Sie fielen vom Himmel
stürzte an das MG, zog das Schloß durch und schoß wild den Hang hinab, kämmte die Gegend ab und ließ den Finger am Abzug. Wild ratterte das MG … ein neuer Gurt … noch ein Gurt, drei … vier … sechs Gurte … die ganze Kiste leer. Dann warf er das MG fort … stürzte zu den Handgranaten, schraubte los, zog ab, zählte, warf … sechsmal … sechsmal knallte es am Hang … Schreiend, wie ein Irrer warf er den Tod hinab … er hörte einige Aufschreie … von der Höhe 593 feuerten drei polnische MGs in das Kloster.
»Das ist für Theo!« schrie Küppers. »Für Theo! Für Theo!« Als die Kisten leer waren, warf er das MG über den Rand der Deckung die Felsen hinab.
Dann bückte er sich, kroch unter den schweren Körper des Toten und stemmte ihn auf den Schultern empor. Er legte die schlaffen Arme um seinen Hals, rückte den pendelnden Kopf vor seine Brust und stolperte unter dem Feuer der Maschinengewehre durch die Ruinen dem Ausgang zu.
Durch die Nacht raste ihm Maaßen entgegen. »Seid ihr verrückt geworden?!« brüllte er. »Ihr macht ja die ganze Front rebellisch!« Dann sah er Küppers mit dem dunklen Körper über der Schulter und schwieg betroffen. »Theo!« stammelte er.
»Aus dem Weg!« schrie Küppers grell. An Maaßen, an Müller 17, Bergmann, Mönnig und Hauptmann Gottschalk vorbei trug er den toten Freund aus dem Kloster.
Er stieg mit ihm den Klosterberg hinab wie einst Erzabt Diamare mit seinem Kreuz, vorbei an dem wartenden v. Sporken, der stumm die Hand an den Helm hob und grüßte. Die Trümmer des Klosters wurden kleiner, sie versanken in der Nacht.
Küppers schritt den Pfad hinab, den toten Freund fest umklammernd. Er spürte seine Last nicht, er spürte nichts als eine große Leere, eine grenzenlose Weite, in die er hineinschritt und die ihn aufsog wie einen Tropfen Wasser.
Hinter ihm gingen die Letzten vom Monte Cassino, stumm, mit gesenkten Köpfen.
Im Tal blieb Küppers stehen. Er umklammerte den Körper des Freundes, er strich mit der Hand über das harte schmutzige Gesicht des Toten, so tastend und zärtlich, daß sich Maaßen abwandte und zur Seite trat.
Dann knickte Küppers in den Knien ein, er fiel nach vorn auf das Gesicht, kraftlos, ohne Halt, zerbrochen wie ein Stück Holz. Verkrümmt lagen sie nebeneinander, der Tote und der Ohnmächtige.
v. Sporken schloß die Augen. Er nahm langsam den Helm ab. »Das wollen wir nie vergessen«, sagte er mit bebender Stimme, »und wenn wir hundert Jahre alt werden …«
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