Shotokan Karate - Kata 1
Selbstverwirklichung des Einzelnen sein. Auf welchen Schwerpunkt man sich spezialisiert, hängt von der Person und von der Phase ab, in der man sich in seiner Karatebiografie befindet. Karate bedeutet Unterschiedliches für unterschiedliche Menschen. Wichtig ist es, andere Karateauffassungen zu tolerieren, denn Karate-Do bietet eine enorme Vielfalt von Möglichkeiten.
1.1.1 Karate-Do
Die Veränderung des Okinawa-Te zum Schulsport, sein weltweiter âExportâ und die Umwandlung in eine japanische Kampfkunst brachten zunehmend Einflüsse des Zen-Buddhismus mit ins Spiel. Die Ursprünge des Karate fallen in eine Zeit, als es noch eine Waffe der Bauern und Fischer war, sie hatten nichts Philosophisches oder gar Samuraiähnliches an sich. Dieser spirituelle und ethische Einfluss war den Techniken der Bewohner Okinawas noch nicht zu eigen. Das Problem der Bauern und Fischer war der Kampf ums Ãberleben. Später, als die bloÃe Notwendigkeit zum Ãberleben nicht mehr gegeben war und der japanische Einfluss sowie der Einfluss der anderen Kampfkünste hinzukam, nahm das Karate verstärkt philosophische Elemente auf.
In diesem Zusammenhang ist der Begriff âDoâ entscheidend. Das Wort âDoâ bedeutet zu Deutsch âWegâ. Judo, Kendo, Aikido und andere Kampfkünste verwenden diesen Begriff, wie das Karate-Do auch, als Ergänzung in ihrem Namen. Im 19. Jahrhundert noch wurden diese Budokünste mit dem Zusatz âJutsuâ versehen, was âTechnikâ heiÃt. Kenjutsu oder Karate-Jutsu waren die âTechniken mit dem Schwertâ oder die âTechniken mit der leeren Handâ. Der Zwang, Techniken zu verwenden, die auf das Töten in extremen Selbstverteidigungssituationen zurückzuführen sind, steht hinter dieser Bezeichnung. Im Japan des späten 19. Jahrhunderts existierte diese Notwendigkeit nicht mehr. In zahlreichen Kenjutsuschulen fanden damals bereits Wettkämpfe mit dem Bambusschwert âShinaiâ statt, die bald populär wurden und zur Bezeichnung âKendoâ führten. Die Ãnderung der ursprünglichen Bezeichnung von âTechnik des Schwertesâ zu âWeg des Schwertesâ lässt sich auf die neuen gesellschaftlichen Bedingungen zurückführen, innerhalb derer die Ausübung dieser überlieferten Samuraikünste nun praktiziert wurde.
âDoâ beschreibt den Weg zur Meisterung der Kunst, den langen Weg, der die Vervollkommnung des Charakters und der technischen Fertigkeiten nicht nur durch das Ziel einer perfekten Beherrschung der Disziplin bringen soll, sondern nunmehr auch durch die permanente Arbeit an den psychischen und physischen Voraussetzungen; an der Persönlichkeit des Ãbenden. Die kontinuierliche Arbeit an sich selbst ist der Weg und nicht der Blick auf ein Endziel.
Der Zen-Buddhismus hatte sich in Japan seit der Kamakura-Periode (1185-1338) verbreitet. Er ist auf den indischen Mönch Bodhidharma zurückzuführen und fand unter den Samurai seine Anhänger. Er lehrt, dass die Erleuchtung (Satori) nur durch intensive körperliche und geistige Meditation erzielt werden kann. Nur durch diese strengen Formen der Meditation kann vom (logischen) Denken hin zu einer Leere und Harmonie zwischen Körper und Geist gelangt werden. Gehorsam und die freiwillige Unterwerfung des Schülers unter die Anleitungen des Zen-Meisters waren Bestandteile dieser Religion. Man sieht hier Parallelen zum Verhalten der Samurai ihren Feudalherren gegenüber. Ihr Ehrenkodex, als âBushidoâ bezeichnet, verpflichtete sie zu strenger Loyalität gegenüber der ranghöheren Klasse. Ihr Gehorsam ging bis hin zur Durchführung der rituellen Selbsttötung mit dem Schwert als Konsequenz für das Versagen im Kampf oder bei einem Auftrag der Feudalherren.
Als Meditationsmethode hatte der Zen-Buddhismus die Funktion, den Samurai in einen Zustand der inneren Ruhe zu versetzen, um im entscheidenden Moment volle Energie freizusetzen und die Angst zu überwinden. Jahrelanges Ãben der Technik und das Arbeiten an sich selbst mit allen Konsequenzen waren die Voraussetzungen dafür. Dabei wird die Vollendung niemals erreicht, sondern rückt auf dem Weg des Bemühens näher. Konzentration und die Fähigkeit, andere Gefühle und Gedanken zu vermeiden, waren das Ziel der Meditation. Auf das heutige Karate-Do übertragen, würde dies heiÃen, dass der Sinn des
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