. Noch heute Abend würde er zum Händler fahren und den Kanarra zurückbringen.
Das Katzenwesen hob amüsiert seinen Kopf. Ohne den Menschen sehen zu müssen, war er doch ganz gut zumindest über dessen letzten Gedankengang informiert. ‚Du wirst den Händler nicht finden’, schnurrte er leise vor sich hin.
Eilig stürzte Krischan nach einigen Minuten aus dem Bad und befahl kurz: „Kaffee!“ Prompt erwachte der Teil der Küche zum Leben, der die entsprechende Maschine verbarg, und es zischte aus einer silberfarbenen Armatur. Kaffeeduft durchzog das winzige Appartement und der Kanarra, der widerwillig versuchte, sich mit seinem neuen Namen vertraut zu machen, weil er den Menschen kaum daran hindern konnte, diesen zu verwenden, zog angewidert die Nase kraus.
Hastig schlüpfte Krischan in die bereitliegenden Sachen und wollte sich dann daran machen, sein Bett aufzuschütteln. Jetzt erst dachte er wieder an seinen neuen Mitbewohner. Der Kanarra lag noch genauso da, wie er ihn verlassen hatte. Nur die grünen Augen blickten unverwandt auf so viel hektisches Treiben.
„Raus aus dem Bett, Shkarr!“, rief Krischan ungehalten. Wenn er jedoch eine Reaktion erwartete, so war diese Hoffnung mehr als vergebens. Lediglich die Barthaare zuckten ein wenig.
‚Ah, den Namen hat er also nicht vergessen. Ich weiß jetzt nicht, ob ich mich geschmeichelt fühlen soll’, kommentierte der Kanarra träge in seinen Gedanken. Eine aufgebauschte Decke, die ihn vom Bett scheuchen sollte, unterbrach ihn jedoch wenig diplomatisch. Mit einem Fauchen war er auf seinen vier Beinen und schaute das Menschenmännchen herausfordernd an. Der Schwanz verriet dabei dem Wissenden den aktivierten Jagdtrieb.
Krischan schluckte hart. Sein Herz meldete Notstand und galoppierte unangemessen schnell, wenn man bedachte, dass er zur Salzsäule erstarrt war. Sein gesamter Körper schrie nach Flucht, dennoch verweigerten ihm seine Muskeln den Dienst. So musste der Kanarra enttäuscht feststellen, dass Krischan ihm wohl nicht den Gefallen tun würde, einfach ein wenig Haschen mit ihm zu spielen.
‚Wirklich bedauerlich.’ Mit einem stummen Seufzer rollte er sich wieder zusammen.
Ächzend sank Krischan zu Boden und starrte entgeistert auf den silberschwarzen Rücken. Bebend vor Angst und vollkommen aufgelöst rutschte er rückwärts aus dem Zimmer. Kaum war der Kanarra jedoch außer Sichtweite sprang er hoch und rannte zur Tür hinaus. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, stürzte er wie von bösen Geistern gejagt aus dem Haus.
Der Kanarra fand das Verhalten nun einigermaßen übertrieben. Irgendwie amüsierte ihn der kleine Mensch. Er war gespannt, was dieser tun würde, wenn er feststellen musste, dass der Händler nicht mehr da war. Shkarr hatte kurz zuvor, bevor sich Krischan zum Kauf entschlossen hatte, seine Abreise vorbereitet, um neue Tiere auf diversen Planeten einzukaufen. Im Grunde hatte ihm Krischan mehr durch Zufall und wohl dem speziellen Humor des Universums geschuldet das Leben gerettet. Der Kanarra war, wenn er seine Vergangenheit Revue passieren ließ und es ehrlich einschätzte, unverkäuflich. Eine Last, die der Händler nicht mehr lange getragen hätte. Bei dessen Einkaufstour auf den bekannten und weniger bekannten Planeten des Sternenbundes hätte er das katzenartige Tier sicherlich irgendwo verkaufen können. Jetzt hatte sich dem Händler aber eine sehr viel schnellere Gelegenheit geboten: ein naiver Mensch ohne rechten Willen und Kraft mit ausreichend Geld.
An sich hatte es genug andere Menschen gegeben, die sich für den Kanarra interessiert hatten, war seine Rasse doch das angesagteste Modeaccessoire der Saison. Er jedoch war einfach zu groß, und es war nicht das erste Mal gewesen, dass er sich gegen seine Besitzer gewandt
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