Sie belieben wohl zu scherzen, Mr. Feynman
Verbindung über die Verabredungen für den nächsten Tanzabend unterhielten, erzählte ich den anderen, daß sie mir diesmal keine Verabredung zu besorgen brauchten - ich hätte mich selbst verabredet. Ich war sehr stolz auf mich.
Als die Studenten aus dem dritten oder vierten Jahr herausfanden, daß das Mädchen eine Serviererin war, waren sie entsetzt. Sie sagten mir, das sei unmöglich; sie würden mir eine »passende« Verabredung besorgen. Sie gaben mir das Gefühl, als hätte ich mich verirrt, als sei etwas mit mir nicht in Ordnung. Sie beschlossen, die Situation selbst in die Hand zu nehmen. Sie gingen zu dem Restaurant, fanden die Serviererin, redeten ihr die Verabredung aus und besorgten mir ein anderes Mädchen. Sie versuchten sozusagen ihren »ungeratenen Sohn« zu erziehen, aber ich denke, das hätten sie nicht tun sollen. Ich war damals bloß ein Erstsemester und hatte noch nicht genug Selbstvertrauen, um sie daran zu hindern, meine Verabredung abzusagen.
Als ich Mitglied wurde, hatten sie verschiedene Methoden, einen zu schikanieren. Eine war, uns mitten im Winter mit verbundenen Augen irgendwo weit hinaus aufs Land zu bringen und uns einige hundert Fuß voneinander entfernt in der Nähe eines zugefrorenen Sees zurückzulassen. Wir waren in einem völligen Nirgendwo - keine Häuser, nichts - und sollten den Weg zurück zum Verbindungshaus finden. Wir hatten ein bißchen Angst, denn wir waren jung, und wir sagten nicht viel - außer einem, der Maurice Meyer hieß: man konnte ihn nicht davon abbringen, Witze zu reißen, blöde Sprüche zu machen und diese unbekümmerte Haltung an den Tag zu legen: »Ha, ha, kein Grund, sich Sorgen zu machen. Macht doch Spaß!«
Wir wurden sauer auf Maurice. Er ging die ganze Zeit ein Stückchen hinter uns und amüsierte sich über die ganze Situation, während wir anderen nicht wußten, wie wir je da herauskommen sollten.
Wir kamen an eine Kreuzung nicht weit von dem See - es gab immer noch keine Häuser oder irgend etwas -, und wir anderen diskutierten, ob wir diesen Weg gehen sollten oder den, da holte Maurice uns ein und sagte: »Geht da lang.«
»Woher, zum Teufel, willst du denn das wissen, Maurice?« fragten wir niedergeschlagen. »Du reißt ja die ganze Zeit bloß Witze. Wieso sollen wir da lang gehen?«
»Ganz einfach: Schaut nach den Telephonleitungen. Wo mehr Drähte sind, geht's in Richtung Fernamt.«
Dieser Kerl, der aussah, als würde er auf gar nichts achten, war auf eine tolle Idee gekommen! Wir marschierten schnurstracks in die Stadt, ohne einen Umweg zu machen.
Am nächsten Tag sollten an der ganzen Schule die Erstsemester bei einem »Mudeo« (Ringkämpfe und Tauziehen im Schlamm) gegen die Studenten aus dem zweiten Jahr antreten. Am späten Abend kommt ein ganzer Haufen älterer Studenten in unser Haus - ein paar aus unserer Verbindung und einige von draußen -, um uns zu entführen: Sie wollen, daß wir am nächsten Tag müde sind, damit sie gewinnen.
Die älteren Studenten hatten ziemlich leichtes Spiel, die ganzen Erstsemester zu fesseln - außer bei mir. Ich wollte nicht, daß die anderen in der Verbindung herausbekamen, daß ich ein »Schwächling« war. (Ich war nie besonders gut im Sport. Ich hatte immer Angst, wenn ein Tennisball über den Zaun flog und in meiner Nähe landete, denn ich bekam ihn nie über den Zaun - gewöhnlich flog er in die verkehrte Richtung.) Ich dachte mir, dies sei eine neue Situation, eine neue Welt, und ich könnte mir einen neuen Ruf erwerben. Damit es also nicht so aussah, als wüßte ich nicht, wie man kämpft, kämpfte ich wie ein Wilder (wobei ich nicht wußte, was ich tat), und drei oder vier von den anderen mußten ein paarmal Anlauf nehmen, bis sie mich schließlich fesseln konnten. Die älteren Studenten brachten uns in ein Haus, das weit weg im Wald lag, und banden uns alle an großen Krampen fest, die im Holzboden steckten.
Ich versuchte alles mögliche, um mich loszumachen, aber ein paar von den älteren Studenten bewachten uns, und keiner von meinen Tricks funktionierte. Ich erinnere mich genau, daß sie sich scheuten, einen jungen Mann am Boden festzubinden, weil er so eine entsetzliche Angst hatte: sein Gesicht war bleich und gelb-grün, und er zitterte. Ich fand später heraus, daß er aus Europa kam - das war in den frühen dreißiger Jahren -, und es war ihm nicht klar, daß das eine Art Scherz war, daß alle diese Leute an den Boden gefesselt waren; er wußte, was in Europa vorging. Der
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