Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Flak gesichert. Im Hinterland keine Truppenbewegungen und nur vereinzelte Flakstellungen. Er wandte sich zu Cunnings um und lächelte. »Hast du die Schiffe gesehen, Fred?«
    »In Neapel? Nein.«
    »Rund um Sizilien und drüben an der afrikanischen Küste. Wir haben etwas vor, my boy! Wir wollen Italien aufrollen wie eine Landkarte. Wir werden Europa betreten.«
    Sergeant Cunnings hob die Schultern. Er sah aus der Glaskabine auf die Wolkendecke, als sie eine Schleife flogen und Kurs zurück auf das Meer und Sizilien nahmen. »Dann wird der Scheißkrieg bald zu Ende sein, und ich komme zu Jane zurück.« Er drehte sich auf seinem Platz herum und hockte neben Morton, der geradeaus sah in die Nacht und den Mondschein. »Ich habe Jane sieben Monate nicht gesehen, Jack. Das ist eine verdammt lange Zeit. Was macht so eine Frau, wenn sie sieben Monate lang ihren Mann nicht sieht? Und Jane ist hübsch. Verflucht hübsch! Ob sie fremdgeht? Mit so einem Jungen aus der Kadettenschule, mit so einem Rotzaffen, der nichts anderes im Kopf hat als Weiber und Whisky?! Ich werde verrückt, wenn ich daran denke!« Er faßte Morton am Ärmel der Kombination und schob sein Gesicht neben das des Leutnants. – »Glaubst du, daß es noch sieben Monate dauert, bis der Krieg zu Ende ist? Glaubst du, daß die Deutschen das noch lange durchhalten?« Er schnaufte und starrte in die Nacht. »Ich werde es Jane nicht übelnehmen können, wenn sie fremdgeht … Über ein Jahr ohne Mann. Jack – halten die Deutschen durch?«
    »Wenn wir Italien erobern, ist der Mist zu Ende.« Morton sah auf die Benzin- und Öluhren. Die Motoren summten gleichmäßig, stark, schnell. Noch eine Stunde, dachte Morton, dann liege ich auf meinem aufblasbaren Luftbett und schlafe. Und morgen früh schreibe ich an Evelyn: Darling – um uns herum tut sich was! Wir marschieren gegen die Deutschen auf zum letzten großen Schlag. Bald sind wir wieder zu Hause, und dann heiraten wir. Lange geht es nicht mehr mit den Hunnen – wir werden sie vor uns her jagen wie gehetzte Füchse … Cunnings lehnte sich in seinem Sitz zurück. »Meinst du, wir setzen nach Italien über?«
    »Wenn wir Rom haben, ist der Krieg zu Ende!«
    »Und wir kommen nach Hause?!«
    »Hoffentlich.« Morton sah Cunnings an und lächelte ihm zu. »Wenn Jane ein Kind bekommt, will ich Pate sein.«
    »O.K., Jack.« »Aber erst müssen wir Rom erobern.«
    Cunnings nickte. »Wir werden es, Jack. Wie sagte Colonel White: Wenn den alliierten Truppen der Sprung über das Mittelmeer glückt, wird die deutsche Armee in Panik sich auflösen.«
    Sie glaubten es und warteten darauf.
    Er rückte den Kopfhörer wieder näher ans Ohr und beugte sich über seinen Funkkasten. »Verbindung wiederhergestellt«, meldete er sachlich. »Was soll ich melden?«
    »EM 23 auf dem Rückflug. Keine Feindberührung. Auftrag erfüllt. Landen in etwa einer halben Stunde.«
    Der Mond über ihnen flog mit. Er beleuchtete ihre Tragflächen, er spiegelte ihr taktisches Zeichen – den Stern – auf die watteähnliche Wolkendecke.
    Cunnings war glücklich. Nur noch Rom, dachte er, und ich sehe Jane wieder.
    Ob sie mir treu geblieben ist? Sieben Monate lang? O Jane, Jane – ich werde verrückt, wenn ich daran denke … Ich könnte schreien wie ein Irrer … Und ich verfluche diesen Krieg, weil er uns trennte.
    Warum fliege ich jetzt über Neapel, anstatt bei dir an deiner Seite zu liegen? Warum müssen wir Rom erobern, anstatt auf unserer Farm das Wachsen der Baumwolle zu kontrollieren? Warum ist denn Krieg? Was geht uns Europa an … Neapel, Rom, Berlin, Hitler und Mussolini …? Du und ich … das ist die ganze Welt! Alles andere ist sinnlos für uns! Du und ich – das ist einzig allein das Leben, dafür sind wir auf der Welt, dafür haben uns unsere Mütter geboren – damit wir uns finden und lieben und glücklich werden und ein eigenes Leben gründen … Du und ich … Jane und Fred …
    In Catania wartete man die ganze Nacht und den ganzen folgenden Tag auf die Rückkehr von EM 23. Dann wurde die Maschine gestrichen und Leutnant Jack Morton und Sergeant Fred Cunnings als gefallen weitergemeldet.
    Südlich von Neapel lagen die Trümmer, weit verstreut in einem Feld. Eine alte Bäuerin fuhr die beiden toten Körper in einer Schubkarre fort und begrub sie hinter dem Hof zwischen den verkrüppelten Pinien ihres Gartens. Sie setzte sogar ein Kreuz über das Grab der Unbekannten und sprach ein Gebet zu Mutter Maria.
    »Wieder ein

Weitere Kostenlose Bücher