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Sie sehen aber gar nicht gut aus!

Sie sehen aber gar nicht gut aus!

Titel: Sie sehen aber gar nicht gut aus! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Strzoda
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sind fies. Kennen Sie das Gefühl, wenn jemandem im Fernsehen der Arm abgesägt wird? Sie spüren förmlich, wie die Säge in Ihren eigenen Muskel eindringt. Sie können sich also vorstellen, wie es uns beim unerfreulichen Anblick des Geschlechtsteils des Mannes erging … Aua.
    Ich hatte kurz überlegt, die Feuerwehr nachzufordern und den Ring einfach runterschneiden zu lassen. Die Jungs hätten sicher auch ihren Spaß gehabt. Aber der Typ musste auf jeden Fall zur Untersuchung ins Krankenhaus, weil er sich seinen Pillermann verletzt haben konnte.
    »Wir können leider nicht viel für Sie tun«, sagte ich zu dem Mann, »Sie müssen ins Krankenhaus.« Dann gab ich ihm einen in ein Handtuch gewickelten chemischen Kühlakku aus unserem Notfallrucksack. Der Kühlakku enthält eine Chemikalie, die sich beim Freisetzen mit einer zweiten Chemikalie verbindet. Sie kennen das sicher von den Handwärmern, bei denen man ein Metallplättchen knickt und die sich dann durch eine chemische Reaktion erwärmen – nur dass der Kühlakku ordentlich Kälte abgibt.
    Das Mädchen holte nun einen Bademantel und legte ihn dem armen Kerl um. Breitbeinig wie Lucky Luke schlich er mit der Geschwindigkeit einer Teermaschine in Richtung Trage.
    Sicher können Sie sich die Gesichter der Krankenschwestern in der Notaufnahme vorstellen, als wir hereinkamen …
    »Das ist mir alles wirklich peinlich«, winselte der Typ, als wir uns verabschieden wollten. In Anbetracht all der gut aussehenden Krankenschwestern in unserer Notaufnahme durfte ihm das auch unangenehm sein.
    »Nein ... machen Sie sich doch nichts daraus. Das kann doch mal passieren«, heuchelte Lenny Verständnis, das ihm jedoch niemand abnahm.
    »Fürs nächste Mal wünsche ich Hals- und Beinbruch«, rief ich noch und verließ die Notaufnahme. Der Mann hatte Glück und kam ohne bleibende Schäden davon. Und wir waren wieder um eine Sexunfallgeschichte reicher, die wir die nächsten 15 Jahre bei Grill- und Kneipenabenden mit Freunden zum Besten geben konnten.

Sanitäterfrühling
    An 365 Tagen im Jahr ist das Fahrzeug besetzt, das einen ehemaligen Medizinstudenten im Einsatzfall mit Blaulicht und Martinshorn zum Ort des Notfallgeschehens transportiert. Das Notarzteinsatzfahrzeug ist mit 119 Pferdestärken sowie einem Haufen medizinischer Raffinessen ausgestattet. Der Fahrer ist ein Rettungsassistent, der in der Regel mit dem Notarzt ausrückt, wenn höchste Lebensgefahr besteht und invasive Maßnahmen erforderlich sind. Der Arzt sollte neben der Intubation und Narkoseführung auch das Legen einer Thoraxdrainage oder das Wiedereinrenken von Gelenken unter Schmerzmittelgabe beherrschen. Der Rettungsassistent hat das ebenfalls drauf – er darf derartige Maßnahmen in der Regel nur leider nicht allein durchführen. Eine Ausnahme stellt der Fall dar, wenn kein Arzt erreichbar ist und der Patient in akuter Lebensgefahr schwebt.
    Freitag, 16. August. An diesem Tag war ich der oben beschriebene Fahrer des Notarztes und gerade im Begriff, mir in der Wache eine Suppe zu kochen. Mittagessen. Wir hatten bis kurz vor Mittag noch keinen einzigen Einsatz gehabt. Bis dahin versprach es, ein entspannter Tag zu werden. Doch wie so oft war es auch diesmal: Ich hatte meinen Gedanken an eine ruhige Schicht noch nicht ganz zu Ende gedacht, da ertönte der Alarmempfänger. Aller gegensätzlichen Annahmen zum Trotz war es offenbar doch möglich, Einsätze »herbeizudenken«.
    Unter Rettern kursieren viele Mythen zum Thema »Einsatzhäufigkeit« und wann diese Einsätze genau eintreffen. Der eine Retter meint, ihn würde es immer dann besonders hart treffen, wenn seit mehreren Stunden kein Einsatz stattgefunden hatte. Ein anderer Retter sagt, ihn treffe es überhaupt nicht, denn er sei die Einsatzbremse schlechthin. Mein Kollege André gab sich selbst den Spitznamen »Mr Pestilence«, weil extrem grausame Einsätze komischerweise immer ihm zufielen. Nicht, dass »Mr Pestilence« dies gewollt hätte, aber die Statistik sprach tatsächlich für Andrés Theorie, schreckliche Einsätze anzuziehen wie ein Magnetfeld einen Eisennagel. Ein Phänomen, für das mir nach wie vor jegliche Erklärung fehlt.
    Der junge Notarzt Erwin nahm seine Jacke. Er war gerade dabei, sich auf seine chirurgische Facharztprüfung vorzubereiten. Auf dem Weg ins Fahrzeug konstatierte er, dass es jetzt ohnehin schon viel zu lange ruhig gewesen sei. »Medizinerlogik« nennt man diese Art, sein Einsatzschicksal zu beschreiben.
    André und

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