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Showdown

Showdown

Titel: Showdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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In-die-Tasche-Greifer muss aus dem Amt gejagt werden. Sie müssen ersetzt werden durch eine junge Politikergeneration, die sich mit aller Macht gegen Korruption und Bestechlichkeit wendet und dem griechischen Volk einen Staatsapparat schafft, zu dem es langsam Vertrauen aufbauen kann. Doch eine solche Entwicklung kann aufgrund der dramatischen Geschichte des Landes unmöglich von außen kommen. Weder die Deutschen noch die Italiener, Franzosen oder Amerikaner und auch keine Brüsseler Behörde kann diese politische Entwicklung betreiben. Sie muss und kann ausschließlich aus Griechenland selbst kommen. Die junge Bevölkerung muss (bitte friedlich) aufbegehren, die alten Garden aus den Ämtern treiben und eine neue Republik – Sache des Volkes – schaffen. Wenn diese jungen Griechen dann europäische Kräfte aus verschiedenen Ländern anfragen, um gezielte Hilfe in Fachthemen der Steuerverwaltung oder sonstigen organisatorischen Bereichen zu erhalten, ist das eine völlig andere Sache, als wenn wir ihnen diese »Hilfe« aufzwingen nach dem Motto: Wir zahlen, also akzeptiert unsere »Beratertruppen«.
    Wie groß der Bedarf an Hilfe ist, zeigt allein schon die Tatsache, dass es bis heute in Griechenland noch kein landesweites Kataster gibt. Ein Kataster ist ein Verzeichnis, in dem alle Grundstücke eines Landes nebst den wichtigsten Daten wie zum Beispiel deren Eigentümer vermerkt sind. Wie wichtig ein solches Kataster ist, um überhaupt eine Grundlage für irgendwelche Entscheidungen über Wirtschaftsstandorte oder Besteuerungen zu haben, ist leicht zu verstehen. In Griechenland fehlt es an vielen Grundlagen eines modernen Staats, aber diese müssen von den Griechen selbst initiiert und geschaffen werden. Druck von außen ist hier nach aller Erfahrung der griechischen Geschichte kontraproduktiv. Sie bewirkt das Gegenteil.
    Aber das bedeutet, dass ein solcher »failed state« – ein gescheiterter Staat – unmöglich vollständiges Mitglied einer Werte- und Wirtschaftsgemeinschaft wie der Eurozone sein kann, die nur dann eine Chance auf dauerhafte erfolgreiche Existenz hat, wenn ihre Mitglieder zumindest in den wichtigsten Punkten dieselben Spielregeln befolgen.
    Also bleibt die Frage: Soll Griechenland aus dem Euro austreten? Aus volkswirtschaftlicher Sicht kann es nur eine Antwort geben: natürlich!
    Wir hatten eingangs schon darüber gesprochen, wie wichtig es für ein Land ist, dass seine Währung zu seiner Leistungsfähigkeit passt – und dass die heutige Währung der Griechen um 100 Prozent über ebenjener Leistungsfähigkeit liegt. Nach dem kleinen Ausflug in die griechische Geschichte mit der Erkenntnis, dass es sich hier noch immer um ein Gebilde handelt, das man nur als »gescheiterten Staat« bezeichnen kann, wird einem völlig klar, dass es absolut utopisch ist, Griechenland auch nur halbwegs auf Augenhöhe mit Ländern wie Spanien oder Frankreich zu hieven. Von Deutschland, Österreich und den Niederlanden wollen wir in diesem Zusammenhang erst gar nicht reden. Das wäre schon mit einer Drachme, deren Wert der griechischen Wirtschaftsleistung entspräche, eine wahre Herkulesaufgabe, aber mit einer um das Doppelte zu hohen Währung ist es schlichtweg unmöglich.
    Was würde sich durch einen Austritt der Griechen aus dem Euro verändern? Wenn Sie heute in einen griechischen Supermarkt gehen, dann finden Sie dort holländische Tomaten und deutschen Joghurt. Hätten die Griechen nun nicht den (viel zu schweren) Euro in der Tasche, sondern die leichte Neue Drachme, wäre es ziemlich teuer, Tomaten aus dem Euroraum zu importieren. Man würde also wieder griechische Tomaten und griechischen Joghurt in den Regalen finden. Der geneigte Tourist aus aller Welt würde sich ebenfalls ob der nun günstigen Wechselkurse überlegen, ob griechischer Ouzo im nächsten Urlaub nicht doch eine schöne Abwechslung zum türkischen Raki wäre. Auch die sich noch in griechischer Hand befindlichen Häfen würden günstiger umschlagen, die noch rudimentär vorhandene Industrie könnte zu konkurrenzfähigen Preisen exportieren. Die Reformen des Staatswesens hingegen müssen davon völlig unabhängig durch die Griechen in Angriff genommen werden. Aber dies ist bei sich bessernder Wirtschaftslage wesentlich einfacher als in Zeiten eines katastrophalen Niedergangs auf Entwicklungshilfeniveau.
    Wir sehen: Mit der Abkehr vom Euro würden der Tourismus, die heimische Landwirtschaft, die Industrie und der Export profitieren. Was würde

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