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Sibirisches Roulette

Sibirisches Roulette

Titel: Sibirisches Roulette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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nach und verzogen die Münder, weil sie in kurzen Hosen im Sattel saß. So knapp waren die Hosen, daß man nicht nur die ganzen Schenkel sah, sondern auch die Doppelwölbung ihres Hinterns.
    »Ein Hürchen!« sagten sie dann. »Jawohl, ein Hürchen! Fährt in die Stadt, holt sich die Männer her und kommt zurück mit einem Beutel voll Rubel. Schneiderin … lachen muß man da! Unsereiner wartet zehn Jahre auf einen Bezugsschein für ein Motorrad, aber sie bekommt's schon nach drei Jahren. Hat sicherlich mit dem Genossen der Zuteilungsstelle von Tjumen im Bett gelegen … ich sag es ja: Ein Hürchen ist sie! Möge sie sich überschlagen mit ihrem erhurten Motorrad …«
    Man muß das alles wissen, um verstehen zu können, was noch alles folgt.
    Jetzt nun stand Soja unter den ›Zehn Sängern‹, blickte Masuk mit einem Lächeln an und rührte sich nicht, als er sein Pferd um sie herumtänzeln ließ.
    »Warum wartest du hier?« wiederholte Masuk.
    »Ich hatte Angst um dich.«
    »Um mich braucht keiner Angst zu haben.«
    »Man sieht's. Wo ist deine Frau? Wäre ich Svetlana Viktorowna, würde ich jetzt beten und Gott danken, daß ich dich wiederhabe.« Sie machte eine weite Handbewegung. »Aber wo ist sie, deine Frau? Zittert sie um dich? Ich habe gezittert!«
    »Du hättest nicht kommen dürfen.« Masuk blieb auch jetzt im Sattel sitzen. Wenn er abstieg, er würde – das wußte er – Soja an sich reißen und küssen und vielleicht noch mehr tun, dort hinten in den Büschen hinter den ›Zehn Sängern‹ … »Hat dich jemand gesehen?«
    »Soll ich herumschleichen wie ein Marder? Jeder kann mich mit dir sehen!«
    Masuk riß die Augen auf und zog das bärtige Kinn an. Welche Sprache auf einmal? Auflehnung? Gegen ihn?!
    »Red vernünftig, Soja«, sagte er und betrachtete sie. Begehrlich sah sie aus in ihrer dünnen Kleidung und im Licht der Sonne. »Willst du Streit mit Svetlana?«
    »Er wird sich nicht vermeiden lassen, Lew Andrejewitsch.«
    »Was soll das heißen?«
    »Ich bekomme ein Kind …«
    »Von wem?« schrie Masuk so laut, daß sein Pferd vorn hochsteigen wollte. Hart riß er mit den Zügeln den Kopf herunter.
    »Von wem?« Sojas Augen glühten plötzlich. Übergroß waren sie in dem sonst schmalen Gesicht. »Von dir. Natürlich von dir …«
    »Natürlich ist nichts!« schrie Masuk noch lauter. Sein Gesicht schwoll rot an, die Augen rollten in den Höhlen, mit beiden Händen hielt er sich am Sattel fest. »Aufgepaßt habe ich. Jedesmal aufgepaßt, das kann ich schwören. Gott sei mein Zeuge.«
    »Ich habe ihn nicht gesehen, wenn du bei mir warst. Aber ich kann dir sagen, wo es passiert ist. Am ›Runden See‹, neben dem Bootssteg im Moos. Das Moos war naß und mein ganzer Rücken grün. Wie du damals gelacht hast … ich habe es noch im Ohr! Hast du's vergessen, Lew Andrejewitsch?«
    »Aus der Stadt hast du's mitgebracht und willst es mir jetzt andrehen, was?! Wer weiß, mit wem du überall zusammengelegen hast. Hah! Wer ahnt das?! Ich bin nicht der Vater der Mißgeburt, ich nicht!«
    Masuk war außer sich und achtete nicht mehr auf seine Worte. Der Zorn war überhaupt seine finstere Seite. Wenn Lew Andrejewitsch die Wut packte, konnte man glauben, er könne mit der Faust einen Bullen erschlagen. In unbremsbarem Zorn hatte er einmal einen Lastwagen mit einem einzigen Tritt gegen den Motor fahrunfähig gemacht, nur weil der Fahrer, ein Angestellter des Kombinats ›Rote Sonne‹ für Lederverarbeitung, zu ihm gesagt hatte: »Genosse Schmied, sind Sie in der Lage, ganz schnell eine Rohrkrümmung für den defekten Auspuff herzustellen?«
    Es war, als berühre Soja das Geschimpfe Masuks nicht, wie auch sein wilder Blick keine Furcht in ihr auslöste. Ruhig, wie bisher, sagte sie mit ihrer hellen Stimme:
    »Sei nicht so einer wie die anderen, von denen man immer hört. Wir bekommen ein Kind, das kann man nicht mehr wegschimpfen. Also ist es gleichgültig, ob man uns jetzt zusammen sieht oder nicht.«
    »Und das Dorf? Die Leute? Meine Freunde? Svetlana, meine Frau?« Masuk mußte heftig schlucken. Der Gedanke an die Schande, die über ihn fallen würde, war erdrückend. Der ehrenwerte Masuk bekam ein Kind von einer anderen Frau. Und dann auch noch von Soja Gamsatowna, die niemand auf der Straße grüßte und die man im Magazin bediente, als brächte sie den Aussatz ins Haus. Einen Strick konnte man sich nehmen, einen dicken, und sich hier an den ›Zehn Sängern‹ aufhängen.
    Trotz dieser niederschmetternden

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