Sie fielen vom Himmel
Abschuß«, sagte der Kommandeur des Nachtjagdgeschwaders III, Oberst Burscheidt, und drückte dem jungen Feldwebel Weyers die Hand. »Der sechste, lieber Weyers. Ich werde Ihre Beförderung zum Leutnant außer der Reihe wärmstens befürworten. Und nun gehen Sie 'raus zu Ihren Kameraden, schnappen sich den gestifteten Kasten Bier und trinken Sie auf Ihr Glück. Hoffentlich behalten Sie es – uns steht noch einiges bevor! Die Aktivität der Amerikaner ist ein kritisches Zeichen.«
Und während Feldwebel Weyers feierte, Leutnant Morton und Sergeant Cunnings von der alten italienischen Bäuerin verscharrt wurden und Partisanen die Trümmer des Flugzeuges, die Gummiräder, die Munition, die Maschinengewehre und Kleinbomben aufsammelten und in den Bergen versteckten, schob sich von See her eine Armee auf die Küste Europas zu … Auf Europa, das schlief. Erschöpft, ausgeblutet und hoffnungslos.
Über Neapel verloschen die Scheinwerfer. In den Flakstellungen stampften die Posten um die schußbereiten Geschütze durch die kalte Nacht.
In seinem Bunker schrieb Leutnant Peters beim Schein einer abgeschirmten Batteriehandlampe einen Brief an seine Eltern.
Salerno, den 8.9.1943
Liebe Mama und lieber Paps!
Der 8. September 1943.
Eine Nacht wie alle Nächte vor ihr …
Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: In den frühen Morgenstunden des 9. September haben starke alliierte Landungsverbände am Golf von Salerno einen Brückenkopf gebildet. Der 56. brit. Division gelang es, vorübergehend den Flugplatz Montecorvino zu besetzen. Einheiten des Panzer-Grenadier-Regiments 64 und der 34. Fallschirmjäger - Division nahmen im Gegenstoß die Tusciano-Mündung und Battipag lia …
»Chianti her!« schrie Theo Klein. Er lag auf einer Art Diwan, hatte die Schuhe ausgezogen, die Ärmel seines Hemdes aufgekrempelt und rülpste, weil er mit vollem Magen so laut schrie. Marietta kreischte in der anderen Ecke des großen Zimmers. Dort brannte nur eine rotbemalte, schwache Glühbirne in einer Messingfassung. Erwin Müller 17 hatte Marietta vor sich auf den Knien liegen und versuchte, ihr die Bluse über den straffen Brüsten auszuziehen. Es gelang ihm nicht, weil er von dem Geschrei Theo Kleins gestört wurde und Marietta ihm auf die Finger schlug.
»Kamerad hat Durst!« sagte sie. »Ich muß gehen!«
»Halt die Fresse, Theo!« schrie Erwin Müller 17. Er erhob sich und stand schwankend im Zimmer. Am Fenster saßen die anderen … Felix Strathmann, Josef Bergmann, Kurt Maaßen und Heinrich Küppers. Sie hatten jeder ein Mädchen auf dem Schoß und waren intensiv damit beschäftigt, die schwellenden Körperformen abzutasten. Felix Strathmann, als Hamburger aus St. Pauli Fachmann in diesem Metier, nannte es ›das Reifmachen der Festung für den Sturm‹. Er sah zu Erwin Müller 17 hinüber und winkte mit einer weiten Handbewegung ab. »Leg dich hin und sei still!«
»Einen Dreck tue ich!« Müller 17 schwankte näher und baute sich vor der Gruppe auf. »Der Theo stört den ganzen Betrieb! Sind wir hier in einer Stehbierhalle?!« Auf seinem Diwan rülpste wieder Theo Klein. Er hatte sich aufgerichtet, nahm Marietta die Chiantiflasche ab, stellte sie neben den Diwan, zog das Mädchen an den schwarzen Locken zu sich herunter und küßte ihr die nackte Schulter. Müller 17 stöhnte.
»Jetzt kommt das Aas auch noch in mein Revier!«
In einer Ecke lagen die randlosen, schaumgummigepolsterten Springerhelme und die Springerkombinationen. Julia kam jetzt aus dieser Ecke heraus … sie hatte sich einen der Stahlhelme auf die roten Haare gestülpt, ein wenig schief und die hintere Seite nach vorn. Vor Kurt Maaßen baute sie sich auf, legte die Hand grüßend an die Stirn und wieherte. »Herr Feldwebel – zur Stelle …«
Kurt Maaßen seufzte tief. »Kinder«, sagte er weinselig. »Noch ein Jahr Italien, und ich weiß gar nicht mehr, wie es zu Hause aussieht! Dagegen war Frankreich ein Kinderspielplatz.«
Felix Strathmann jauchzte auf. Er zeigte auf den Helm und bog sich vor Lachen. »Sie hat ihn verkehrt auf!« schrie er. »Sie trägt den Hintern nach vorn. Kurt – das ist eine Verpflichtung …« Sie brüllten und kniffen die Mädchen. Marietta sprang auf den Schoß von Müller 17, vom Diwan röchelte Theo Klein und warf die Chiantiflasche an die Wand.
»Zu mir kommt keine!« stellte er weinerlich fest. »Und dabei habe ich extra für diesen Tag zehn Eier gegessen …« Er richtete sich auf, setzte die Füße mit den vielfach
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