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Sieben Siegel 02 - Der schwarze Storch

Sieben Siegel 02 - Der schwarze Storch

Titel: Sieben Siegel 02 - Der schwarze Storch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Teemischungen waren bei den Kindern berüchtigt für ihre Ungenießbarkeit.
    Kyras Tante trug wie immer eines ihrer naturfarbenen Leinenkleider. Ihr hellrotes Haar war mit zahllosen Spangen und Gummis hochgesteckt und stand zerzaust in alle Richtungen ab. Sie war eine schöne Frau, und Kyras Ähnlichkeit mit ihr war bestechend. Kassandra war die Schwester von Kyras Vater, Professor Rabenson, und sie war mit Sicherheit die großartigste Tante, die man sich wünschen konnte.
    Chris rümpfte die Nase, als sie seine Teetasse mit übel riechendem Gebräu füllte. Dann fiel ihm wieder ein, weshalb Lisa und Nils hergekommen waren.
    »Eure Eltern also«, meinte er unheilschwanger. »Haben sie schon … na ja, haben sie die Türen gesehen?«
    »Und die Böden?«, ergänzte Kyra.
    »Was haben sie zu dem Feuer im Weinkeller gesagt?«
    »Und waren sie schon im Ballsaal?«
    Lisa und Nils wechselten einen amüsierten Blick. »Die Großtante unserer Mutter –«, begann Lisa, wurde aber von Nils in priesterlichem Tonfall unterbrochen: »Gott habe sie selig.«
    »Äh, ja, natürlich«, meinte Lisa mit unterdrücktem Grinsen. »Na ja, auf jeden Fall war sie reich.«
    »Sehr reich«, sagte Nils.
    Chris und Kyra hörten mit offenen Mündern zu.
    Nur Tante Kassandra blieb gewohnt pragmatisch. »Dann kann der alte Kasten ja endlich renoviert werden.«
    »Das wird er auch«, bestätigte Nils. »Und zwar von oben bis unten.«
    Lisa nickte stolz. »Wir kriegen einen großen Swimmingpool.«
    »Überdacht«, fügte Nils hinzu. »Und eine Sauna.«
    »Einen Großbildfernseher.«
    »’nen neuen Videorecorder.«
    »Whirlpools.«
    »Videospiele.«
    Tante Kassandra seufzte. »Dann wird das schöne Geld wohl bald wieder futsch sein.«
    »Was haben eure Eltern zu den Türen gesagt?«, fragte Kyra noch einmal.
    »Ach, die sind immer noch ganz aus dem Häuschen wegen der Erbschaft …« Lisa machte eine wegwerfende Handbewegung. »Außerdem werden im ganzen Kerkerhof neue Türen eingebaut. Und neue Rahmen. Neue Parkettböden. Überhaupt wird alles neu.«
    »Neureich«, kommentierte Tante Kassandra trocken und nippte an ihrem Tee.
    Kyra warf ihr ein Lächeln zu, dann wandte sie sich wieder an ihre Freunde. »Das heißt also, es gibt keine Strafe?«
    Nils nickte. »Keine Strafe.«
    »Was habt ihr ihnen denn erzählt?«, wollte Chris wissen.
    Lisa kicherte. »Dass wir auf den Gängen mit den Rollerblades geübt haben.«
    Kyra hob ungläubig die linke Augenbraue. »Die Türen haben ausgesehen, als hätte eine Horde Elefanten mit Rollerblades geübt.«
    Nils grinste. »Wir haben gesagt, Chris sei noch ein wenig unsicher.«
    » Ich? « , fuhr Chris auf.
    Nils und Lisa prusteten los. »War nur ein Scherz.«
    Tante Kassandra räusperte sich. »So, und jetzt trinkt euren Tee. Schnell, bevor er kalt wird.«
    Als sie den Widerwillen auf den Gesichtern der Kinder sah, fügte sie mit diabolischem Grinsen hinzu:
    »Ihr habt doch allen Grund zum Anstoßen, oder?«

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