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Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition)

Titel: Sie kannten keine Gnade - Western (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherman Lee
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Klavierspielers mit beiden Händen und hob ihn hoch über ihren Kopf. Dann warf sie ihn mit aller Macht Art Ratcliff in den Rücken.
    Der Getroffene zuckte erschrocken zusammen. Sein Gesicht verriet Schmerzen und größtes Erstaunen. Im Umwenden zur Bühne zog er seine Revolver. Seine Augen suchten Sarah.
    Da dröhnten Big Sams Colts. Erst der rechte, dann der in seiner linken Hand. Ratcliff wurden beide Beine fortgerissen. Er landete unsanft auf dem Rücken. Für einen Moment lag er reglos. Im Sägemehl glänzte sein Blut. Dann rollte er sich mühevoll auf den Bauch und visierte Big Sam an.
    Sam schoß noch einmal nacheinander mit beiden Colts. Die harten Schläge der Kugeln rissen Art Ratcliff die Revolver aus den Händen. Der Spieler wälzte sich stöhnend auf den Rücken. Seine Hände hielt er wie Klauen in die Luft.
    Nun stand Big Sam direkt vor dem Räuber seiner Frau. Er steckte die Colts weg und ging in die Hocke.
    Ratcliff zitterte vor Schreck und Angst.
    "Ich werde Sie nicht töten, Ratcliff", sagte Sam. "Sie bekommen einen fairen Prozeß."
    Die Zeltplane am Eingang schwappte und klatschte ein paarmal. Wachleute der Katy Railroad mit Winchestern im Anschlag stürmten herbei.
    "Was soll das?" fragte ihr Anführer, ein bulliger Ire, als er sah, wie Ratcliff am Boden stöhnte und sich krümmte.
    "Dieser Mann ist ein gesuchter Verbrecher", sagte Big Sam. "Er hat oben am Red River einen Siedler erschossen und drüben in Arkansas mindestens eine Bank überfallen. Außerdem ist er ein Menschenräuber. Er hat eine Frau und ihre Tochter geraubt. Das war in Oklahoma."
    "Können Sie das beweisen, Mann", knurrte der bullige Wachmann.
    "Aber klar", sagte Sam.
    "Ich auch!" rief Sarah von der Bühne herab.
     

*
     
    Während zwei Chinesen den Spieler auf einer Bahre ins Lazarett der Zeltstadt trugen, saßen Big Sam und seine Familie im Wach-Office der Kansas-Texas-Railroad und erklärten den Versammelten die Situation. Sam zog den Steckbrief von Cowboy Ace hervor, Ratcliffs Bruder. Der Leiter der Wachmannschaft bestätigte die große Ähnlichkeit zwischen dem Abgebildeten und Art Ratcliff. Er erlaubte Sam, die Nacht bei seiner Familie zu verbringen.
    Am nächsten Tag verständigte der Vormann per Telegraf das Office des US-Marshals. Ein Deputy Marshal kam mit dem nächsten Versorgungszug und übernahm die Angelegenheit.
    Isabella Gutierrez hatte inzwischen die Leitung von Ratcliffs Saloon-Zelt übernommen. Sie tat, als sei nichts geschehen, als habe ihr der Laden schon immer gehört. Niemand machte ihn ihr streitig. Schließlich trug er ihren Namen. Vom Deputy Marshal auf Sarah Sampson angesprochen, tat sie, als kenne sie Big Sam, seine Frau und seine Tochter überhaupt nicht.
    Sam lachte und ließ sie gewähren.
    Die Überraschung war riesengroß, als endlich der Richter eintraf: Es war Big Sams alter Bekannter, der ehrenwerte Richter Holbrook. Der begrüßte Sam überschwenglich und verurteilte Art Ratcliff aufgrund der Argumente, die Sam vorbrachte, nicht zum Tod. Der Spieler wurde zu fünfzehn Jahren Strafarbeit verurteilt. Nach seiner Genesung sollte er in der Sträflingsabteilung Dienst tun und zunächst Schwellen legen für die Katy Railroad.
    Big Sam erhielt abermals zweihundert Dollar Kopfgeld für die Ergreifung Art Ratcliffs. Die Sampson-Familie konnte endlich nach hause fahren.
     

*
     
    "Und du warst mir treu?" fragte Big Sam. Er saß auf dem Bock eines Prärieschoners, der in Richtung Tulsey ratterte. Seine Frau schmiegte sich an ihn. Little Mary schlief hinten, in einem Berg von warmen Decken. Sie atmete gleichmäßig.
    "Ich habe mich ihm nie hingegeben", sagte Sarah. "Außerdem gab es da noch Isabella Gutierrez. Das Kind ist deins. Du weißt es."
    Sam blickte auf. Gelbe und rote Wolkenstreifen leuchteten vor dem blassem Blau des Abendhimmels. "Ich weiß es", sagte er. Er lächelte seine Frau verschmitzt an. "Wie nennen wir ihn?"
    "Wieso ihn?" fragte Sarah. "Wenn es nun ein Mädchen wird?"
    "Wird ein Junge", sagte Sam grinsend. "Wirst schon sehen."
    "Ach tatsächlich. Und wie willst du ihn nennen?"
    "Sam natürlich", brummte Sam.
    Sarah stöhnte. "Wir haben schon einen Sam", sagte sie kichernd. "Erinnerst du dich, Samuel? Sammy heißt schon so wie du. Außerdem, wir bekommen eine Samantha."
    Die beiden zankten sich liebevoll, während der Planwagen in den Sonnenuntergang rumpelte.
     
ENDE

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