Showalter Gena-Die Botschaft
sie schließlich das Leben gekostet hatten.
Die Schmerzen … oh, solche Schmerzen … Sie hatte schon so viele ertragen, dass sie die letzten Minuten eigentlich nicht mehr so hätten erschrecken sollen. Aber sie hatte den Stich bis auf ihre Wirbelsäule gespürt, hatte gespürt, wie das Blut aus ihr hinausgelaufen war und sich um sie gesammelt hatte. Hatte gemerkt, wie ihr mehr und mehr schwarz vor Augen wurde. Jede Sekunde würde sie …
„Aurora Harper! “, brüllte Levi sie an. „Du beachtest mich jetzt gefälligst sofort. “
Sie benutzte seine Stimme als Rettungsleine, an der sie sich zurück in die Gegenwart hangelte. Sie blinzelte, bis sie wieder klar sehen konnte, und erkannte, dass er über ihr kniete, dass sie noch auf dem Bett lag. Sie schluckte die bittere Galle hinunter, die sich in ihrem Mund gesammelt hatte. „Er hat Lana bedroht“, brachte sie mühsam hervor. „Er hat gesagt, sie ist die Nächste. “
Levi fuhr mit den Fingern über ihre Stirn. „Das war nicht sie in dem Käfig, Kleines. Versprochen. “
„Aber was, wenn er außer Cliff noch weitere Komplizen hat? Was, wenn Lana immer noch ein mögliches Opfer ist? Sie ist in Gefahr, Levi. Das spüre ich. Tief in mir drinnen kann ich es spüren. “
15. KAPITEL
Obwohl Levi es eigentlich besser wusste, beschloss er, Bright noch am gleichen Abend anzurufen und ein Treffen mit Topper zu vereinbaren, ohne dass er die Gelegenheit gehabt hätte, sich erst einmal allein ein Bild zu machen. Und was musste er dabei als Erstes feststellen? Jedes Mal, wenn er geglaubt hatte, mit Bright zu telefonieren, war er in Wahrheit wie aus dem Nichts in dessen Büro (oder bei ihm zu Hause) aufgetaucht. Sein Verstand hatte einfach die Details verdreht.
Dieses Mal war Bright zu Hause, allein, im Bett. Der Arme bekam fast einen Herzinfarkt, als Levi ihn wachrief.
Bright tat ihm den Gefallen – sofern Levi sich an gewisse Bedingungen hielt – und bestellte Topper früh am nächsten Tag zum Verhör. Als offiziellen Grund gab er an, dass die Festnahme Cliffords neue Hinweise gebracht hatte. Inoffiziell ging es darum, dass Levi und Harper herausfinden sollten, ob Topper die Toten sehen konnte. Falls er es konnte … würde das richtige Verhör erst beginnen.
Levi und Harper schliefen beide nicht gut. Deshalb kamen sie schon Stunden vor dem vereinbarten Termin auf der Wache an und warteten im Verhörzimmer. Eine halbe Stunde nach ihnen betraten Peterson und Harrowitz den Raum hinter der verspiegelten Glasscheibe. Levi konnte die beiden nicht sehen, aber Harrowitz war spürbar , eine Art Energie ging von ihm aus. Wenn entweder Harper oder Levi selbst zu aufgebracht wurde, würden sie den Raum verlassen müssen. Anderenfalls würde Harrowitz sie auflösen, ehe sie jemandem im Gebäude Schaden zufügen konnten.
Levi gefiel nicht, dass Harper so etwas drohte, und war entschlossen, sie zu beruhigen, egal was er dafür tun musste. Sie zitterte bereits am ganzen Körper, ging nervös auf und ab und murmelte vor sich hin, was alles schiefgehen konnte. Er streckte einen Arm aus, legte ihn ihr um den Nacken und zog sie an sich.
„Hör auf damit. Warum malst du den Teufel an die Wand? Warum machst du dir Sorgen, wenn auch alles gut ausgehen könnte?“
„Das Wort könnte gefällt mir nicht. “
„Weil du alles durch die negative Brille siehst. Versuch es mal mit positivem Denken. “
Sie seufzte. „Du hast ja recht. Es tut mir leid. “ Schon steckte ein Fingernagel wieder zwischen ihren Zähnen. „Ich sollte es besser wissen. “
Er atmete ihren zarten Zimtduft tief ein. Die ganze Nacht hatte er sie in den Armen gehalten. Sie hatten geredet und Erlebnisse aus der Vergangenheit miteinander geteilt. Er hatte ihr erzählt, wie er eines Tages aufgewacht war und seine Eltern verschwunden waren, wie er danach auf der Straße gestanden hatte, was für ein Albtraum einige seiner Pflegefamilien gewesen waren, und wie das Militär ihm einen neuen Lebenszweck, ein Ziel für die Zukunft gegeben hatte.
Sie hatte ihm im Gegenzug erzählt, wie ihre Mutter sie gezwungen hatte, zum Abendessen Ballkleider zu tragen, um für ihre Schönheitswettbewerbe zu üben, auch wenn ihre Schulfreunde zu Besuch gewesen waren, als fände in ihrem Haus jeden Abend ein Galadinner statt. Sie hatte ihm von den vielen Kursen in gutem Benehmen berichtet, die sie hatte absolvieren müssen, den Gesangsstunden und den Übungen mit einem Tiertrainer – denn ja, ihre Mutter hatte wirklich von ihr
Weitere Kostenlose Bücher