Showdown
(»Herrschaft des Volkes«). In den griechischen Stadtstaaten entstanden besonders ab 500 v.Chr. Herrschaftsformen, in denen die (männlichen) Bürger große Mitsprachemöglichkeiten besaßen. Aristoteles hatte etwa 350 v.Chr. eine sehr bemerkenswerte wesentliche Grundlage der Demokratie definiert: die Freiheit. Die Bürger sollten nicht dauerhaft von anderen beherrscht werden, sondern selbst mal Herrscher, mal Beherrschte sein. Die Ämter, die nicht allzu großes Fachwissen erforderten, wurden nur für kurze Zeit vergeben, dann kam der nächste dran. Beamte wurden per Losverfahren ausgewählt – und das wäre heute in manch einem Land sicherlich auch kein Rückschritt. So sollte es erst gar nicht zur Bildung von Machteliten und Kungelei kommen. Ideen, über die man auch heute durchaus wieder mal nachdenken kann, ob da nicht das eine oder andere Element verlorengegangen ist? Insbesondere in Sachen Freiheit? – Ohne in den Details auf die genauen Entwicklungen und Ausprägungen einzugehen, bleibt festzustellen, dass Griechenland zu Recht als »Wiege der Demokratie« bezeichnet wird.
Doch etwa ab 146 v.Chr. ging es mit der demokratischen Selbstbestimmung der Griechen zu Ende. Die Römer kamen – nicht ganz friedlich – ins Land und taten das, was Unterdrücker stets tun: sie unterdrückten. Und zwar die Demokratie sowie deren Teilnehmer, die griechischen Bürger. Steuern wurden von fremden Herren erhoben, und im fernen Rom wurde bestimmt, was in den Regionen Griechenlands zu geschehen hatte. Als die Römer sich im Zuge der Auflösung ihres Imperiums zurückzogen, folgten slawische Stämme, die spätestens ab dem 7 . Jahrhundert n.Chr. weite Teile Griechenlands beherrschten und – Sie ahnen es – plünderten. So ging es munter weiter: In den nächsten Jahrhunderten durften alle Nachbarn mal für einige Jahre vorbeischauen und in die Kasse der Bürger greifen. Bulgaren, sizilianische Normannen, die Ritter des Zweiten Kreuzzugs ( 1147 ) und auch diejenigen des Vierten Kreuzzugs ( 1204 ) trampelten durch die Saat und teilten unter sich auf, wessen sie habhaft wurden. Der Spuk der Besatzung durch die Kreuzfahrer und ihrer Nachfolger endete gegen 1453 . Doch vom Regen in die Traufe, das musste der leidgeplagte Grieche feststellen. Denn die nun einrückenden Osmanen waren auch nicht besser. Wie schon gesagt blieben die Osmanen gleich ganze 400 Jahre. Obwohl es im Laufe dieser langen Zeit durchaus zu einer positiven Entwicklung der griechischen Wirtschaft kam – 400 Jahre Planungssicherheit für Investoren ist schon ein bemerkenswerter Anschubfaktor –, handelte es sich doch wieder um eine Zeit der Fremdherrschaft und der Abgabe von Steuern an fremde Herren.
So dauerte es seit der letzten dauerhaften Eigenständigkeit der Griechen in der Antike fast 2000 Jahre, bis gegen 1820 durch den Niedergang des Osmanischen Reiches, den Erfolg der Französischen Revolution und eine sich verändernde politische Großwetterlage in Europa die Zeichen für das Entstehen einer eigenen griechischen Nation günstig standen.
Die Revolution der Griechen gegen das Osmanische Reich, die 1821 begann, wurde in den folgenden Jahren von England, Frankreich und Russland unterstützt, die damit natürlich ihre eigenen Interessen verbanden. Nach dem Rausschmiss der Osmanen blieb wie immer, wenn der Trainer entlassen wurde, die Frage: Wer soll’s machen? Besonders die Briten bestanden darauf, dass Griechenland nur als Monarchie selbständig werden sollte. Da Otto Rehhagel noch nicht zur Verfügung stand, man aber schon ahnte, dass unter einem König Otto Großes möglich werden würde, hat sich die griechische Nationalversammlung 1832 kurzerhand für König Otto I., von Gottes Gnaden, König von Griechenland, entschieden, den man sich, wir haben es noch im Gedächtnis, mal eben aus Bayern auslieh. Otto war dort noch zweitgeborener Prinz des Königs Ludwig I. von Bayern. Man hilft sich bei Königs gerne mal untereinander aus, wenn gerade wegen diverser Enthauptungen Personalmangel herrscht.
Na, klasse! Mal wieder hat man es den Griechen nicht zugetraut, den Laden selbst zu schmeißen. Da lehnen sie sich in einer großangelegten Revolution gegen die Osmanen auf, um am Ende von einem deutschen Monarchen in wohlbekannter Manier beherrscht zu werden. Doch so langsam – nach immerhin etwa 2040 Jahren – hatte man doch endgültig die Schnauze voll und stürzte Otto 1862 entgegen den damaligen Gepflogenheiten unblutig vom Thron.
Von dem plötzlichen
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