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Sie haben sich aber gut gehalten!

Sie haben sich aber gut gehalten!

Titel: Sie haben sich aber gut gehalten! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilli Beck
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er auf diese Weise seinen Willen durchzusetzen. Nicht mit Worten. Nein, er war eher ein schweigsames Kind. Aber seinem niedlichen Lausbubengrinsen konnte ich selten widerstehen, auch nicht, wenn er vor dem Essen noch unbedingt ein Stück Schokolade wollte.
    Aber heute bin ich immun dagegen. Außerdem sind Volker und ich uns tatsächlich einig. Das Haus wird verkauft, ich suche mir ein zentral gelegenes Appartement und kümmere mich ab sofort nur noch um mich selbst.
    Bin ich etwa egoistisch, wenn ich jetzt an mich denke? Ich meine, ich habe drei wunderbare Kinder großgezogen, auf die ich sehr stolz bin. Doch nun sind sie erwachsen und führen ihr eigenes Leben. Volker und ich sind geschieden, und es gibt keinen vernünftigen Grund, allein in einem alten Kasten mit drei Etagen und unzähligen Zimmern zu wohnen, die nur Arbeit machen. Das Ganze sauber und in Schuss zu halten und im Winter zu heizen, nur weil die lieben Kinder Weihnachten bei Mama feiern wollen? Einen Christbaum kann man schließlich auch in jeder anderen Wohnung aufstellen.
    «Das Haus selbst gehört mir natürlich nicht. Aber sobald wir es verkauft haben und es dann quasi zu einem ansehnlichen Sümmchen mutiert, bekomme ich die Hälfte davon ab. Deshalb bin ich mit deinem Vater
ausnahmsweise
einer Meinung.»
    Entspannt lehne ich mich auf der alten Gartenbank zurück und freue mich über das vertraute Knarren, das sie bei jeder Bewegung von sich gibt. Die Maisonne wärmt angenehm, und es riecht schon ein bisschen nach Sommer. Mein Blick wandert über die fast verblühten Tulpen, die knospenden Pfingstrosen hin zum Fliederbusch. Zuverlässig zum Muttertag wird mir mein Lieblingsstrauch duftende Dolden schenken. Nur die Gemüsebeete bleiben dieses Jahr zum ersten Mal unbearbeitet. Unmengen gesundes Gemüse habe ich über die Jahrzehnte darauf angebaut und geerntet. Wie viele schöne Stunden ich hier im Garten verbracht habe! Obwohl mein Rücken in den letzten Jahren oft anderer Meinung war. Ein Grund mehr, besser auf mich zu achten. Schließlich bin ich neunundvierzig. Die Kinder führen ihr eigenes Leben, und ich werde frühestens als Oma wieder gebraucht. Was aber hoffentlich noch eine Weile dauert.
    Charlie lebt mit seiner Freundin Marie in einem Appartement in Universitätsnähe. Fabian absolviert ein Schreinerpraktikum in Augsburg. Und Juliane, unser Nesthäkchen, hat nicht eine Träne vergossen, als sie die Zusage für das Sprachenstudium in Mailand bekam.
Arrivederci München!,
hat sie beim Kofferpacken geträllert. Tja, und mein Exmann gründet mit seiner jungen Pharmavertreterin gerade eine neue Familie. Meine junge Nachfolgerin, Ruth, ließ ausrichten, sie wolle unter keinen Umständen in einer renovierungsbedürftigen «Vorstadt-Hütte» leben. Für sie kam nur eine schicke, zentral gelegene Dachterrassenwohnung in Frage. Egal, wie weit entfernt die von Volkers Praxis am Pasinger Marienplatz liegt.
    Es ist also genau der richtige Zeitpunkt, das Anwesen zu verkaufen. Ich träume schon von einer netten kleinen Wohnung mit Einbauküche und Balkon nach Süden. An schönen Tagen werde ich dort im Liegestuhl liegen, die Sonne genießen und höchstens ein paar Küchenkräuter im Balkonkasten züchten. Ansonsten sehne ich mich nach Ruhe, Frieden und einem selbstbestimmten Alltag. Als dreifache Mutter habe ich mir das verdient! Denn die Zeiten von «Mama, wo sind meine neuen Jeans? Warum gibt’s keine Sahne zum Erdbeerkuchen? Wieso muss ich Fisch essen? Ich hab keine Lust, mein Zimmer aufzuräumen. Alle meine Freunde dürfen am Wochenende bis Mitternacht wegbleiben …» sind endgültig vorbei. Für mich beginnt ein neuer Lebensabschnitt! Und darauf freue ich mich schon.
    Für die neue Wohnung schaffe ich mir dann eine bequeme Schlafcouch an. Und wer immer von meinen drei Kindern mich dann besuchen möchte, ist herzlich willkommen. Oder sie quartieren sich bei ihrem Vater ein. Seine 100 -qm-Wohnung ist schließlich groß genug. Bei der Gelegenheit können sie sich auch gleich mit ihrer Stiefmutter in spe anfreunden.
    «Aber du wirst das alles hier doch wahnsinnig vermissen, Mama», sagt Charlie plötzlich und macht eine ausladende Handbewegung in die Runde. «Ich glaube nicht, dass du woanders glücklicher wärst.»
    Nanu? Seit wann interessiert sich mein ältester Sohn denn für mein Glück? Hier stimmt was nicht. Er will doch irgendwas von mir.
    Eigentlich war mir das schon klar, als er vor einer halben Stunde überraschend mit einem Blumenstrauß

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