Shkarr (German Edition)
zuständig. Ich schicke Ihnen aber jemanden vom Tierschutz. Die werden sich den Kanarra anschauen und dann entscheiden. Geben Sie bitte Ihre Adresse ein und seien Sie anwesend, damit die Mitarbeiter Ihre Wohneinheit betreten können. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.“
Frustriert schaute Krischan auf das Display, auf welchem jetzt die Aufforderung blinkte, seine Adresse anzugeben. Sehr vielversprechend hörte sich das nicht an. Da er aber anscheinend keine Wahl hatte, sprach er seine Adresse in den Planer.
Kurz darauf stieg er in das wartende Taxi. Mit einem resignierenden Seufzer gab er seine Adresse an, hier jedoch als Ziel dieser Fahrt.
***
Müßig rollte Shkarr sich auf den Bauch und betrachtete versonnen die goldenen Staubkörnchen, die träge in einem verirrten Sonnenstrahl tanzten. Vor mehr als zwei Stunden hatte er sich entschieden, sich an den Namen gewöhnen zu wollen, also dachte er an sich selbst mit dem Namen, was sich aber immer noch seltsam anfühlte. Doch seit der Entscheidung hatte er nichts weiter gemacht und nach Krischans Flucht, gab es auch nichts mehr für ihn zu tun. Shkarr langweilte sich daher und er konnte es im Grunde nicht abwarten, bis das hilflose Menschenkind wieder hier war. Hungrig hatte er noch einmal die ganze Wohnung abgesucht. Aber bis auf Wasser konnte er nichts Genießbares finden. Somit war ihm nicht nur langweilig, sondern er war auch noch extrem hungrig.
Immer wieder ließ er den Namen, den Krischan ihm gegeben hatte, in seine Gedanken einfließen. Vielleicht gefiel ihm die Aneinanderreihung der Zisch- und R-Laute ja doch, auch wenn sich Krischan dabei nicht sonderlich einfallsreich gezeigt hatte. Hinzu kam, dass der Name Krischan ihm auch gefiel. In seinen Ohren recht melodisch. Aber das hieß natürlich nicht, dass er den Menschen dadurch ebenfalls mochte. Er war eben nur besser in der Wahl der Namen für ihn als seine vorherigen Herrchen und Frauchen gewesen. Miststück, Katzenvieh oder ähnliche Bezeichnungen waren da schon eher die üblichen Rufnamen gewesen.
Shkarrs Barthaare zuckten vor Wut. Er ließ jedoch dem Gefühl keinen weiteren Raum. In den letzten Wochen hatte er immer wieder an sein Leben gedacht und es war immer dasselbe gewesen. So langsam hatte er davon jedoch genug.
Im Laufe des Tages hatte er daher langsam in Erwägung gezogen, es mit dem neuen Menschen zu versuchen. Er wirkte anders und schien beeinflussbar zu sein. Möglich, dass er es schaffen konnte, ihn so zu lenken, dass sie beide miteinander klarkamen.
Krischan war schwach und mit Blick auf die letzten Ereignisse wusste Shkarr genug über ihn, um sagen zu können, dass er sich leicht beeindrucken ließ. Shkarr war sich bewusst, dass er ohne einen Menschen an seiner Seite niemals das Haus verlassen und ungehindert seines Weges gehen konnte. Es gab ganz sicher keine freilaufenden Kanarras auf der Erde. Damit war es auch unwahrscheinlich, dass er einen Ort fand, der ihm Unterschlupf und Nahrung bot. Dieses Appartement und den dazugehörigen Menschen musste er als notwendiges Übel akzeptieren und das Beste daraus machen. Er musste nur verhindern, dass sein neues „Herrchen“ mithilfe des Halsbandes seinen unfreiwilligen Hausgast unterwarf und quälte.
Shkarr war sich noch nicht sicher, wie er das alles anstellen sollte, aber das Vorhaben gab ihm ein gutes Gefühl. Er musste einfach nur die Spielregeln bestimmen. Ganz einfach …
Shkarr streckte sich dezent. Nichts war einfach, aber es war auch nicht unmöglich. Während er in Gedanken Pläne schmiedete, durchsuchte er das Appartement erneut. Er hatte schnell herausgefunden, dass sich die Tür des Appartements auch vor ihm öffnete. Da er sich aber nicht sicher war, jederzeit wieder hineinzugelangen, hatte er von einer Erkundungstour in die nähere Umgebung abgesehen. Träge erhob er sich und streckte sich ausgiebig.
Irgendwie tat es ihm mit einem Mal leid, dass er Krischan so erschreckt hatte.
‚Wir müssen einen Weg der Kommunikation finden, Mensch‘, dachte er bei sich.
Plötzlich sträubten sich ihm die Nackenhaare. Er kannte das von seinen Vorbesitzern. Das Gefühl stellte sich schon nach einer recht kurzen Zeit ein; er spürte, wenn sich sein Mensch in der Nähe befand.
Ein kurzer Blick gen Himmel und Shkarr resümierte, dass Krischan nur sehr wenig Zeit zwischen seiner Flucht und jetzt hatte verstreichen lassen. Shkarr war sich nicht sicher, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war. Aber er war
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