Sie
Erscheinen warteten, doch als wir rauchend heraustraten, liefen sie in alle Richtungen davon und riefen einander zu, daß wir große Zauberer seien. In der Tat erregte nichts so großes Aufsehen wie unser Tabaksrauch – nicht einmal unsere Feuerwaffen. * Bald fanden wir einen klaren Bach, welcher von einem kräftigen unterirdischen Quell genährt wurde, und nahmen in aller Ruhe ein Bad, obgleich einige der Frauen, darunter auch Ustane, anfangs starke Neigung zeigten, uns ins Wasser zu folgen.
Als wir mit diesem höchst erfrischenden Bad fertig waren, stand die Sonne schon tief am Himmel, und bei unserer Rückkehr in die Höhle war sie bereits untergegangen. Die Höhle war nun voller Menschen, die um mehrere unterdessen entzündete Feuer saßen und bei seinem flackernden Licht und dem mehrerer, teils an der Decke hängender, teils an den Wänden befestigter Lampen ihr Abendbrot einnahmen. Diese Lampen waren aus gebranntem Ton und hatten allerlei, manchmal recht hübsche Formen. Die größeren bestanden aus umfangreichen roten Krügen, welche mit geschmolzenem Fett gefüllt waren, auf dem eine Holzscheibe mit einem Docht aus Schilfrohr schwamm. Man mußte ständig darauf achten, daß diese Lampen nicht ausgingen, denn wenn der Docht niedergebrannt war, gab es keine Möglichkeit, ihn höherzustellen. Auch die kleineren Handlampen waren aus gebranntem Ton, besaßen jedoch einen Docht aus Palmenmark oder dem Stiel einer Farnpflanze, der durch ein geschickt angebrachtes Stück Hartholz hochgezogen werden konnte, wenn er niedergebrannt war.
Wir setzten uns und sahen diesen finsteren Leuten eine Weile zu, wie sie in düsterem Schweigen ihr Abendbrot verzehrten, während die riesigen Schatten über die Wände huschten, und als wir davon genug hatten, sagte ich unserem neuen Wärter, daß wir gern schlafen gehen wollten.
Wortlos erhob er sich, nahm mich höflich an der Hand und ging mit einer Lampe zu einem der kleinen Gänge, welche von der Haupthöhle abzweigten. Nach wenigen Schritten erweiterte sich dieser Gang plötzlich zu einer etwa acht Fuß im Quadrat messenden, aus dem Fels herausgehauenen Kammer. Auf der einen Seite befand sich, ungefähr drei Fuß über dem Boden, eine Steinplatte, die sich wie eine Koje in einer Schiffskajüte die ganze Wand entlangzog. Diese Steinplatte wies er mir zum Schlafen an. Die Kammer hatte weder ein Fenster noch ein Luftloch und war gänzlich unmöbliert; als ich mich genauer darin umsah, kam ich zu dem, wie sich später herausstellen sollte, richtigen Schluß, daß sie ursprünglich nicht als Schlafkammer für Lebende, sondern als Grabstätte für Tote gedient hatte und daß die Steinplatte einst eine Totenbahre gewesen war. Dieser Gedanke ließ mich erschaudern, doch da ich ja schließlich irgendwo schlafen mußte, nahm ich mich zusammen und ging in die Höhle zurück, um mir meine Decke zu holen, die man zusammen mit den anderen Sachen aus dem Boot hierhergebracht hatte. Dort traf ich Job, der sich, als man ihn in ein ähnliches Gemach führte, entsetzt geweigert hatte, es zu betreten; ebensogut, meinte er, könnte er sich sofort in seines Großvaters Grab bestatten lassen. Er bat mich, die Nacht bei mir verbringen zu dürfen, was ich ihm nur allzugern gestattete.
Die Nacht verlief völlig ruhig, abgesehen davon, daß ich einen furchtbaren Alptraum hatte und mir einbildete, lebendig begraben zu sein, woran zweifellos die grabesähnliche Umgebung schuld war. Am Morgen weckte uns ein lautes Trompetensignal, welches, wie wir später herausfanden, von einem jungen Amahagger auf einem ausgehöhlten Elefantenzahn geblasen worden war.
Wir errieten sogleich die Bedeutung des Signals, erhoben uns und gingen zu dem Bach, um uns zu waschen. Danach wurde das Frühstück aufgetragen. Während wir es einnahmen, trat plötzlich eine nicht mehr ganz junge Frau zu Job und küßte ihn öffentlich. Es war, von der Unschicklichkeit einmal abgesehen, die erheiterndste Szene, die ich je gesehen habe. Nie werde ich des ehrbaren Job Widerwillen und Entsetzen vergessen. Er ist, gleich mir, ein ausgesprochener Weiberfeind – wahrscheinlich weil er zusammen mit einer Schar von Schwestern aufgewachsen ist –, und die Gefühle, welche sich auf seinem Gesicht abzeichneten, als ihm bewußt wurde, daß diese Frau ihn nicht nur öffentlich und ohne sein Einverständnis, sondern noch dazu in Gegenwart seiner Herren umarmte, entziehen sich jeder Beschreibung. Er sprang auf und stieß die Frau, eine dralle
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