Sieben Jahre Sehnsucht
hör jetzt um Himmels willen nicht auf.«
Lady Trent war zwischen ihrem Liebhaber und der Holzwand eingekeilt. Was bedeutete, dass Caulfield in Jess’ Richtung blickte.
Zwei glimmende Punkte in der Dunkelheit verrieten sich durch ein Blinzeln.
Er sah sie. Starrte sie an.
Jess wünschte, die Erde würde sich unter ihr auftun und sie verschlingen. Was sollte sie machen? Welches Verhalten war in solch einer Lage angemessen?
»Lucius! Oh Gott!« Das verwitterte Holz der Laube knarrte und quietschte. »Dein großer Schwanz in mir fühlt sich köstlich an. Komm, beweg dich.«
Unwillkürlich griff sich Jess an den Hals. Trotz der Kälte trat ihr der Schweiß auf die Stirn. Der Schrecken, den sie beim Anblick eines kopulierenden Mannes eigentlich empfinden müsste, blieb bemerkenswerterweise aus. Weil es Caulfield war und er sie faszinierte. Sie war wie gebannt – eine Mischung aus Neid auf seine Freiheit und Entsetzen über die Leichtfertigkeit, mit der er sich über gesellschaftliche Normen hinwegsetzte.
Sie musste weg von hier, bevor sie gezwungen wäre, Lady Trent über ihre Anwesenheit in Kenntnis zu setzen. Vorsichtig machte sie einen neuerlichen Schritt nach vorne …
»Warte.« Caulfields Ton war schroff.
Jessica zuckte zusammen.
»Ich kann nicht!«, keuchte Lady Trent.
Doch Caulfield hatte nicht zur Countess gesprochen.
Seine eine Hand war ausgestreckt, wies in Jessicas Richtung. Die darin liegende Aufforderung ließ Jess erstarren.
Einen endlos währenden Moment hielt sie den Blick auf seine funkelnden Augen gerichtet. Sein Atem wurde rau und keuchend.
Er umklammerte wieder den Strebebalken und begann sich zu bewegen.
Seine Stöße waren zunächst langsam und gewannen dann mit zunehmendem Tempo an Intensität. Das rhythmische Knarren des Holzes schlug von allen Seiten auf Jess ein. Sie sah nichts außer den beiden Händen und dem funkelnden Blick, der eine spürbare Glut verströmte, doch die Laute, die sie hörte, ließen Bilder in ihr entstehen. Caulfield fixierte sie ununterbrochen, selbst dann noch, als er so wild zustieß, dass Jess sich fragte, wie die Countess bei so brutalen Bewegungen noch Lust empfinden konnte. Doch Lady Trent war außer sich, stieß schrille Schreie aus und feuerte ihn mit vulgären Worten an.
Jess war von dieser Darbietung zutiefst beeindruckt. Es zeigte einen Aspekt des Geschlechtsverkehrs, der ihr bislang nicht bekannt gewesen war. Sie wusste um die technischen Details; ihre Stiefmutter war da sehr genau gewesen. Zuck nicht zusammen oder weine, wenn er in dich eindringt. Versuch, dich zu entspannen; das wird dein Unbehagen mildern. Gib keinerlei Laute von dir. Beanstande niemals etwas . Aber den wissenden Blicken anderer Frauen und dem Geflüster hinter Fächern hatte sie entnommen, dass da noch mehr dahinter sein musste. Jetzt hatte sie den Beweis. Jeder Lustschrei, den Lady Trent von sich gab, hallte in Jess wider, sprach alle ihre Sinne an. Ihr Körper reagierte instinktiv – ihre Haut prickelte, und ihr Atem wurde keuchend.
Sie begann unter der Kraft von Caulfields Blick zu erzittern. Obwohl es sie verlangte, der Intimität dieses Geschehens zu entfliehen, war sie außerstande, sich zu bewegen. So unmöglich es war, kam es ihr doch so vor, als würde er direkt in sie hineinsehen, durch die Fassade hindurch, die ihres Vaters Hand gemeißelt hatte.
Die unsichtbaren Fesseln, die sie an ihrem Platz festhielten, zerrissen erst in dem Moment, als Caulfield den Höhepunkt erreichte. Sein rauer Aufschrei wirkte auf Jess wie Sporen auf ein Pferd. Sie stürmte los, ihr Tuch mit gekreuzten Armen über ihren vollen, schmerzhaft ziehenden Brüsten festhaltend. Als Temperance hinter einem Busch hervorkam, um sie zu begrüßen, schluchzte sie vor Erleichterung auf. Sie hob den Mops hoch und rannte mit ihm zu dem Weg, der zurück zum Herrenhaus führte.
»Lady Jessica!«
Der Ruf ertönte, als Jess im rückwärtigen Garten angelangt war. Vor Schreck wäre sie fast gestolpert. Ihr Herz raste, und sie fühlte sich wie ertappt. Mit wehenden Röcken wirbelte sie herum und hielt nach dem Rufer Ausschau, voller Bangen, es könnte Alistair sein, der sie um Diskretion bitten wollte. Oder schlimmer noch, ihr Vater.
»Jessica! Bei Gott, ich habe dich überall gesucht.«
Erleichtert atmete sie auf, als sie Benedict sah, der aus dem Haus heraus auf sie zukam, doch ihre Erleichterung schlug alsbald in Wachsamkeit um. Er schritt so entschlossen und energisch über die taubedeckten Wege,
Weitere Kostenlose Bücher