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Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano

Titel: Sieben Siegel 03 - Die Katakomben des Damiano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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würde mindestens eine oder zwei Minuten dauern.
    »Ich mach das schon!«, verkündete Chris entschlossen. Er wurde noch schneller, rannte an den anderen vorüber und sprang auf den freien Fahrersitz. Professor Rabenson staunte nicht schlecht, als Chris den Schlüssel herumdrehte und den Motor anließ.
    Kyra, Nils und Lisa hechteten auf die Ladefläche des offenen Jeeps. Ein Blick zurück verriet ihnen, dass der Gargoyle gerade durch den Tunnel tobte. Sein nachtschwarzer Umriss hob sich scharf gegen den hellgrünen Innenhof ab. Noch lagen zwischen ihm und dem Wagen mehr als dreißig Meter, aber das Wesen holte rasend schnell auf.
    »Du kannst Auto fahren?«, rief Kyra über ihre Schulter nach vorne.
    »Nein«, entgegnete Chris verbissen. »Wie kommst du darauf?«
    Und damit trat er aufs Gaspedal, rammte es nach unten bis zum Anschlag. Der Jeep machte einen Satz. Die Kinder auf der Ladefläche purzelten schreiend durcheinander. Der Wagen ruckelte noch ein-, zweimal, dann erstarb der Motor.
    Der Gargoyle kam näher. Jetzt hatte ihn auch Kyras Vater entdeckt. Der Professor hatte im Laufe seiner Forscherkarriere schon so manche Unfassbarkeit erlebt, hatte Wesen gesehen, die als ausgestorben oder als Hirngespinste galten. Es war beneidenswert, wie schnell er seinen Schock überwand.
    »Los!«, brüllte er Chris an. »Dreh den Schlüssel!«
    Erneut sprang der Wagen an.
    »Kupplung durchtreten«, kommandierte Professor Rabenson. »Jetzt das Pedal langsam zurückkommen lassen. Ja, genau so. Und dabei vorsichtig Gas geben.«
    Augenscheinlich unternahm Chris nicht zum ersten Mal den Versuch, ein Auto zu starten. Tatsächlich gelang es ihm diesmal, den Wagen ins Rollen zu bringen.
    Der Gargoyle verließ den Tunnel.
    »Schneller!«, brüllte Lisa voller Entsetzen.
    »Aufs Gas«, wies Professor Rabenson Chris an. »Und bleib ganz ruhig. Du machst das sehr gut.«
    Der Jeep gewann an Geschwindigkeit. Zweimal noch wies der Professor Chris an, auf die Kupplung zu treten – er selbst schaltete dabei erst in den zweiten, dann in den dritten Gang. Die Tachonadel stieg auf vierzig Stundenkilometer. Der Wagen rumpelte über den zugewucherten Weg, der zum Tor der Umzäunung führte. Bei jeder Wurzel wurden die Insassen nach oben geschleudert, ihnen allen peitschten tief hängende Äste ins Gesicht.
    »Du musst noch schneller fahren!«, rief Nils.

»Schneller geht’s nicht«, gab der Professor zurück. »Der Weg ist zu uneben. Wir werden umkippen oder gegen einen Baum knallen.«
    Lisas Stimme klang panisch. »Aber er holt auf!«
    Tatsächlich verminderte der Gargoyle seinen Abstand zum Jeep immer mehr. Zum Glück hielt ihn der enge Hohlweg durchs Dickicht davon ab, seine Schwingen einzusetzen. Aber auch zu Fuß war er schneller als der Wagen. Ihr Vorsprung betrug nur Sekunden.
    Chris gab sich alle Mühe, das Steuer gerade zu halten, doch die Erschütterungen machten das nahezu unmöglich. Immer wieder raste der Jeep um Haaresbreite an Zypressen und Baumstämmen vorüber, riss Zweige ab und schlenkerte heillos von einer Seite zur anderen. Kyra wusste kaum noch, was sie mehr fürchten sollte: die Kreatur, die ihnen folgte, oder Chris’ Fahrkünste. Wenn das eine sie nicht umbrachte, würde es zweifellos das andere tun.
    »Da kommen noch mehr!«, schrie Lisa plötzlich.
    Kyra wirbelte herum. »Wo?«
    Nils deutete nach hinten. Sein Arm wippte durch die rumpelnde Fahrt wild auf und ab. »Da! Ich hab sie auch gesehen. Sie sind hinter dem anderen.«
    Tatsächlich! Nun entdeckte auch Kyra sie. Wenn sich der vordere Gargoyle unter den tiefen Ästen bückte, konnte man sehen, dass ihm zwei weitere Kreaturen folgten. Sie waren kleiner als er, ihre Umrisse fast zierlich. Dafür hatten sie lange Schnauzen wie Krokodile, aus denen rundherum fingerlange Zähne ragten. Auch sie besaßen Schwingen, zerfetzte, verkümmerte Flughäute.
    Chris trat das Gaspedal noch weiter durch. Professor Rabenson protestierte lautstark, doch seine Worte gingen im Lärm des aufjaulenden Motors unter. Der Jeep gewann abermals an Tempo und vergrößerte zum ersten Mal seinen Vorsprung.
    Über ihnen, jenseits des dichten Blätterdachs, verdunkelte ein gewaltiger Umriss den Himmel. Heftige Windstöße rissen die Zweige auseinander. Kyra gelang es, einen flüchtigen Blick auf das zu erhaschen, was über den Baumwipfeln vorüberzog.
    Ein geflügelter Gargoyle!
    Größer noch als der erste, fast so wie ein Drache.
    »Er schneidet uns den Weg ab!«, schrie sie, um den Motor zu

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