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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hochgerollten Hemdsärmeln und langer Gummischürze. Was an Wunden verbindbar war, versorgten Renate, Krankowski und der als Ersatz abgesprungene Fritz Grüben. Die schweren Fälle trug man in das OP-Zimmer und legte sie nebeneinander an die Wand. Auch die Zelle des gestorbenen Fra Carlomanno wurde für die schweren Verwundungen bereitgestellt … sie füllte sich bald. An der Eingangstreppe des Kellers lagen elf Verwundete, meistens Beinverletzte, und warteten darauf, daß Krankowski sie in den Keller holte.
    Eugen Tack, die ›Flasche‹, kam durch die Trümmer gerannt. Er schleppte über der Schulter einen stöhnenden Soldaten, seinen Kameraden Walter Dombert, der einen Beinschuß bekommen hatte.
    »Schwerverwundete hinten rechts!« schrie ihm Krankowski entgegen, als er mit Dombert in den Keller stolperte. Tack trug seinen Freund in die Zelle Fra Carlomannos und legte ihn vorsichtig auf den Steinfußboden. Walter Dombert sah ihn aus großen, ängstlichen Augen an. Eugen Tack drückte ihm die Hand.
    »Mach's gut, Walter. Ich komme nachher zu dir und helfe dir. Der Doktor wird dich schon zurechtflicken. Bis gleich, Walter.«
    Dombert nickte schwach. »Bis gleich, Eugen. Ich dank' dir auch.«
    »Mensch, halt den Mund!« Eugen Tack nickte ihm zu und rannte aus der Zelle. An der Treppe lagen noch die elf Beinverletzten. Im großen Keller verbanden die Sanitäter und Renate die leichteren Fälle.
    In dem Augenblick, als Eugen Tack den Lazarettkeller verlassen wollte, klirrte es in den Steinen, ein dunkler Gegenstand rollte auf die Stufen des Kellers unter die elf bewegungslosen Beinverletzten.
    »Deckung!« brüllte jemand. »Weg Jungs … Deckung!« Auf allen vieren, wimmernd vor Schmerz, versuchten die elf, von der Treppe zu kriechen. Eugen Tack stand starr vor dem Eingang. Er sah, was da lag, er begriff es blitzschnell mit der ganzen Tragweite für die elf Verwundeten. Ein Blindgänger oder ein Zeitzünder … eine kleine Granate, die sie alle zerreißen würde, wenn sie explodierte. Die elf Beinverletzten krochen mit schmerzverzerrten Gesichtern die Treppe hinab. Vier Oberschenkelschüsse starrten auf den Blindgänger … sie konnten nicht kriechen, sie lagen bewegungsunfähig auf den Stufen und starrten ihren Tod an. Er war etwa 40 cm lang, schwarz glänzend und nach vorne langsam spitz zulaufend.
    Noch immer schrie einer »Deckung«, sinnlos, grell, sich überschlagend.
    Mit einem Sprung war Eugen Tack auf der Treppenstufe. Er bückte sich unter den entsetzten Augen der elf Verwundeten, nahm die Granate auf, legte sie auf seine Unterarme und rannte mit ihr die Treppe hinauf, ins Freie, weg von den Männern, die hilflos am Eingang lagen.
    Mit der Granate auf den Armen rannte er durch die Trümmer, schwankend, übermannt von der Anstrengung und dem Grauen, das er auf seinen Armen wegtrug. Wenn das Vater sehen würde, durchfuhr es ihn. Vater, dem im Ersten Weltkrieg ein Blindgänger die linke Hand wegriß. Er stolperte durch die riesigen Trümmer des Kollegs … er rannte zum Zentralhof, wo er die Granate in den Schutt legen wollte. Ich habe die elf gerettet, dachte er glücklich. Und ich habe Walter gerettet. Ich werde ihn morgen besuchen gehen. Bestimmt kann ihn der Stabsarzt retten. Ganz bestimmt. Er drückte die Granate an seine Brust und rannte weiter. Als er über einen großen Stein stolperte und hinschlug, warf er die Granate noch im Fallen von sich. Sie traf mit der Spitze auf, ein heller Knall ließ die Luft erzittern, Trümmergestein und Schutt stiegen gegen den Himmel; auf den Boden gepreßt, überstand Eugen Tack die Explosion, aber ein hochgeschleuderter Stein fiel auf ihn nieder, zerschlug ihm das Genick, zerbrach seine Wirbelsäule und quetschte seinen Kopf in den Staub des Schutts. Er spürte davon nichts, nicht einmal den Aufschlag des schweren Steines … es ging alles so schnell, schneller als das Denken. So starb Eugen Tack, die ›größte Flasche der deutschen Wehrmacht‹, wie ihn Lehmann III immer genannt hatte.
    Gegen Morgen trugen Bergmann und Müller 17 Leutnant Weimann in das Lazarett.
    Sie hatten ihn in eine Zeltplane gelegt und schleppten den schweren Körper keuchend durch den großen Verbandraum in das OP-Zimmer, wo Dr. Pahlberg vollkommen allein die Operationen ausführte. Er hatte gerade eine große Fleischwunde im Rücken, die ein Granatsplitter gerissen hatte, genäht und verbunden, als Müller 17 und Bergmann Leutnant Weimann hereintrugen.
    »Der Leutnant«, sagte Müller 17

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