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Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Titel: Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Sicht. Ein uralter Schlüsselbund baumelte am Schloss. Der Gitterflügel stand weit offen. Die schleifenden Laute drangen aus dem Kerker dahinter.
    Der Lichtschein flackerte wieder wie eine Kerze im Abendwind. Lisa sah sich in Gedanken schon allein in völliger Finsternis stehen, gleich vor dem offenen Gitter, während das Schleifen immer näher kam, und näher …
    Sie traten an das offen stehende Gitter heran. Kyra hob die Lampe und leuchtete mehr schlecht als recht ins Innere der Tunnelkammer. Das Flimmern reichte kaum mehr drei, vier Meter weit, geschweige denn bis zur Rückwand.
    Aber etwas anderes wurde in dem schwachen Schein sichtbar.
    Etwas, das davongezerrt wurde. Ein Hauch von Gelb, der mit den Schatten verschmolz.
    Und dahinter – groß, so entsetzlich groß – eine Silhouette.
    Erst glaubte Lisa, es sei einer von Damianos Wasserspeiern. In der Tat hatte das Wesen die gleichen verschobenen Proportionen, die gleiche massige Erscheinung.
    Doch dieser Wasserspeier bewegte sich.
    Ein lebender, atmender, hungriger Gargoyle!
    Kyra und Lisa schrien gleichzeitig auf. Wirbelten herum. Rannten los.
    Die Schwärze hinter den Gittertüren war nicht länger leer. Mit einem Mal entstand überall Bewegung. Umrisse tauchten aus den Schatten empor, manche schlaftrunken, andere blitzschnell. Rechts und links des Korridors waren plötzlich Pranken, die zwischen den Gittern hervorstießen, zupackende Klauen. Finger, dick wie junge Baumstämme, mit rauer Lederhaut überzogen. Krallen, einige abgenagt, viele so scharf wie Rasierklingen.
    Seit Jahrhunderten hatten diese Wesen geschlafen. Damianos Modelle. Die lebenden Vorbilder seiner Kunst.
    Hatten geschlafen und geträumt, gepeinigt von Visionen von frischem, warmem Fleisch. Von Freiheit. Endlich wieder Freiheit!
    Die Schreie hatten die Schlafenden geweckt. Zuerst das Brüllen der Frau, dann das schrillere Kreischen der Mädchen.
    Jetzt waren sie wach. Und sie verlangten nach Nahrung. Nach Bewegung. Nach Freisein unter endlosem Himmel.
    Lisa und Kyra rannten, so schnell sie nur konnten. Bückten sich unter vorschnellenden Klauen, sprangen über klebrige Zungen wie von Riesenfröschen.
    Immer noch erwachten neue Gefangene, sprangen vor, rüttelten unter wahnsinnigem Geschrei an den Gittern. Wie Äste eines lebendigen Waldes ragten Finger, Fühler, ganze Arme zwischen den Stäben hervor, tasteten vergeblich nach den beiden Mädchen.
    Hinter Kyra und Lisa ertönte das Klirren des Schlüsselbundes. Dann wurde krachend eine Tür aufgeschleudert. Noch eine. Und noch eine.
    Diese Wesen besaßen Intelligenz. Sie wussten, was mit den Schlüsseln zu tun war. Sie befreiten einander. Und sie nahmen die Verfolgung ihrer Opfer auf.
    Lisa folgte dem flimmernden Schein der Taschenlampe, ein Irrlicht, das vor ihnen über den Boden zuckte. Nicht nachdenken. Nicht zögern. Nur reagieren. Laufen, springen, sich bücken. Überleben.
    Sie hatten die Werkstatt fast durchquert. Noch zwei Meter, noch einer …
    Die Batterien waren am Ende.
    Diesmal gab es kein erneutes Flirren, keine letzte Gnadenfrist. Die Schwärze kroch aus Spalten und Winkeln hervor wie ein Ameisenheer.
    Das Licht erstarb.
     

Der schlimmste Fehler
    Chris hielt sich nicht erst mit den Sprossen auf, als er die Schreie der Mädchen hörte. Ohne zu überlegen, glitt er an den Griffleisten der Leiter in die Tiefe. Der grelle Strahler, den er aus dem Jeep mitgebracht hatte, fraß eine Glutbahn in die Dunkelheit.
    Jemand raste auf ihn zu.
    »Lisa! Kyra!«
    Beide sagten kein Wort. Rissen nur an seinem Sweatshirt, an seinen Armen. Zerrten ihn mit sich zur Leiter.
    Von oben packte Nils Kyras Hände und zog sie aus dem Loch. Danach kam Lisa an die Reihe, zuletzt endlich Chris.
    »Die Platte!«, schrie Kyra mit sich überschlagender Stimme. »Wir müssen die Öffnung verschließen!«
    Die Jungen stellten keine Fragen. Das Poltern und Rumpeln in der Tiefe nahm alle Antworten vorweg. Es klang, als tobe eine Armee von Riesen aus den Katakomben herauf.
    Nils gab der Leiter einen Stoß, sodass sie im Abgrund verschwand. Dann packten sie zu viert die Platte. Chris glaubte, noch etwas zu sehen, Sekundenbruchteile bevor sich die Öffnung schloss. Etwas Großes, mit Fängen so lang wie Brotmesser.
    »Wie lange wird sie das aufhalten?«, brachte Lisa atemlos hervor.
    »Eine Minute. Zwei. Vielleicht auch überhaupt nicht.« Kyra verschwendete keine Zeit. Sie sprang auf und fuchtelte mit der erloschenen Taschenlampe Richtung Ausgang.
    Die vier

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