Sieben Pfoten für Penny - Das Schloss der weißen Pferde - Brezina, T: Sieben Pfoten für Penny - Das Schloss der weißen
die hier lebten. Was heute grau und verfallen wirkt, kann morgen bereits neu erstrahlen und erfüllt sein mit Freude. Es sind dieselben Mauern, dieselben Bäume, dieselben Wiesen. Es können sogar dieselben Menschen sein. Wichtig ist nur eins: Etwas in ihnen hat sich verändert. Sie haben ihre Einstellung geändert. Die weißen Pferde laufen wie vor hundert Jahren über die Wiesen. Sie werden es noch lange tun. Ihr Lauf ist fröhlicher geworden, kraftvoller und mit frischem Schwung. So wie das Leben der Schlossbewohner, die ihre Augen geöffnet und auf das Neue gerichtet haben.«
Nach diesem letzten Satz blickte sie weiter auf die ausgedruckten Seiten in ihrer Hand. In der Klasse war es ruhig. Penny sah auf, und ihr Blick kreuzte den von Sofia von Ratstätt. Sie stand hinten gegen die Wand gelehnt und hatte alles mitgehört.
Penny wusste, dass Sofia hier war. Die Lehrerin hatte sie vorher gebeten, anwesend sein zu dürfen.
Sofia schluckte und nickte Penny lächelnd zu. Es war ein gelöstes und glückliches Lächeln. Sie streckte den Daumen nach oben.
»Gratuliere Penny, und ich wiederhole mich. Das ist eine außergewöhnliche Arbeit. Wir können aus deinen Zeilen viel Interessantes lernen.«
Der Lehrer versuchte, eine kleine Diskussion mit der Klasse zu beginnen. Penny bat, kurz hinausgehen zu dürfen. Herr Blaufuss hatte nichts dagegen.
Sofia verließ die Klasse gemeinsam mit Penny. Schweigend gingen die zwei über den Gang zu einem der hohen Fenster. Es war offen, und von draußen drangen Sonnenstrahlen, warme Luft und der Gesang der Vögel hinein. Die Autos klangen viel weiter entfernt als sonst. Es war ein Tag, an dem einfach alles in Ordnung war.
»Wunderbar, einfach wunderbar!«, sagte Sofia mit rauer Stimme. »Du hast großartig beschrieben, was sich in unserem Schloss abgespielt hat. Toll, wie du das einfangen konntest. Ich kann dir nur gratulieren.«
Penny sagte nichts. Sie war verlegen.
»Du weißt, dass sich das alles gerade verändert, nicht wahr?« Sofia blickte aus dem Fenster in die Krone eines Kastanienbaums.
»Heute Nachmittag fahre ich zu den Pferden. Mam braucht mich als Testreiterin. Nach der Vergiftung hatten die meisten Verspannungen und Probleme mit der Wirbelsäule.«
»Soll ich dich mitnehmen? Ich unterrichte bis drei Uhr.«
»Sie … Sie fahren auch zum Schloss?« Das erstaunte Penny.
»Ja, ich habe mich mit Großmutter ausgesöhnt. Sie hat mich angerufen und eingeladen. Das liegt schon ein paar Wochen zurück.«
»Das wäre großartig. Ja, ich fahre gerne mit Ihnen.«
»Nenn mich einfach Sofia, gut?«
»Gerne, Sofia!«
Penny war seit dem fürchterlichen Tag des Giftanschlags auf die weißen Pferde schon einige Male wieder im Schlosspark der Ratstätts gewesen.
Ihr Vater hatte nach seiner überstürzten Rückkehr aus Paris sofort die weitere Behandlung von seinem Kollegen übernommen.
Die Vergiftungsfolgen waren schlimm gewesen, aber mit vereinten Kräften hatten die Tierärzte es geschafft, alle Pferde durchzubringen.
Bisher hatte Penny immer geglaubt, dass Elvis’ alte Karren die klapprigsten Autos waren, die es überhaupt auf der Straße gab. Sofias Wagen aber übertraf alles. Er war geschätzte fünfzig Jahre alt und hatte ein Stoffdach besessen, das mittlerweile vollständig fehlte.
Die Geräusche, die der Motor von sich gab, hörten sich an wie ein Schlagzeug, das jemand mit Hämmern bearbeitete. Gezählte vierunddreißig Mal soff das Auto auf der Fahrt ab und sprang erst jeweils beim vierten oder fünften Startversuch wieder an.
Trotzdem erreichten sie irgendwann den Schlosspark und schließlich die Pferdestallungen. Matthias und Margit Moosburger waren an diesem Nachmittag beide hier, um nach den Pferden zu sehen.
Nachdem Penny aus dem Auto ausgestiegen war, wurde sie noch von jemand anderem begrüßt.
»Hallo Penny, gut, dass du kommst. Du wirst staunen über die Fortschritte von Fina und den anderen.«
Dr. Brinder kam ihr in Gummistiefeln und einem offenen Jeanshemd entgegen. Sie strahlte über das ganze Gesicht.
»Melitta, kannst du mir bitte die Injektion für Hexa vorbereiten«, rief Dr. Moosburger aus dem Stall.
»Kommt sofort, Matthias. Penny ist übrigens gerade angekommen!«
»Hallo, Tochter!«
»Hallo, Paps! Ich komme gleich zu euch«, versprach Penny. Sie begleitete Melitta Brinder zum Auto ihres Vaters, wo er im Kofferraum eine kleine Reiseapotheke verstaut hatte.
»Neuigkeiten von Lotta?«, wollte sie wissen.
Dr. Brinder nahm zwei
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