Short Stories (German Edition)
bist?
Willst du wirklich meine Welt sehen?
Oder lieber den schönen Schein?
Tut mir leid, damit kann ich nicht dienen. Der Glaube an eine bessere, friedlichere Welt ist vor langer Zeit gestorben.
Natürlich scheint in meiner Welt die Sonne von einem strahlend blauen Himmel. Blumenteppiche verbreiten in Parks und Gärten ihren unvergleichlichen Duft. Er hüllt mich ein, will mir Frieden und Freude vermitteln.
Selbst Regen und Nebel kann ich bei genauem Hinschauen noch Schönheit abgewinnen. Wie sich das Licht in den glitzernden Tropfen bricht, wie hauchdünne Schwaden Feuchtigkeit in den Bäumen festsitzen.
Reißt der graue Himmel auf, lässt die Sonne ihn von Neuem erstrahlen.
Siehst du am Firmament das Kaleidoskop der Farben?
Ein Regenbogen lässt dich die Einzigartigkeit der Natur bewundern.
Das Glitzern und Schillern reicht jedoch nicht, um die Dunkelheit zu vertreiben.
In mir, tief in meinem Innern, sieht es anders aus.
Wie gerne würde ich das, was ich täglich sehe, verändern.
Woher soll ich die Kraft dazu nehmen?
Ein Mensch allein kann nicht die ganze Welt verändern.
Ich rufe, schreie, wehre mich.
Niemand hört mich.
Kalt lächelnd ziehen die lärmenden Horden an mir vorbei.
Mitgefühl, Anteilnahme, Hilfsbereitschaft. Nur leere Worte.
Die Masse kennt diese Begriffe nicht. Besser gesagt, sie führt sie als scheinheilige Sprechblasen im Mund.
Natürlich gibt es Ausnahmen.
Oftmals arbeiten sie im Verborgenen, werden von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen. Doch die dünnen Stimmchen der offen Aufbegehrenden gehen im Kriegsgeschrei der Meute unter.
In meiner Welt würde es keine Kriege im Namen des Glaubens geben.
Keine Kämpfe, weil ein Staat mehr Öl besitzt als der Rest der Welt.
Militärische Übergriffe auf Menschen anderer Hautfarbe?
Warum?
Nur weil ein paar Idioten meinen, ihre hellere Haut gäbe ihnen das Recht andere zu versklaven?
Wie soll ich an einer besseren Welt arbeiten, wenn selbst die Kirche gegen ihre eigenen Gebote verstößt?
Vor Gott sind angeblich alle gleich.
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.
Das funktioniert so nicht.
Staatsoberhäupter und Religionsführer leben mir etwas anderes vor.
Ich bin nur dann gleich, wenn ich so bin, wie sie mich haben wollen.
Geliebt werde ich nur, wenn ich den Vorstellungen meines Nachbarn entspreche.
Hungersnöte müsste es in meiner Welt nicht geben. Ich würde die überschüssigen Ernteerträge nicht ins Meer schütten.
Warum Entwicklungshilfe an ärmere Länder geben?
Sie kommt bei den Bedürftigen doch nicht an.
Geldgeile Regierungsoberhäupter haben Mittel und Wege gefunden, diese Beträge in ihre eigenen Taschen fließen zu lassen.
Einen weiteren unnützen Prunkbau davon erschaffen. Sie legen sich eine goldene Badewanne zu oder die First Lady des Staates erweitert ihre Schuh- und Kleidersammlung.
Häuser bauen für die Ärmsten der Armen? Wie langweilig.
Die sollen arbeiten, dann geht es ihnen auch besser.
Werfe ich einen Blick auf die von Taifunen zerstörten Länder. Was sehe ich dort? Nicht viel.
Wo sind die Spenden gelandet, die gesammelt wurden? Nicht bei den Menschen, die sie dringend brauchen.
In meiner Welt würde ich die Entwicklungshilfe und Spenden in die Logistik stecken, um zu viel produzierte Lebensmittel dort hinzubringen, wo sie benötigt werden.
Wir müssten keine Unsummen in die Rüstung investieren, da keine Kriege mehr geführt würden.
Dafür könnte man Brunnen bauen, damit es auf der ganzen Welt genug sauberes Trinkwasser gäbe.
Ich träume davon, dass Eltern ihre Kinder lieben. Dass niemand die Seelen der kleinen Wesen verletzt.
Sie haben nicht darum gebeten, in eine Welt geboren zu werden, in der sie gequält, missbraucht oder geschlagen werden.
Bei mir würden Eltern ihre Kinder nicht verkaufen müssen, um die hungrigen Mägen der restlichen Familie zu füllen.
Die ganze Welt weiß davon.
Zeigt man entsprechende Bilder in den Medien, schauen alle peinlich berührt zur Seite oder stöhnen mitleidig auf.
Ändern sie etwas daran? Begehren die Massen auf? Nein.
Selbst in unserem Land wird nicht viel getan, wenn ein aufmerksamer Bürger die Behörden verständigt, dass bei seinen Nachbarn etwas nicht stimmt.
Überforderte Mitarbeiter von Dienststellen und Ämtern kommen ihrem Job nicht ordnungsgemäß nach. Erst wenn ein Kind verhungert ist oder zu Tode geprügelt wurde, schreien alle hysterisch auf.
Wie soll ich bei solchen Zuständen von einer besseren, schöneren Welt träumen können?
Von Spielplätzen, auf denen
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