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Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman

Titel: Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard P. Feynman
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Sie haben bereits geregelt, wo etwaige Nachrichten von dem Kongreß abgegeben werden sollen.
    »Das ist o. k.«, sage ich. »Wenn ich morgens zum Bus komme, schaue ich hier im Hotel nach, ob irgendwelche Nachrichten für mich da sind.«
    »Na schön. In Ordnung.« Er geht ans Telephon, und endlich sind wir unterwegs zu dem Hotel im japanischen Stil.
    Sobald ich dort ankam, wußte ich, daß es sich lohnte: Es war so reizend! Auf der Vorderseite gab es einen Platz, wo man seine Schuhe auszog, dann kam ein Mädchen im traditionellen Gewand - dem Obi - und in Sandalen herausgeschlurft und nahm mir das Gepäck ab; ich folgte ihr durch einen Gang, dessen Boden mit Matten bedeckt war, vorbei an Schiebetüren aus Papier, und sie ging, scht-scht-scht-scht , mit kleinen Schritten voraus. Es war alles ganz wunderbar.
    Wir gingen in mein Zimmer, und der Japaner, der alles arrangiert hatte, kniete sich hin, beugte sich vor und berührte mit der Nase den Boden; auch das Mädchen kniete sich hin und berührte mit der Nase den Boden. Ich war sehr verlegen. Sollte ich ebenfalls mit der Nase den Boden berühren?
    Sie begrüßten einander, er akzeptierte das Zimmer für mich und ging hinaus. Es war wirklich ein schönes Zimmer. Darin befanden sich all die üblichen Gegenstände, die man jetzt kennt, aber für mich war alles neu. Da gab es eine kleine Nische mit einem Gemälde, eine Vase mit hübsch arrangierten Salweiden, einen ganz niedrigen Tisch mit einem Sitzkissen auf dem Boden, und am Ende des Raumes waren zwei Schiebetüren, die in einen Garten gingen.
    Die Dame, die sich um mich kümmern sollte, war eine Frau in den mittleren Jahren. Sie half mir abzulegen und gab mir einen Yukata , einen einfachen blau-weißen Hausmantel, den ich im Hotel tragen konnte.
    Ich schob die Türen zur Seite, bewunderte den herrlichen Garten und setzte mich dann an den Tisch, um ein wenig zu arbeiten.
    Ich war nicht mehr als fünfzehn oder zwanzig Minuten dort, als etwas meine Aufmerksamkeit erregte. Ich blickte auf, zum Garten hin, und sah, daß an der Türschwelle, malerisch in die Ecke drapiert, eine sehr hübsche junge Japanerin in einem wunderschönen Gewand saß.
    Ich hatte eine Menge über die japanischen Sitten gelesen und glaubte zu wissen, weshalb sie zu meinem Zimmer geschickt worden war. Ich dachte: »Das könnte recht interessant werden!«
    Sie konnte ein bißchen Englisch. »Möchten Sie den Garten sehen?« fragte sie.
    Ich zog die Schuhe an, die zu dem Yukata gehörten, den ich trug, und wir gingen hinaus in den Garten. Sie nahm meinen Arm und zeigte mir alles.
    Es stellte sich heraus, daß der Hotelmanager angenommen hatte, weil sie ein bißchen Englisch konnte, würde ich mir von ihr gern den Garten zeigen lassen - das war alles. Ich war natürlich ein wenig enttäuscht, aber es war ja eine Begegnung von Kulturen, und ich wußte, daß man dabei leicht auf falsche Gedanken kommt.
    Etwas später kam die Frau, die sich um mein Zimmer kümmerte, herein und sagte etwas - auf japanisch - über ein Bad. Ich wußte, daß japanische Bäder interessant sind, und war begierig, es zu versuchen, und so sagte ich: »Hai.«
    Ich hatte gelesen, daß japanische Bäder sehr kompliziert sind. Sie brauchen eine Menge Wasser, das von außen beheizt wird, und man darf keine Seife ins Badewasser kommen lassen, damit es nicht für den, der als nächster baden möchte, verdorben wird.
    Ich stand auf und ging zu den Baderäumen, wo das Waschbecken war, und ich konnte hören, daß nebenan, hinter der verschlossenen Tür, jemand badete. Plötzlich gleitet die Tür auf: Der Mann, der badete, schaut heraus, um zu sehen, wer der Eindringling ist. »Professor!« sagt er auf englisch zu mir. »Es ist ein sehr schwerer Verstoß, den Baderaum zu betreten, wenn jemand anders ein Bad nimmt!« Es war Professor Yukawa!
    Er erklärte mir, ohne Zweifel habe die Frau mich gefragt, ob ich ein Bad nehmen wolle , und wenn ich ein Bad nehmen wolle, werde sie es mir bereiten und mir sagen, wann der Baderaum frei sei. Ich hatte Glück, daß mir dieser schlimme Verstoß gegen die Sitten gerade bei Professor Yukawa passierte!
    Dieses Hotel im japanischen Stil war angenehm, vor allem, wenn ich Besuch bekam. Die Besucher kamen in mein Zimmer, und wir setzten uns auf den Boden und fingen an, uns zu unterhalten. Es vergingen kaum mehr als fünf Minuten, dann kam die Frau, die sich um mein Zimmer kümmerte, mit einem Tablett herein und brachte Süßigkeiten und Tee. Es war, als wäre man

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