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Titel: Sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Rider Haggard
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Sohn Tisisthenes: Suche diese Frau auf und ergründe das Geheimnis des Lebens, und wenn Du kannst, räche Deinen Vater Kallikrates und töte sie; wenn Du Dich aber fürchtest oder es nicht vermagst, so sage ich dies zu allen, die Deinem Samen entsprießen und nach Dir kommen, bis endlich ein Tapferer sich unter ihnen findet, der in den Flammen baden und auf dem Platz der Pharaonen sitzen wird. All die Dinge, von denen ich gesprochen habe, mögen unglaublich sein, doch ich selbst habe sie gesehen, und ich lüge nicht.«
    »Möge Gott ihr das verzeihen«, stöhnte Job, der mit offenem Mund gelauscht hatte.
    Ich selbst sagte nichts; mein erster Gedanke war, daß mein armer Freund in seiner geistigen Verwirrung sich die ganze Geschichte ausgedacht hatte, obwohl es höchst unwahrscheinlich schien, daß jemand so etwas erfinden konnte. Um meine Zweifel zu beseitigen, nahm ich die Scherbe und begann die griechische Unzialschrift darauf zu lesen, und ich muß sagen, wenn man bedenkt, daß es von einer Ägypterin stammte, war es ein sehr gutes Griechisch. Nachstehend eine genaue Wiedergabe der Inschrift:
     

     
    Zur besseren Lesbarkeit hier auch eine Wiedergabe in Kursivschrift:
     

     
    Die Übersetzung Vinceys war, wie ich bei näherer Untersuchung feststellte, genau und elegant.
    Auf der nach außen gewölbten Seite der Scherbe, neben der Unzialschrift am oberen Rand, befand sich in mattroter Farbe die gleiche Zeichnung, die wir bereits auf dem ebenfalls in dem Kästchen liegenden Skarabäus gesehen hatten. Die Hieroglyphen oder Symbole waren hier jedoch umgekehrt angeordnet, als seien sie auf Wachs gepreßt gewesen. Ob dies die Kartusche * des Kallikrates oder eines Prinzen oder Pharaos war, von dem seine Frau Amenartas abstammte, vermag ich nicht zu sagen; auch weiß ich nicht, ob sie gleichzeitig mit der griechischen Unzialschrift auf die Scherbe gezeichnet oder erst später von irgendeinem anderen Mitglied der Familie nach dem Skarabäus kopiert wurde. Doch dies war noch nicht alles. Unter der Schrift befand sich, gleichfalls in mattem Rot, die etwas unbeholfene Zeichnung des Kopfes und der Schultern einer Sphinx mit zwei Federn, den Symbolen der Königswürde, die auf den Bildern von heiligen Stieren und Göttern häufig anzutreffen sind, die ich aber noch nie bei einer Sphinx gesehen hatte. Außerdem stand auf der rechten Seite der Scherbe, neben der Unzialschrift, in Rot gemalt und in blauer Farbe unterzeichnet, folgender sonderbarer Vers:
     
    HIMMEL, MEER UND ERDENBALL
    BERGEN WUNDER ÜBERALL.
    HOC FECIT
    DOROTHEA VINCEY.
     
    Zutiefst verblüfft, drehte ich die Scherbe um. Sie war von oben bis unten mit Inschriften und Namen in griechischer, lateinischer und englischer Sprache bedeckt. Die erste, in griechischer Unzialschrift, stammte von Tisisthenes und lautete: ›Ich konnte nicht gehen. Tisisthenes an seinen Sohn Kallikrates.‹ Hier ihre Nachbildung und ihre Wiedergabe in Kursiv:
     

     
    Dieser Kallikrates, der offenbar nach griechischer Sitte den Namen seines Großvaters trug, versuchte anscheinend das Vermächtnis auszuführen, denn seine stark verblaßte und kaum noch leserliche Eintragung lautete: ›Ich gab die Reise auf, denn die Götter waren gegen mich. Kallikrates an seinen Sohn.‹ Nachstehend die Abschrift:
     

     
    Zwischen diesen beiden Eintragungen, deren zweite von oben nach unten geschrieben und so schwach und undeutlich war, daß ich sie ohne die von Vincey verfertigte Nachbildung wohl kaum hätte entziffern können, stand der forsche, moderne Namenszug eines Lionel Vincey, ›Aetate sua 17‹, der wohl von Leos Großvater stammte. Rechts davon entdeckte ich die Initialen ›J.B.V.‹ und darunter eine Anzahl griechischer Unterschriften in Unzial- und Kursivschrift sowie mehrmals den Satz ›An meinen Sohn‹, der darauf hindeutete, daß die Scherbe gewissenhaft von Generation zu Generation weitervererbt worden war.
    Die nächste lesbare Inschrift nach den griechischen Namenszügen lautete: ›Romae, A.U.C.‹ Sie zeigte, daß die Familie inzwischen nach Rom übersiedelt war. Das Datum ihrer dortigen Niederlassung ist leider mit Ausnahme der Endung CVI für immer verlorengegangen, denn gerade an der Stelle, wo es stand, war ein Stück der Scherbe abgebrochen.
    Es folgten sodann zwölf lateinische Unterschriften, die über die ganze Scherbe verstreut waren. Sie alle endeten, mit nur drei Ausnahmen, mit dem Namen ›Vindex‹, ›der Rächer‹, den die Familie nach ihrer Übersiedlung

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