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Sie fielen vom Himmel

Sie fielen vom Himmel

Titel: Sie fielen vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gestopften Socken auf den Teppich und schüttelte den Kopf. »Für 400 Lire kann ich verlangen, daß auch vor mir eine strammsteht!« schrie er. »Ein Weib her!« Er wankte in die Ecke, nahm einen Stahlhelm und schwenkte ihn hoch durch die Luft.
    Josef Bergmann hatte sich erhoben und war ans Fenster getreten. Er lugte durch einen Spalt der Gardine auf die nächtliche Straße. Es war eine der typischen neapolitanischen Gassen, nahe dem Hafen. Eng, schmutzig, nach Fisch und Fäulnis stinkend, mit glitschigem Boden und aus dem Fenster geschütteten Abfällen.
    Kurt Maaßen sah Bergmann erstaunt an. »Was hast du?« fragte er. »Heimweh nach der Truppe?«
    Er schüttelte den Kopf und stieß Heinrich Küppers an. »Sieh dir den an. Steht am Fenster und stiert in die Nacht, und seine Puppe liegt auf dem Sofa und langweilt sich!«
    »Auf der Straße ist was los.« Josef Bergmann winkte … es wurde still im Zimmer. Man hörte keifende Stimmen … eine Frau schrie hysterisch, einige Männerstimmen fielen ein. Deutsche Worte …
    Kurt Maaßen sah die anderen groß an.
    »Wenn das 'ne Streife ist …«
    »Wir haben unsern Urlaubsschein!« Theo Klein setzte sich den Helm auf, mit unsicheren Schritten ging er auf Julia zu, die noch immer in halbmilitärischer Haltung mitten im Zimmer stand. Sie hatte den Springerhelm von den roten Haaren genommen. In ihre Augen trat ein Schimmer von Angst. »Laß uns ein Duett singen!« schrie Theo Klein.
    Kurt Maaßen trat ihn in den Hintern. »Halt mal das Maul, Theo! Da ist Rabatz auf der Straße. Still!«
    Sie standen am Fenster und lauschten. Die Mädchen saßen auf den Diwans und flüsterten. Julia hatte eine große Stola über ihren weißen Körper gelegt … Marietta begann, sich wieder anzuziehen.
    Die Stimmen wurden lauter, sie kamen ins Haus, die Treppe hinauf. Das Keifen der Frau gellte auf die Tür des Zimmers zu.
    »Verdammte Scheiße!« sagte Erwin Müller 17. In der Tür erschien ein Kopf … Stahlhelm, Springerkombination, Maschinenpistole vor der Brust.
    »Mensch!« schrie Maaßen auf. »Der Pretzel! Kerl! Himmelhund! Komm 'rein! Uns so zu erschrecken.«
    Hans Pretzel stolperte ins Zimmer. Er sah sich um und nickte. »Genau das habe ich mir gedacht. Seit zwei Stunden suche ich euch! Der Spieß sagt, ihr wärt im Kino … Idiot, habe ich gedacht … die und ins Kino. Ich bin ganz Neapel abgerannt, und als die Alte mich nicht 'reinlassen wollte, wußte ich: Dort sind sie drin!«
    »Ein kluger Junge!« Theo Klein knöpfte den Gürtel seiner Hose auf. Hans Pretzel hielt ihn fest. »Laß den Blödsinn! Ihr sollt sofort zurück. Großalarm für alle Truppenteile der 10. Armee! Alarmstufe II! Die Amis wollen in Salerno landen!«
    »Himmel, Arsch und Wolkenbruch!« Theo Klein raffte seine Hose wieder hoch und schnallte den Gürtel fest. Er ergriff seine Jacke und fuhr hinein. Auch Kurt Maaßen schob das Mädchen, das neben ihm stand, zur Seite, Felix Strathmann und Heinrich Küppers stiegen bereits in die Kombinationen.
    »Alarmstufe II?« sagte Josef Bergmann leise in die plötzliche Stille.
    »Auf der See kreuzen seit Stunden 450 Schiffe! Die Luftaufklärung hat's gesehen! Wenn die alle voll sind, können das 170.000 Mann sein!«
    Müller 17 sah mit großen Augen von einem zum anderen. »450 Schiffe!« stotterte er. »Jungs – mir wird's flau im Magen.«
    »Dann geh auf den Lokus und scheiß dich aus!« Theo Klein wühlte in dem Haufen Kleider, der in der Ecke lag. »Wo ist mein Knochensack?« rief er. Schließlich entdeckte er die Kombination neben dem Diwan und schlüpfte hinein.
    Eine fatale Nüchternheit hatte sie ergriffen. Sie schnallten die Koppel um, stülpten die randlosen Helme auf den Kopf und zogen die Schnüre der halbhohen Sprungstiefel fester. Josef Bergmann suchte sein langes Kappmesser. Er fand es am Fenster in einer Dose Schweinefleisch. Nachdem er es an der Gardine abgeputzt hatte, steckte er es in die Lasche der weiten Hose. Feldwebel Kurt Maaßen schnallte die Pistole um. Er überblickte das Zimmer mit den Mädchen. Julia mit der Stola … Marietta mit den runden Brüsten … Lucia … Gina … Rossana … Angela … Sie saßen auf den Diwans, zerzaust, mit roten Druckflecken auf der Haut, dunklen Ringen unter den Augen. Auf der Erde lagen Flaschen und zerbrochene Gläser, ein zerrissener Büstenhalter hing demonstrativ über einer Sessellehne. In der Luft lag ein Geruch von Puder, Parfüm, Schweiß und Alkohol.
    »Verdammtes Hurennest«, sagte er angewidert. Er

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