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Sieben Leben

Sieben Leben

Titel: Sieben Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Aschberg
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Ich hatte
eher ein Händchen, mir die falschen Frauen auszusuchen, um mich dann in
herzerfrischender Hilflosigkeit zu fragen, warum es nicht richtig geklappt hatte.
Oder zumindest nicht lang genug. So schwer konnte das doch nicht sein, in Film
und Fernsehen war das doch auch kein Problem.
    Irgendwann hatte ich die Nase voll von unerfüllten
Tagträumen von rauschendem Sex im Büro, und das einzige, was fortan im Büro
rauschte, waren die Akten auf meinen Ablagestapeln.
    Und prompt lernte ich Ilse kennen. Mit rauschendem Sex im
Büro war es zwar wieder nichts, nicht mit Ilse, dafür aber mit gemeinsamen
Restaurantbesuchen, Kinofilmen und langen Abendspaziergängen. Romantische
Zweiergesprächen bei Kerzenschein mit ökologisch unbedenklichem Wohlfühltee.
Gegen Abend gerne auch mit Rotwein statt Tee, und irgendwann dann auch Kaffee
zum Frühstück.
    Trotzdem vermißte ich nach einiger Zeit das Reisen und den
Reiz des Unbekannten, kehrte dem Innendienst wieder den Rücken und wechselte in
den Vertrieb. Aus Rotwein wurde Prosecco, die gemeinsamen Abende wurden
seltener, aber Ilse blieb Ilse. Als Sachverständige reiste sie fast so viel in
der Welt herum, wie ich, also war das kein Problem für uns.
    Ich machte meine Sache nicht schlecht an der Vertriebsfront
und auf einmal war ich unser Sales Champion. Der Mann mit den höchsten
Abschlüssen im Geschäftsjahr. Meine Zeit im Innendienst erwies sich jetzt als
unschätzbarer Vorteil, denn anders als viele meiner Kollegen hatte ich
tatsächlich eine vage Vorstellung von den Produkten, die ich an den Mann zu
bringen hatte.
    Aus Prosecco wurde Champagner und aus mir der neue
Geschäftsführer Vertrieb, mit mehr Terminen, als man es für möglich halten
sollte. Dafür aber mit einer nagelneuen Oberklasse-Limousine.
    Ein paar dieser Termine wollte ich eigentlich heute abend
vorbereiten. Wenn ich meine Gedanken weiter so schweifen ließ, würde da nichts
draus.
    Ich sollte mir ein Beispiel an Simpson nehmen. Während ich
die hereinbrechende Dämmerung mit Reflexionen zu meinem Werdegang beglückte,
hatte Bart offenbar seine Metallteile fertig poliert und machte sich jetzt an
einer schweren Walze zu schaffen. Ein unglaubliches Pensum, was der Mann da im
Schweiße seines Angesichts absolvierte.
    Schweiß im übertragenen Sinne, denn echte Schweißtropfen auf
seinem Angesicht ließ die infernalische Windmaschine, vor der er nahezu sein
gesamtes Arbeitsleben zu verbringen schien, nicht zu.
    Ich überlegte, was Bart wohl für einen Beruf hatte und nahm
mir vor, morgen vor dem Sprung ins Taxi kurz einen Blick auf seinen Laden zu
werfen.
    Jetzt aber genug. Wenn ich so weitermachte, konnte ich auch
gleich die Füße hochlegen, den lauen Abend genießen und in Ruhe darüber
nachdenken, was eigentlich wichtig war im Leben.
    Gut, dass ich kein Schriftsteller geworden war. Bei meinem
Hang, mich - sowie niemand zuschaute - mit allem möglichen zu beschäftigen, nur
nicht mit der vor mir liegenden Aufgabe, hätte ich bis heute wahrscheinlich
nicht mal eine Kurzgeschichte zu Papier gebracht, geschweige denn einen Roman.
    Ich schnappte mir den verschmierten Ausdruck meines
Terminkalenders. Ich mußte meiner Sekretärin dankbar sein, dass sie mich so an
der kurzen Leine hielt, es war zu meinem Besten.
    Was hatten wir denn hier? Die Kleine hatte wirklich ganze
Arbeit geleistet, es war kaum etwas zu entziffern.
    Dr. Ferkelstein? Sagte mir nichts.
    Dr. Fredestein? Feuerstein? Frankenstein?
    Natürlich, Dr. Frankenfeld! Er war Personalvorstand eines
bekannten Unternehmens. Weltmarktführer in Sachen Schrauben. Oder Gewinde? Etwas
in der Art. So genau wußte ich es nicht. Aber ich wußte, dass er mit dem
Gedanken spielte, in der kompletten Firmengruppe die Altersvorsorge
umzustellen. Einheitliche europäische Standardzusagen in allen
Landesgesellschaften, durchgängige Umstellung der Bilanzpositionen zum Thema
Pensionsverpflichtungen, das volle Programm. Und wir hatten genau das richtige
Produkt für den Mann an der Hand. Wenn wir diesen Deal holten, dann hatte ich
meine Abschlußziele für das nächste Jahr schon so gut wie in der Tasche. Meiner
Vertriebsmannschaft würde ich das natürlich nicht auf die Nase binden,
geschweige denn meinem Aufsichtsrat. Aber ich würde schon mal viel ruhiger
schlafen und in Ruhe darüber nachdenken, was ich mit dem Bonus am Jahresende
Schönes anfangen würde.
    Dr. Frankenfeld hatte ein Vorabtreffen unter vier Augen
vorgeschlagen, quasi von Chef zu Chef, um die

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