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Sichelmond

Sichelmond

Titel: Sichelmond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Gemmel
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gewesen.
    Doch jetzt, hier, wurde ihm bewusst, dass die Presse recht hatte: Es war stets nach einer Neumondnacht gewesen, wenn Rouven sich in einer fremden Wohnung wiedergefunden hatte. Er erinnerte sich an die Dunkelheit, wenn er kurz vor Morgengrauen die Wohnungen verlassen hatte. Diese besondere Finsternis, wie sie nur in Nächten vorkam, in denen der Mond sein Licht verwehrte.
    Rouven seufzte. Er war der Neumond-Täter. So viel war sicher. Ein bescheuerter Name, den man ihm verpasst hatte. Doch er trug ihn wohl zu Recht: Er war der, nach dem man suchte. Er war es, vor dem sich die ganze Stadt fürchtete.
    Rouven sank zur Erde und kauerte sich neben seinem Bett gegen die Wand.
    Er hätte sterben und dies alles hinter sich lassen wollen.

D unkel war es. Nass. Und kalt.
    Rouven hatte die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und ließ den Regen wie eine kalte Dusche auf sich niederprasseln. Er war völlig durchnässt. Doch das war auch nicht verwunderlich. Schließlich stand er bestimmt schon seit zwei Stunden regungslos an dieser Stelle. Mit den Händen in den Taschen. Und den Blick unverwandt auf das Haus vor ihm gerichtet. Dieses Haus, das in der Dunkelheit so leer und leblos wirkte, wie Rouven sich in seinem Inneren fühlte.
    Er hatte es satt, auf der Flucht zu sein. Er hasste es, sich nur nachts durch die Stadt bewegen zu können, aus Angst, entdeckt zu werden. Doch vor allem hasste er diese Situation der Unwissenheit und Hilflosigkeit.
    Deshalb hatte es ihn hierhergetrieben. Er hatte zuvor noch nie den Wunsch verspürt, eine der drei Wohnungen aufzusuchen. Im Gegenteil. Freiwillig hätte er bisher keinen Fuß in die Nähe dieser Häuser gesetzt.
    Doch jetzt war alles anders. Jetzt wusste er, dass diese Einbrüche in die Wohnungen direkt mit ihm zu tun hatten. Jetzt wurde er von der Polizei gesucht. Und jetzt musste er sich alledem stellen.
    Er zog die Hände aus den Taschen und überquerte die Straße, den Blick noch immer starr auf das Haus gerichtet. Es war eine dieser Villen, wie man sie zu Dutzenden in diesem Vorort der Stadt zu sehen bekam: Eine hüfthohe Hecke umrahmte das gesamte Gelände. Dahinter ein zwei Meter hoher Zaun. An den Ecken befanden sich Überwachungskameras, von denen eine das Bild geliefert hatte, dasRouven auch jetzt noch, Tage nach seinem Erwachen in diesem Haus, auf den Titelseiten beinahe aller Tageszeitungen zeigte.
    Das Haus selbst hatte einen weißen Anstrich und riesig große Fenster. In der Einfahrt stand ein Wagen, dessen Preis bestimmt weit über dem lag, was Rouven im Laufe seines Lebens jemals an Geld in die Hände bekommen würde.
    Ein Bewegungsmelder erfasste ihn, als er die Einfahrt hinaufschritt, und sogleich wurden alle Lampen rund um das Haus eingeschaltet. Das ganze Gelände erstrahlte hell, und Rouven wäre beinahe im Reflex geflüchtet. Doch er zwang sich innerlich zur Ruhe. Er musste diesen Weg gehen.
    Musste!
    Kreuz und quer über der Haustür war ein breites Absperrband angebracht. An der Türklinke prangte ein Polizeisiegel. Die Wohnung war versiegelt worden. Die Spuren des Tatorts waren oder wurden gesichert. Es war ein Verbrechen einzutreten.
    Rouven schaute sich die Tür noch einmal an, dann wandte er sich ab und schritt die Hauswand entlang, auf der Suche nach einer Möglichkeit, ins Haus zu gelangen.
    Wie war er wohl beim ersten Mal hineingekommen? Die Kellerfenster waren allesamt vergittert und die langen Fenster des Erdgeschosses unversehrt. Es gab keinerlei Anzeichen für einen Einbruch. Nicht einmal an den hinteren Terrassentüren.
    Rouven ging in Gedanken alle Möglichkeiten durch: Vielleicht war er ins Haus geführt worden. Oder aber er hatte das Ehepaar gekannt oder an diesem Abend kennengelernt und diese Leute nach Hause begleitet. Er konnte sich aber auch mit einer List Zutritt ins Haus verschafft haben.
    Er seufzte. Nichts von alledem weckte eine Erinnerung in ihm.
    Also suchte er weiter. Doch schließlich hatte er die Haustür wieder erreicht, ohne auch nur einen kleinen Hinweis erhalten zu haben, wie er vor einigen Nächten hier hineingelangt sein konnte.
    Er schaute auf den Stempel des Polizeisiegels. Es half nichts. Rouven musste hinein. Er wandte sich dem Garten zu. Sein erster Gedanke war, einen der schweren Deko-Steine von dem Rasen zu nehmen und ihn in die Terrassentür zu schleudern. Doch das Geräusch würde sicherlich die Nachbarn aufschrecken.
    Sein Blick fiel auf die Gartenmöbel. Auf den Sesseln lagen Stoffkissen. Rouven griff

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