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Sie kamen nach Bagdad

Sie kamen nach Bagdad

Titel: Sie kamen nach Bagdad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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    Sie blickte auf und sah, dass Richard sie beobachtete.
    »Übrigens«, fragte er, »werden Sie sich morgen Ihren Pass beschaffen können?«
    »Meinen Pass?« Victoria überdachte rasch die Situation. Es war charakteristisch für Victoria, dass sie noch keinen Schlachtplan gemacht hatte. Da Venetia, die wirkliche Anthropologin, in Kürze aus England kommen sollte, empfahl sich ein geordneter Rückzug.
    »Nun«, sagte sie zögernd, um Zeit zu gewinnen, »ich bin nicht sicher.«
    »Wir brauchen ihn für die hiesige Distriktspolizei, wissen Sie«, erklärte Richard. »Sie tragen die Passnummer und Ihren Namen und Ihr Alter und besondere Merkmale, kurz das ganze Zeug ein. Da wir Ihren Pass nicht haben, sollten wir den Leuten jedenfalls Ihren Namen und Ihre Personalien geben. Wie lautet übrigens Ihr Familienname, ich habe Sie immer Victoria genannt?«
    Victoria nahm sich zusammen.
    »Aber«, sagte sie. »Sie kennen meinen Familiennamen so gut wie ich.«
    »Das stimmt nicht ganz«, sagte Richard. Seine Lippen kräuselten sich mit einer Spur von Grausamkeit. » Ich kenne Ihren Familiennamen, Sie kennen ihn, glaube ich, nicht.«
    Seine Augen beobachteten sie durch die Brille.
    »Ich werde doch meinen eigenen Namen kennen«, sagte Victoria schnippisch.
    »Dann fordere ich Sie auf, ihn mir zu sagen – und zwar jetzt gleich.« Seine Stimme war plötzlich kalt und hart. »Es hat keinen Sinn zu lügen. Sie waren sehr geschickt. Sie haben Ihr Thema nachgelesen. Sie haben sehr effektvoll Brocken von Wissen aufgetischt – aber es ist der gewisse Betrug, den man auf die Dauer nicht durchführen kann. Ich habe Ihnen Fallen gestellt, und Sie sind hineingetappt. Ich habe Ihnen puren Unsinn zitiert und Sie haben ihn für bare Münze genommen.« Er hielt inne. »Sie sind nicht Venetia Savile. Wer sind Sie?«
    »Ich habe Ihnen bei unserer ersten Begegnung gesagt, wer ich bin«, sagte Victoria. »Ich bin Victoria Jones.«
    »Dr. Pauncefoot Jones’ Nichte?«
    »Ich bin nicht seine Nichte – aber mein Name ist Jones.«
    »Sie haben mir noch eine Menge anderer Sachen erzählt.«
    »Ja, und sie alle waren wahr. Aber ich konnte sehen, das Sie mir nicht glaubten, und das machte mich wütend. Denn obwohl ich zuweilen flunkere, war das, was ich Ihnen gesagt hatte, keine Lüge. Und nur, um Ihnen zu imponieren und um mich glaubwürdiger zu machen, sagte ich, mein Name sei Pauncefoot Jones. Ich habe das hierzulande schon öfter gesagt und es hat immer Wunder gewirkt. Wie konnte ich ahnen, dass Sie gerade auf dem Weg hierher waren?«
    Er sagte langsam: »Hören Sie, Victoria, wäre es nicht besser, Sie würden mir die ganze Geschichte erzählen?«
    »Das werde ich wohl müssen«, sagte Victoria. »Es gibt keinen anderen Ausweg, und wenn Sie einer von denen sind, so kennen Sie sie sowieso schon, und es macht nichts.«
    Sie erzählte ihm von der Nacht, in der Carmichael gestorben war, von ihrer Unterredung mit Dakin, ihrer Reise nach Basra, ihrer Anstellung beim »Ölzweig«, Catherines Feindseligkeit, Dr. Rathbones Warnung und vom Schlussakt, diesmal auch vom Rätsel ihres gefärbten Haares. Die einzigen Punkte, die sie verschwieg, waren der rote Schal und Madame Defarge.
    »Sagen Sie mir nur noch mal: Wer ist dieser Dakin, der Sie zu der ganzen Geschichte angestiftet hat? Ist er ein müder, gebeugter, etwas geistesabwesend wirkender Kerl?«
    »Ja, aber in Wirklichkeit ist er alles anderes als geistesabwesend. Doch die Hauptsache ist: Was werden Sie Dr. Pauncefoot Jones über mich sagen?«
    »Nichts«, sagte Richard. »Die Notwendigkeit wird sich nicht ergeben.«

21
     
    S ie brachen früh am nächsten Morgen auf. Sie brauchten fast drei Stunden, um die Vorstädte von Bagdad zu erreichen. Das Lastauto setzte die beiden beim Hotel Tio ab und Richard bat Victoria, mit ihm zu lunchen. Victoria sagte erfreut zu und Richard machte sich auf den Weg, um seine Post zu holen.
    Markus stand breit und strahlend in der Halle und begrüßte Victoria mit seiner gewohnten Herzlichkeit.
    »Ah«, sagte er, »es ist lange her, seit ich Sie gesehen habe. Sie kommen gar nicht mehr in mein Hotel. Warum?«
    Es war klar, dass man im Hotel Tio nichts von Victorias Verschwinden wusste. Vielleicht hatte Edward, auf Dakins Rat hin, die Polizei nicht verständigt.
    »Wissen Sie, ob Mr Dakin in Bagdad ist, Markus?«, fragte sie.
    »Mr Dakin – ah, ja, ein sehr charmanter Mann –, natürlich. Er ist ja ein Freund von Ihnen. Er war gestern hier – nein,

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